Verwehungen. Jutta Aysia
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In unserem Stadtteil gibt es drei Klicken. Die Klicke aus der Sophien Straße, die aus der Randauerstraße und wir, die aus der Mariannen Straße. Häuserzeilen, welche in den zwanziger Jahren für die Arbeiter des Stahlwerkes gebaut wurden, ohne jeglichen Schnickschnack und mit einem Plumpsklo für alle Mieter eines Aufganges. Da kommt man so manches Mal in Nöten. Und hier bin ich der Boss aus der Mariannen Straße. Keiner kann so schnell Roller fahren, oder so schnell laufen wie ich, oder canceln um Pfennige, oder kieseln mit Kiesel und Peitsche.
Nur Singen kann ich nicht, das klingt einfach fürchterlich. Manchmal spielen wir Schlagerparade bei uns auf dem Hinterhof. Ein Hinterhof, wie Zille ihn nicht besser hätte illustrieren können. Ein paar fast verfallene Kaninchenställe und ein Fahrradschuppen, Wäscheleinen und altes Straßenpflaster zieren den Hinterhof. Der Putz an den Hauswänden bröckelt und die Farbe Grau tendiert hier an erster Stelle. Zum Singen ziehen wir uns eine Decke als Vorhang im Durchgang des Hinterhauses und mittels eines Kochlöffels, als Mikrophon gedacht, gibt jeder sein bestes. Bernd, ein Mitbewohner des Vorderhauses kann am schönsten singen. Er kauft sich die damals erhältlichen Texthefte und lernt die Liedtexte der derzeit aktuellen Schlagersänger auswendig. „ Rote Lippen soll man küssen….“, na ja ich habe weder diese Hefte, noch Talent zum Singen und somit werde ich dem Chor zugeordnet und musste brummen. Lange spiele ich das Spiel Schlagersänger nicht mit, dass ist für Memmen und Bernd ist eine.
Ich kriech lieber mit den mutigen Jungen aus der Klicke auf dem Ascheberg rum. Mir und meinem Bruder ist es aufs strengste untersagt, die Spielstraßen zu verlassen. Die anderen Kinder kennen solche Verbote nicht. Aber ich will unbedingt mit, also übergehe ich dieses Verbot und renne den Jungen nach. Vorbei an Oma, ja die Oma, immer seltener besuche ich sie. Dabei liebe ich sie so sehr. Mein Onkel Klaus studiert, irgendwo in unserer Republik und ist nie zu Hause.
Durch den sogenannten Kantorgang kommt man zum ehemaligen Ascheberg. Viel sieht man nicht mehr davon. Aber es reizt eben doch, über die Hügel und über die stinkenden Schlammlöscher zu rennen. Wer da nicht gut springen kann, sieht halt eben schlecht aus danach und noch schlechter bei den Eltern daheim. Denn Waschmaschinen gibt es noch nicht und fast jede Familie muss mit der Hand waschen. Dass das nicht leicht ist, davon kann ich ein Lied singen. Als ältestes Kind der Familie obliegt es mir ganz allein, meiner Mutter beim Waschen zu helfen. Freitags heizt mein Vater den großen Waschkessel im Waschhaus an. An solchen Tagen, zu mindestens im Winter, haben wir in unserem Kinderzimmer warme Füße. Die Waschküche liegt direkt unter unserem Zimmer. Früher war dies der Heuboden und die Waschküche ein Pferdestall. Heut heißt es Hinterhaus, wir wohnen dort, ohne Klo und Waschbecken. Die gekochte weiße Wäsche zieht meine Mutter durch eine Nassmangel und ich kleines Ding soll diese dann in einen großen Korb legen. Nach der Weißwäsche folgt die Buntwäsche und hier tret ich dann richtig in Aktion. Alle Socken gehören mir. Welch ungerechtes Spiel. Dazu stell ich mich auf einen kleinen Fußhocker und mittels Bürste schruppe ich Socke für Socke. „ Ich hasse Strümpfe“, sage ich meiner Mutter und schaue sie aus traurigen Augen an. Kein Erbarmen, nein, Mutter bleibt eisenhart und ich muss meine Arbeit zu Ende bringen. Dabei habe ich noch eine Schwester, welche ein Jahr vor mir geboren wurde. Karin brauchte nie beim waschen mit anpacken. Sie wohnt bei meiner zweiten Oma auf dem Land und genießt alle Vorzüge eines verwöhnten Einzelkindes. Manchmal fahren wir zu den anderen Großeltern. Der Weg dorthin dauert lange und nur mit Bahn oder Bus zu erreichen. Auch diese Oma liebt mich sehr. Sie herzt mich und drückt mich ständig, streichelt mein strohblondes Haar und schaut mich dann stets mit fragenden Augen an. Viel später erfahre ich, warum.
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