DNA-Genealogie - ein praktischer Ratgeber. Anja Kirsten Klein
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Daß Du in jeder früheren Generation ein Vorfahrenpaar hast, steht definitiv fest :-)
Je nachdem, wie weit Du mit Deiner genealogischen Forschung bisher gekommen bist: Es geht darum, mit Hilfe der DNA bisher identifizierte Ahnen zu verifizieren sowie weitere zu finden und zu belegen.
Die Primärquelle DNA hilft Dir also in diesem Fall zum einen beim Auffinden früherer Vorfahren, nach denen Du einfach noch nicht geforscht hast. Zum anderen hilft sie Dir bei kniffligen Fällen, bei denen Du anderweitig noch nicht weitergekommen bist - die berüchtigten "Toten Punkte" (englisch: "brickwalls").
Letztere ergeben sich z.B., wenn die Quellenlage - aus welchen Gründen auch immer - dünn ist. Das ist leider so, wenn Personen nicht erfaßt wurden (z.B. bei einer unehelichen Geburt der Vater nicht angegeben wurde), Quellen nicht zugänglich sind oder gar vernichtet wurden.
Mit DNA-Genealogie kannst Du also:
die Identität von Vorfahren und die genealogische Verwandtschaft zu ihnen verifizieren
Tote Punkte überwinden
Beispiele für Forschungsfragen, die sich in diesem Zusammenhang beantworten lassen:
Wer von zwei Brüdern ist der Vater?
Wer war die Mutter von Urgroßmutter Hedwig?
Stammen alle Träger eines Familiennamens wirklich aus derselben Familie, von demselben Stammvater ab?
3.2.2 (Entfernte) Verwandte entdecken
Eine weitere tolle Möglichkeit, die Dir die Quelle DNA eröffnet, ist das Entdecken von weiteren, meist recht weit entfernten Verwandten. Dazu gehören z.B. Geschwister Deiner Vorfahren und Cousins und Cousinen aus diesen Seitenzweigen.
Vielleicht hast Du von ihnen schon einmal in grauer Vorzeit gehört. Vielleicht waren sie Dir bisher gänzlich unbekannt. Oder ihr habt Euch aus den Augen verloren. Ein DNA-Test bietet die Möglichkeit, über das DNA-Matching eine Verbindung herzustellen.
Mit DNA-Genealogie kannst Du also:
Dir vorher völlig unbekannte Verwandte entdecken
Beispiele für Forschungsfragen, die sich in diesem Zusammenhang beantworten lassen:
Hatte Uroma Wilhelmine eigentlich Geschwister?
Habe ich Verwandte in den USA?
Was ist bloß aus Großcousin Hans geworden, der nach Brasilien ausgewandert ist?
3.2.3 Leibliche Eltern(teile) finden
Dieses Ziel ist ganz besonders für Menschen interessant, die zur Adoption freigegeben wurden, oder bei denen ein Elternteil - meist der Vater - unbekannt ist.
Auch in Fällen, wo die Vaterschaft eines anderen Mannes vermutet wird, kann ein genealogischer DNA-Test hilfreich sein, um den potentiellen leiblichen Vater zu bestätigen oder überhaupt erst zu finden.
Adoptierte haben mit der DNA als Quelle völlig neue Möglichkeiten, ihre Eltern und natürlich auch mögliche bisher unbekannte Geschwister und andere Verwandte aufzuspüren. Diese Möglichkeit kann ihnen die reine Papierforschung z.B. wegen fehlender Informationen oft gar nicht bieten.
Dadurch, daß DNA-Ergebnisse in vielen verschiedenen Datenbanken für das
Matching genutzt werden können, bieten sich große Chancen - und das weltweit.
Mit DNA-Genealogie kannst Du also:
Auch ohne andere Quellen leibliche Eltern und andere Verwandte finden
Gewißheit zur Vaterschaft bekommen
Beispiele für Forschungsfragen, die sich in diesem Zusammenhang beantworten lassen:
Wer sind meine Eltern?
Ist Hans Meier wirklich mein Vater?
Ich bin aus einer Samenspende entstanden, wer ist mein Vater?
Habe ich vielleicht sogar (Halb-)Geschwister, von denen ich nichts weiß?
3.2.4 Herkunftsschätzungen
DNA-Tests werden im Fernsehen und in anderen Medien gern plakativ mit den Herkunftsschätzungen beworben, z.B. mit solchen Aussagen wie "Du bist zu 14% Engländerin". Das mag für viele der erste Anreiz sein, einen DNA-Test zu machen.
Doch die Ergebnisse zur ethnischen Herkunft sollten für ernsthafte Ahnenforscher eher Mittel zum Zweck und nicht Hauptzweck für einen Test sein.
Im Zusammenspiel mit dem DNA-Matching bieten Dir die Zahlen zur ethnisch-regionalen Herkunft aber natürlich spannende Erkenntnisse. Diese können nämlich dazu beitragen, die Papierforschung zu untermauern oder Hinweise auf bisher noch nicht bedachte Forschungsregionen geben.
Mit DNA-Genealogie kannst Du also:
Die ethnische Herkunft herausfinden
Vermutete Herkunftsregionen von Vorfahrenzweigen untermauern
Beispiele für Forschungsfragen, die sich in diesem Zusammenhang beantworten lassen:
Eine Familienlegende bei uns besagt, daß der Urgroßvater aus dem Kaukasus kommen soll. Kann das sein?
Stammt der Familienzweig Lindenau wirklich aus Ostpreußen?
3.2.5 Medizinische Zwecke
Dieser Bereich ist stark im Kommen, soll an dieser Stelle jedoch nicht weiter thematisiert werden.
Durch eine entsprechende Gesetzgebung sind solche medizinischen DNA-Tests, wie sie inzwischen auch im Zusammenhang mit der Genealogie angeboten werden, nämlich in einigen europäischen Ländern verboten. Dies betrifft den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) sowie Frankreich.
3.3 Bedenken und Risiken
Ob DNA-Genealogie das richtige für Dich ist, kannst nur Du entscheiden. Die Entscheidung dafür oder dagegen kann Dir niemand abnehmen.
Wichtig ist, daß Du Dich gut informierst, mit Bedenken und potentiellen Risiken beschäftigst und diese stets im Hinterkopf behältst.
Folgende Aspekte solltest Du in diesem Zusammenhang genau beleuchten:
Datenschutz