Briefe von Kemal Kurt (1947-2002). Ulrich Karger

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Briefe von Kemal Kurt (1947-2002) - Ulrich Karger

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er handwerklich sehr geschickt, ich weiß nicht, wo er all diese Tätigkeiten gelernt hat.

       Ohne Maschinen und lediglich mit wenigen Nutztieren, so erzählten meine Eltern und auch meine älteste Schwester, die diese Zeit als heranwachsendes Mädchen erlebt hat, muss die Landwirtschaft für alle eine harte Knochenarbeit gewesen sein. Auf jeden Fall waren sie froh, nunmehr in der Stadt zu wohnen.

       Mein Vater war sehr temperamentvoll. Oft war er sanft, nachdenklich und extrem fürsorglich. Manchmal rastete er aus und zeigte, wie Wutausbrüche aussehen können. Oft ließ er sich an Gegenständen aus. Ich habe aber auch erlebt, wie er einmal meine Mutter und einmal meine Schwester schlug.

       Mich schlug er nie. Als der einzige Junge in der Familie und jüngstes der Kinder habe ich von ihm viel Zuwendung erhalten, aber nicht nur von ihm, auch von meiner Mutter und den drei älteren Schwestern. Mein Vater hat mich regelrecht verwöhnt mit allen Süßigkeiten und Naschereien, die die an unserer Haustür vorbeiziehenden Straßenverkäufer zu bieten hatten.

       Meine Mutter war ebenfalls eine leidenschaftliche und gefühlsbetonte Person, doch dabei auch sehr rational und pragmatisch. Zu ihr hatte ich eine sehr starke Bindung. Sie nahm mich überall hin mit, ich bin unter Frauen aufgewachsen. Zu Männern, die ja nach Zigaretten und Schnaps rochen, laut redeten und grob waren, hatte ich keinen Draht. So verbrachte ich die ersten zwölf Jahre meines Lebens in einer Welt von Frauen in absoluter Geborgenheit und wohlbehütet.

       Im Sommer fuhren wir oft zum Dorf zu meinen Großeltern. Alle Bewohner von Cesmeli sind Alewiten. Das ist eine Sekte innerhalb des Islams, die aber von den Orthodoxen als häretisch angesehen wird. Deshalb finden ihre Rituale im Verborgenen statt. Dazu aber, falls es Dich interessiert, im nächsten Brief mehr.

      Bis dahin alles Gute

       Kemal

      Berlin-Schöneberg, den 11. März 2001

       Lieber Ulrich,

       als ich vorhin Deinen letzten Brief wieder zur Hand nahm und das Datum darauf sah, habe ich einen Schreck bekommen: 02.02.!! Über fünf Wochen also habe ich mir Zeit gelassen mit der Antwort. Erst musste ich einen Elternbrief für den Arbeitskreis Neue Erziehung schreiben (eine zeitaufwändige Sache, die sehr gut honoriert wird), dann wollte Nord-Süd eine Bilderbuchübersetzung. Ich wollte die Antwort in Ruhe schreiben und mir Zeit damit lassen, weil sie mir wichtiger ist als diese Auftragsarbeiten. Aber die Zeit schlägt immer Haken, und ich komme nicht hinterher.

       Ich fand es sehr spannend, was Du über Deine Eltern und Deine Großeltern zu erzählen hattest. Für mich ist es eine fremde, ja exotische Welt: Berchtesgaden, der Krieg, Bombenangriffe, Tuberkulose. Unwillkürlich musste ich an „Schlafes Bruder“ denken. Es ist erstaunlich, wie viel Leid und Pein Menschen einstecken können und doch am Leben hängen.

       Vor fast zwanzig Jahren, als Lena noch ein kleines Kind war, kam meine Mutter nach Berlin uns besuchen. Damals wohnten wir in der Dortmunder Straße. Wir fuhren zu einem Feriendorf in Eisenärzt für Familien mit Kindern. Auch die Landschaft dort, die steilen Hänge, die Wiesen hatte ich vor Augen, als ich Deinen Brief las.

       Vielleicht kommt Dein Interesse für griechische Mythen daher, dass Du in Deinen Eltern tragische Heldenfiguren siehst.

       [..] ... Spaß beiseite, ich finde es schade, dass „Kindskopf“ noch keinem breiten Publikum zugänglich ist. Meines Erachtens ist es Dein Opus Magnum. [..] Morgen früh will ich Dir von Alewiten und ihren verborgenen Ritualen erzählen. Sei versichert, was Du alles über Deine Familie erzählt hast, war für mich sehr spannend. Ich will mehr davon.

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