Brennende Erde. Erich Muhsam

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Brennende Erde - Erich  Muhsam

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       Sylvester 1919

      Dem treuesten Kameraden,

      dem tapfersten Kampfgenossen,

      der Gefährtin in Glück und Not

      meiner Zenzl

      zugeeignet.

      Zum Beginn

      Januar 1909

      (Geleitwort zu Gustav Landauers Zeitschrift „Der Sozialist")

      Wollt ihr die Freiheit, so seid keine Knechte!

      Wollt ihr das Glück, so schaffet das Rechte!

      Wollt ihr die Früchte, so ackert die Saat!

      Wollt ihr das Leben, so leistet die Tat!...

      Pestluft lagert über der Welt;

      um das Große drängt sich die Kleinheit;

      trübe Dünste verfinstern die Reinheit,

      und der Mensch ist vom Haß entstellt.

      Um das Daseins armselige Brocken

      sind alle Fäuste wütend geballt.

      Denn die Not schleicht auf leisen Socken, –

      und Not ist hungrig und krank und kalt.

      Gute Menschen sind Räuber geworden,

      Denn sie haben, was andere entbehren.

      Gute Menschen sengen und morden,

      denn sie schützen, was andre begehren.

      Friedliche Menschen sind tobende Horden,

      freie Menschen sind Sklaven geworden, –

      und Gottes gepriesenes Ebenbild

      ward zum reißenden Tier, raubgierig und wild.

      Blutend am Boden wimmert der Geist.

      Denn die Fäuste haben die Macht, –

      und unter den Hieben der Fäuste zerreißt

      das Licht des Geistes – und sinkt in die Nacht.

      Und um die Stirne schlingt sich ein Netz

      und schnürt dem Denken den Atem zusammen

      und tötet der Seele flackernde Flammen

      und fesselt das Fühlen – und heißt Gesetz.

      Und die da stöhnen in tausend Wunden,

      die sie einander im Hasse geschlagen,

      und die einander vor Gott verklagen, –

      sie werden von einer Kette gebunden...

      Und doch sehnt sich der Mensch nach Glück,

      und sehnt sich nach Freiheit und sehnt sich nach Leben,

      und möchte als Freund zum Menschen zurück,

      und möchte den Geist zur Freude erheben!

      Möchtet ihr, Menschen? Wohl! Reckt eure Köpfe!

      Öffnet die Augen! Dehnt eure Brust!

      Fühlt euch als freie, als eigne Geschöpfe!

      Wollet die Freiheit! Wollet die Lust!

      Alles Geschehens Geheimnis ist Wollen.

      Wollt euer Glück! Erwacht! Erwacht!

      Die Wellen nur fließen, die Steine nur rollen,

      die eine Kraft zur Bewegung gebracht.

      Menschen! Besinnt euch auf eure Kraft!

      Zur Arbeit, die Frieden und Freude schafft!

      Eine Welt der Freiheit ist zu gewinnen, –

      und der erste Schritt zum Glück heißt: Beginnen!

      Weckruf

      1909

      Die Augen auf! Erwachen

      aus Druck und Zwang und Staat!

      Ihr Armen und ihr Schwachen,

      besinnt euch auf die Tat!

      Die ihr dem Herrn den Spaten führt,

      die Häuser baut, das Feuer schürt, –

      sehnt ihr euch nicht nach Brot und Land?

      Den eignen Spaten in die Hand!

      Fort mit der Fessel, die euch band!

      In Reihen, Kameraden!

      Die ihr die Arbeit haßt,

      mit der man euch beladen, –

      werft von euch eure Last!

      Werft sie, wohin sie fallen mag!

      Schafft selbst euch euern Arbeitstag!

      Pfeift auf des Herren Dienstgebot!

      Nicht ihm – euch selbst backt euer Brot!

      Nicht ihn – euch selbst helft aus der Not!

      Ans Werk! Die Kinder schreien

      nach Brot und Bett und Kleid!

      Ans Werk, sie zu befreien

      Aus ihrem Weh und Leid!

      Ans Werk ihr Männer und ihr Frauen!

      Den Kindern gilt’s die Welt zu bauen!

      Mensch, fühl dich Mensch und sei kein Hund!

      Freiheit auf freiem Ackergrund!

      Dem Volk den Boden! Schließt den Bund!

      Freiheit und Land

      1910

      Es schwillt die Kraft. Der Arm greift aus.

      Die

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