Mehr als Freundschaft?. Sandra Grauer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mehr als Freundschaft? - Sandra Grauer страница 10
War er wirklich nicht locker genug und sah die Dinge manchmal zu ernst? Nachdem Mia und Pitt gegangen waren, dachte Leon noch lange darüber nach, während er auf seinem Bett saß und das Nirvana-Album Nevermind zum dritten Mal von vorne anfing. Vielleicht machte er sich das Leben wirklich selbst schwer. Wenn er sich einfach mal mit Pitt verglich … Okay, Pitt sah natürlich deutlich besser aus und war auch um einiges sportlicher, da brauchte sich Leon nichts vorzumachen. Hinzu kam, dass er nicht blöd war. Manchmal vielleicht ein bisschen faul, doch im Grunde war er gut in der Schule. Das eigentliche Geheimnis, warum Pitt bei allen so beliebt war, lag aber darin, dass er total locker war und alles mitmachte. Mit ihm konnte man Pferde stehlen und viel Spaß haben, und Spaß schien allen anderen das Wichtigste überhaupt zu sein. Warum war Leon selbst nur so unbeliebt und fand nur so schwer Freunde? Gut, er sah nicht sonderlich umwerfend aus, aber das taten andere auch nicht und fanden trotzdem Anschluss. Seine Unsportlichkeit schien da schon ein größeres Problem zu sein. Aber sollte er jetzt deshalb wie Pitt den Großteil seiner Zeit auf dem Fußballplatz rumrennen? Leon war intelligent und hatte gute Noten. Oft wurde er als Streber beschimpft, aber er sah nicht ein, sich seinen Notendurchschnitt zu versauen, nur damit er dadurch eventuell Freunde fand. Außerdem war er ja nicht verbissen. Es war nicht so, dass er nichts außer lernen tat. Eher im Gegenteil, die guten Noten flogen ihm einfach so zu, ohne dass er viel dafür tun musste. Alle anderen mussten richtig dafür kämpfen. Ob sie vielleicht eifersüchtig auf ihn waren? Er überlegte weiter. Er hatte keine coolen Hobbys, so wie die anderen. Hatte er überhaupt Hobbys? Er las viel und hatte Spaß daran, im Altenheim auszuhelfen. Das verstanden die anderen meist weniger. Zwar hörte er wie seine Mitschüler auch gerne Musik, aber natürlich war es nicht die »richtige« Musik. Leon stand mehr auf Nirvana und Linkin Park zu ihrer frühen Zeit. Das hörten die anderen zwar auch, aber nicht ausschließlich. Und wer kein Hip Hop oder Rap mochte, war sowieso sofort unten durch. Immerhin war er kein Freak, der den ganzen Tag bloß dämliche Computerspiele spielte, Star Trek schaute oder in einer LARP-Gruppe war. Das alles interessierte ihn nicht die Bohne. Aber das größte Problem lag wohl darin, dass er einfach nicht so gerne feiern ging wie die anderen. Er sah keinen Sinn darin, sich jedes Wochenende zu besaufen. Und mit dem Rauchen wollte er auch nicht anfangen. Außerdem, wer wusste schon, ob er wirklich beliebter wäre, wenn er sich jetzt bessere Hobbys und Eigenschaften zulegen würde? Wahrscheinlich würden die anderen ihn dann halt nicht mehr Streber oder Langweiler nennen, sondern Loser oder Alki. Er seufzte. Mia hatte mit Sicherheit recht. Egal, was er anstellen würde, Freunde würden aus ihm, Jasmin, Patrick und Konsorten eh nicht mehr werden. Auch nicht Mia zuliebe. Theoretisch müsste er noch einmal ganz von vorne anfangen und sich ein neues Image aufbauen. Aber das würde nur gehen, wenn er die Schule wechselte, und das hatte er nicht vor. Schließlich würde er dann auch Mia und Pitt verlieren, und darüber wollte er nicht mal nachdenken.
Emilia
Montag, 29. April, 18 Uhr Liebes Tagebuch …
Was ist eigentlich mit Leon los? Irgendwie ist er gerade ziemlich komisch drauf. Okay, ich kann schon irgendwie verstehen, dass er wegen der Sache am Samstag sauer ist. Wenn ich mir vorstelle, mich hätte jemand blamiert (auch wenn ich nach wie vor denke, dass Patrick das nicht mit Absicht gemacht hat) und meine Freunde hätten mich dann einfach ziehen lassen und sich schön weiter amüsiert, wäre ich wahrscheinlich auch sauer gewesen. Auch wenn ich finde, dass Leon das Ganze viel zu ernst sieht. Pitt hat schon recht. Leon müsste deutlich lockerer werden, aber wie sollen wir das nur hinkriegen? Er ist nun mal, wie er ist. Aber Moment mal, da fällt mir was ein … Ja, das könnte klappen.
»Hey Leon, hast du Donnerstag nach der Schule schon was vor?«, fragte ich und strich mir eine nasse Strähne aus den Augen. Ich hatte die ersten beiden Stunden frei gehabt und dummerweise meinen Regenschirm zu Hause liegen lassen, sodass ich von der Bushaltestelle aus durch den Regen hatte laufen müssen. Und es regnete in Strömen. Deshalb saßen Leon und Pitt auch drinnen auf einer Fensterbank und aßen dort ihre Pausenbrote.
Nun sah Leon mich überrascht an. »Nö, da hab ich noch nichts vor. Warum fragst du?«
»Das soll 'ne Überraschung werden. Sag einfach ja.«
Pitt zog