Befreiung durch Bälle jonglieren. Anton Weiß

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Befreiung durch Bälle jonglieren - Anton Weiß

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Tisch, um unserem klebrigen Reis zu Geschmack zu verhelfen. Einmal das übliche stinkende Fischcurry, aber daneben stand ein genießbares Schweinecurry. Wie schön, dachte ich, eine passende Mahlzeit, um meine Offenbarung zu feiern.

      Der Abt bediente sich vor mir. Er nahm drei riesige Kellen des herrlichen Schweinecurrys – der Vielfraß! Aber es war noch genug für mich übrig. Doch anstatt mir den Topf zu reichen, schüttete er das leckere Schweinecurry zu dem vergammelten Fischcurry, rührte alles genüsslich um und erklärte: ‚Eins ist sowieso wie das andere.’

      Ich war sprachlos. Ich schäumte. Ich war wutentbrannt. … Das Schwein.

      Wie ein Blitz traf mich dann die Erkenntnis. Erleuchtete haben keine Lieblingsspeisen, werden nicht wütend und belegen ihren Abt nicht mit Schimpfnamen – nicht einmal in Gedanken. Doch ich war fuchsteufelswild, und das bedeutete, dass ich ganz und gar nicht erleuchtet war.“

      (entnommen aus: Ajahn Brahm, Die Kuh, die weinte; S. 197 ff)

      Diese Geschichte zeigt wunderbar, was allgemein unter Erleuchtung verstanden wird, und dass dies noch längst keine Verwandlung des Menschen bedeutet, das heißt noch keine Transformation des Ich-Seins.

      Es bedeutet eben nur wenig, wenn man in Meditationshaltung wunderbare Erleuchtungserlebnisse hat, aber in seinem Menschsein der alte bleibt.

      Es geht darum, ein erfülltes, vom Ich befreites Leben in dieser Welt zu führen und nicht darum, sich aus dieser Welt zurückzuziehen und hehre Erlebnisse zu haben. Es geht um Verwandlung, um eine Transformation, um ein Neuwerden des Menschen. Und da stellt sich die Frage, wie ich es anstellen muss, dass sich diese Transformation ereignet und ich zu einem erfüllten Leben finde.

      Was steht denn dem im Wege, dass viele, obwohl sie in Wohlstand leben, nicht glücklich sind, und dass oft Menschen, die weniger haben, glücklicher sind als solche, die viel haben? Nahezu der gesamte Aufwand der Technik diente dazu, dem Menschen das Leben zu erleichtern und angenehm zu machen. Er erhoffte sich davon das Glück nach dem Motto: Je leichter und unbeschwerter das Leben ist, umso glücklicher werde ich sein. Wenn man diesem Irrtum nachgeht, stößt man unweigerlich auf eine Grundtatsache: Der Mensch erlebt sich als Ich, und das hat folgenschwere Konsequenzen. Letztlich ist es die Existenz als Ich, die es einem unmöglich macht, all das zu erleben, wonach sich der Mensch sehnt: Glück, Geborgenheit, Liebe, Verständnis, Frieden unter den Menschen und den Völkern, gelingende Partnerschaft usw.. In der Regel sind wir geneigt, das Misslingen des Lebens anderen zuzuschreiben: der schwierigen Kindheit, die man gehabt hat, dem Mangel an Zuwendung, den schwierigen Menschen, mit denen man im Beruf und Alltag zu tun hat, den eigenen Kindern, die sich nichts mehr sagen lassen und einem nur Sorgen bereiten. Meistens liegt die Schuld beim anderen. Wenn ich mich über etwas ärgere, dann ist es für mich selbstverständlich, dass es der andere war, der durch sein Verhalten mich zum Ärger veranlasst hat.

      Sind es immer die anderen, die daran schuld sind, dass ich unzufrieden bin oder läuft ganz grundsätzlich etwas falsch, das es mir unmöglich macht, Glück zu erfahren?

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