Geschichten aus der Murkelei. Ханс Фаллада

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geschichten aus der Murkelei - Ханс Фаллада страница 4

Geschichten aus der Murkelei - Ханс Фаллада

Скачать книгу

wir es wohl auch tun!«

      »Bei mir ist das eine andere Sache«, sprach die Katze streng. »Ich bin vom Hausherrn als Nachtwächter bestellt, daß sich keine Diebe einschleichen. Was ist denn das für ein roter Bonbon, in den ich euch da beißen sehe? Mir scheint, der ist gestohlen.«

      »Hihi!« rief die kluge Ameise. »Der Bonbon gehört mir, den habe ich für einen guten Rat bekommen.«

      »Der Bonbon gehört auf den Nachttisch der Hausfrau«, sprach die Katze noch strenger. »Gleich sagst du mir, wer ihn dir gegeben hat, sonst nehme ich ihn dir weg. Wenn du mir aber die Wahrheit sagst, sollst du ihn behalten dürfen.«

      Da wurde es der klugen Ameise um den schönen Bonbon angst, und sie verriet das Mäuseken und erzählte alles, was sie wußte. Die Katze aber wurde ganz aufgeregt, denn sie verstand nun, daß es das Mäuseken war, dem sie ihre Prügel zu verdanken hatte, und sie war sehr eifrig, die Ameise auszufragen. »Weißt du denn gar nicht, Ameise«, fragte sie schließlich, »wo das Mäuseken sein Loch hat?«

      »Nein, das weiß ich nicht«, antwortete die Ameise. »Aber wir Ameisen können überall hinkommen, und nichts bleibt uns verborgen, außer was in der Luft schwebt oder im Wasser schwimmt. Ich will alle meine Schwestern ausschicken, so werden wir das Loch schon finden.«

      Das geschah. Alle Ameisen wurden ausgeschickt, und schon nach einer kurzen Weile kam eine zurück und meldete, daß die Maus unter dem Küchenschrank in einem Loch liege und schlafe. »Das dachte ich mir«, sprach die Katze. »Da roch es vorhin schon so mäusisch.« Sie begaben sich also zum Küchenschrank, aber so sehr sich die Katze auch mühte, streckte und dünnmachte: der Spalt zwischen Schrank und Boden war zu klein, sie konnte nicht darunterkommen.

      »Was machen wir nun?« fragte die Katze ärgerlich. »Kriegen muß ich die Maus, und sollte ich einen ganzen Topf meiner süßen Schleckermilch dafür geben!«

      »Läßt du uns alle morgen früh von deiner süßen Schleckermilch trinken«, sprach die kluge Ameise, »so wüßte ich schon einen guten Rat.« Da versprach die Katze dies der Ameise hoch und teuer, und so sagte die Ameise: »Wir wollen eine meiner Schwestern schicken, damit sie das Mäuseken ins Ohr beißt. So wird es einen Schreck bekommen, hervorlaufen, und du hast es!«

      Wie gesagt, so getan. Die Ameise wurde ausgeschickt, die Katze aber setzte sich sprungbereit vor den Schrank und ließ ihre Augen mit voller Kraft leuchten, damit es auch hell genug wäre, und sie die Maus gleich sähe. Sie warteten – eine Minute – zwei Minuten – drei Minuten, sie warteten noch länger – schließlich kam unter dem Schrank hervor die ausgesandte Ameise. »I, du Faule!« rief die kluge Ameise wütend, »hast du denn die Maus nicht erwecken können? Besitzt du denn gar keine Kraft mehr in deinen Beißkiefern und keine Säure in deinem Leibe, daß du eine jämmerliche Maus nicht aus ihrem Schlafe zwicken und zwacken kannst –!?«

      Die Ameise aber berichtete, daß sie nach Kräften gebissen und Säure gespritzt habe, die Maus aber sei nicht aufgewacht. Da wurden andere Ameisen ausgeschickt, sie alle aber gingen umsonst: das Mäuseken wachte nicht auf. Das kam aber daher, daß die Maus in ihrem Loche auf der Seite schlief, so daß sie nur an ein Ohr heran konnten. Das Ohr aber, das oben lag, war das Ohr, das die Katze einmal bei ihrem mörderischen Überfall zerbissen und zerrissen hatte, wovon das Mäuseken ja auch Wackelohr hieß. In diesem Ohr hatte die Maus gar kein Gefühl mehr, und die Ameisen konnten beißen, soviel sie nur wollten – Wackelohr spürte nichts, sondern träumte ruhig weiter von ihrem Mäuserich.

      Schließlich ging die kluge Ameise selbst, aber sie konnte auch nicht mehr verrichten als die andern und ging umsonst. Da kam sie wieder und sprach zu der Katze: »Das Mäuseken läßt sich nicht wecken noch rühren, soviel man auch beißt. Aber ich weiß einen andern Rat. Gibst du uns von deiner süßen Schleckermilch, wenn ich ihn dir sage?«

      Die Katze antwortete: »Wenn ich die Maus kriege, sollt ihr süße Milch schleckern dürfen, soviel ihr nur wollt.«

      Damit war die Ameise zufrieden und sagte: »Morgen mit dem frühesten wird das Mäuseken in den Taubenschlag gehen, um auf dem Taubenrücken zum Mäuserich zu fliegen. Lege du dich nur auf die Lauer und fang sie ab, so hast du sie!«

      »Das ist ein guter Rat«, sagte die Katze. »Ich muß die Maus aber noch vor dem Schlag fassen, denn in den Taubenschlag einzutreten, hat der Hausherr mir streng verboten, und schlägt mich wohl tot, wenn er mich bei seinen geliebten Tauben erwischt.«

      »Nun, du hast ja alle Zeit, die Maus auf der Treppe zu fangen«, sprach die Ameise. »Gute Nacht.« Und damit gingen sie zur Ruhe. Die Katze suchte sich ein schönes Kissen auf einem Sofa und schlief ein. Die Ameise aber setzte sich auf die Treppe, damit sie die Katze gleich am frühen Morgen an die versprochene Schleckermilch erinnern könnte.

      Am frühesten erwachte diesen Morgen der Hausherr und stieg gleich auf den Dachboden, seinen lieben Tauben den Schlag zu öffnen, damit sie draußen sich ihr Futter suchen könnten. Weil er seine Augen aber im Kopf und nicht außen auf den Schuhen hatte, sah er die kluge Ameise nicht, die auf der Stufe schlief, und trat sie auf den Leib. »Hi –!« sagte die kluge Ameise und war tot, und damit hatte sie ihre Strafe weg, daß sie das Mäuseken an die böse Katze verraten hatte.

      Der Hausherr hatte gar nichts davon gemerkt, machte den Schlag auf, und alle seine Tauben flogen aus bis auf eine, die unruhig umherlief und gurrte: »Ruckediguck, wo bleibt die Maus? Guckediruck, ich möchte hinaus!«

      Der Hausherr, der ihr Gurren nicht verstand, fragte verwundert: »Was ist dir?«

      Indem kam schon die Maus mit fliegenden Beinen angesaust, denn die Katze war direkt hinter ihr. Die Katze bedachte in ihrem Jagdeifer nicht, daß sie nicht in den Schlag durfte, und lief ihr nach. Der Hausherr, der die Katze im Schlage sah, ergriff einen Knüppel und ließ ihn auf der Katze tanzen. Die Katze schrie, das Mäuseken sprang auf den Taubenrücken, die Taube klatschte mit den Flügeln und flog aus dem Schlag. Die Katze aber, um den Prügeln zu entgehen und das Mäuseken doch noch zu fangen, sprang hinter der Taube her, konnte aber ohne Flügel nicht fliegen und fiel durch die Luft auf die Erde, fünf Stockwerke tief, wo sie tot liegenblieb.

      Das Mäuseken Wackelohr aber wurde von der Taube sanft auf das Dach des andern Hauses getragen, fand ihren Mäuserich, heiratete ihn, und sie bekamen so viele Kinder, daß beide nie wieder allein waren.

      Geschichte vom Unglückshuhn

      Es lebte einmal ein großmächtiger Zauberer, der hatte einen stolzen bunten Hahn und drei Hühner. Von denen konnte das eine Huhn goldene Eier legen, das andere silberne, das dritte aber gar nichts – nicht einmal gewöhnliche Hühnereier. Darüber wurde es sehr traurig, denn die andern Hühner lachten es aus und wollten nicht einmal mit ihm auf die Straße gehen, und der stolze Hahn, den es sehr liebte, sah es nicht einmal an und redete nie mit ihm. Fand es aber einmal einen schönen langen Regenwurm oder einen fetten Engerling, gleich nahmen ihm die andern den Bissen fort und sprachen: »Wozu brauchst du so fett zu fressen? Du kannst ja nicht einmal gewöhnliche Eier legen, geschweige denn goldene und silberne wie wir. Mach, daß du fortkommst, Nichtsnutz!«

      Darüber wurde das Huhn immer verzweifelter, nichts freute es mehr im Leben, es sah trübsinnig in der Ecke und sprach zu sich: »Puttputtputt, ich wollte, ich wäre tot. Zu nichts bin ich nutze. Der stolze, bunte Hahn, den ich so sehr liebe, schaut mich gar nicht an, und so sehr ich auch drücke, es kommt kein einziges Ei aus meinem Leibe. Puttputtputt, ich bin ein rechtes Unglückshuhn.«

      Der großmächtige Zauberer hörte, daß das Huhn so klagte, und er tröstete es und sprach: »Warte nur, was aus dir noch werden wird! Deine Schwestern können wohl goldene

Скачать книгу