Fridolin der freche Dachs. Ханс Фаллада
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»Ich will alles tun, wie du sagst, Mutter!« antwortete der Sohn und rieb seinen Rüssel gerührt an den Friedesinchens.
Den Rest des Sommers und den größten Teil des Herbstes verlebten Mutter und Sohn in schönster Eintracht. Sie schliefen zusammen, sie sonnten sich zusammen, sie jagten zusammen. Kaum je wurde ein Wort zwischen ihnen gewechselt, so einig waren sie sich über alles. Fridolin war jetzt ein voll ausgewachsener Dachs. Er war größer und schwerer als seine Mutter, und das war auch nur richtig so, denn bei den Dachsen sind die Männer größer und kräftiger als die Frauen.
Als der Herbst immer weiter vorrückte, als es immer windiger, kälter und nässer wurde, kam eine seltsame Unruhe über Fridolin. Er wußte noch nicht, daß er mit dem Eintritt strengen Frostwetters in den Winterschlaf verfallen würde, denn er hatte das ja noch nie erlebt. Aber diese Unruhe saß nun einmal in ihm. Sie trieb ihn, schon früh des Nachts ohne die Mutter auf die Jagd zu gehen, und nie kam er heim, ohne im Rüssel Möhren, Wurzeln oder Bucheckern heimzutragen.
Seine Mutter war nicht so vorsorglich; sie wußte, daß sie ausgangs des Winters bitteren Hunger leiden und klapperdürr in den Frühling gehen würde, aber ihre Faulheit, auch eine hervorragende Tugend der Dachse, war unbesieglich. Statt dessen suchte sie plötzlich auf heimlichen Liebespfaden den Vater ihrer Kinder, den Dachs Frieder. Ob sie ihn nun gefunden hatte oder nicht, jedenfalls änderte sich ihre Gemütsart völlig. Sie war nicht länger mehr liebevoll zu dem Sohne, auf jede Weise zeigte sie ihm, wie überflüssig und störend er in der Wohnung war. Ähnlich wie einst Friederike stieß und biß sie ihn bei jeder Gelegenheit, und der Sohn hörte von der Mutter nichts mehr als ein zornig ergrimmtes Fauchen.
Eines Tages sagte sie ihm dann geradezu: »Wie lange willst du Fettwanst dich noch in meiner Wohnung breitmachen – Viel zu lange schon habe ich dich hier geduldet! Der Winter steht vor der Türe – glaubst du vielleicht, ich will ihn mit dir gemeinsam in meiner Mooshöhle verbringen, wo du mit deiner Speckschwarte schon jetzt viel zu viel Raum beanspruchst – Marsch, fort mit dir! Trolle dich, Fridolin! Oft genug habe ich dir den alten Fuchsbau unter den Moosfelsen gezeigt – jetzt ist noch Zeit genug, ihn instand zu setzen. Frisch ans Werk und aus meinen Augen!«
Ganz erschöpft von dieser langen Rede hielt die Mutter atemlos inne und sah den Sohn mit zornig funkelnden Augen an.
Fridolin aber bedachte die sonnenlose Fuchshöhle, er bedachte auch die große Arbeit, die es erforderte, sie von Unrat und Gestank zu befreien. Er bedachte ferner die Vorräte, die er in diesen Bau selbst eingetragen hatte, und schließlich dachte er daran, daß er größer und stärker war als die Mutter.
Darum antwortete er griesgrämig: »Nicht also, Mutter Friedesinchen! Wenn einer aus diesem Bau weichen muß, so bist du es! Du hast schon immer den alten Fuchsenbau gerühmt, der mir gar nicht gefiel – bewohne also auch du ihn! Ich bin der Stärkere, ich habe hierher die Vorräte eingetragen – also mach, daß du hier verschwindest, damit ich endlich vor deinem weibischen Gekeife meine Ruhe habe!«
Damit stemmte sich der Sohn gegen die Mutter und schob sie erst aus dem Kessel, dann durch die Röhre ins Freie, trotz ihren Wehrens und Keifens. Eine Weile saß Mutter Friedesinchen noch im kalten Herbstregen. Dann sah sie ein, daß der Sohn Fridolin recht hatte, denn das Recht des Stärkeren gilt in der ganzen Tierwelt und ist überhaupt das höchste Gesetz allen Lebens. Friedesinchen schniefte noch einmal kummervoll durch die Nase und machte sich dann auf den Weg zum alten Fuchsenbau, brummig an all die Arbeit denkend, die dort ihrer wartete.
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