Rassismus - ein Selbstwertproblem. Anton Weiß
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Hinter jeder Kritik, die ich am anderen übe, verbirgt sich die Überzeugung, dass ich es besser kann, besser bin als der andere. Kritik am anderen ist immer mit einer Selbsterhöhung verbunden, erhebt mich über den anderen und steigert dadurch meinen Selbstwert. Dieses Besser-Wissen und Besser-Können vermittelt mir meinen Selbstwert, da brauche ich nicht einmal gelobt zu werden. Dass darin die Ursache vieler Konflikte liegt, ist naheliegend, denn der andere wehrt sich gegen die Herabsetzung, weil das ja an seinem Selbstwertgefühl nagt, und er ist ja genau so überzeugt wie ich, dass er vieles besser kann als andere. Eine Untersuchung zum Fahrverhalten der Autofahrer ergab, dass 85% der Befragten sich als überdurchschnittlich gute Autofahrer ansehen. Das ist aber rein rechnerisch nicht möglich! Von zu ihrem Umweltverhalten Befragte behaupteten 75,3 %, dass sie sich umweltbewusster verhalten als die Mehrheit der Bevölkerung. „Aber wenn fast jeder meint, er sei vernünftiger als der Durchschnitt, ist das offensichtlich Quatsch“, so der Verfasser dieses Artikels in der SZ vom 16.6.20.
Im Grunde reicht es für mein Selbstbewusstsein, dass ich mich wichtig fühle. Meine Wichtigkeit ist immer daran gebunden, dass ich mehr kann, mehr weiß, mehr habe als andere, denn das hebt mich heraus aus der Masse, erhebt mich über die anderen. Würde man tiefer gehen und nachfragen, worin meine Wichtigkeit besteht, würde sich schnell zeigen, dass ich nichts vorweisen kann, was nicht viele andere auch haben, wissen oder können. Interessanterweise kann ich das gut ignorieren und verdrängen und orientiere mich an denen, die weniger können oder haben als ich. Deshalb hinterfrage ich das gar nicht so genau, denn ich könnte es nicht ertragen, genau so bedeutungslos zu sein wie alle anderen. Und wir sind alle bedeutungslos.
Um selber mehr zu sein, muss der andere weniger sein. Jegliche Herabsetzung eines anderen bedeutet für mich eine Wertsteigerung. Das ist oft sehr subtil: Wenn jemand etwas fallen lässt, werde ich bemerken, das er sich ungeschickt angestellt hat und ganz unmerklich erhebe ich mich über ihn. Schon ein „Das musst du doch so machen“ erhebt mich über den anderen und stärkt meinen Selbstwert. Deshalb sagt Jesus, schon wer den anderen einen Narr nennt, soll in das Feuer der Hölle geworfen werden. Ich habe lange gebraucht, bis ich dessen Tragweite verstanden habe. Heute ist mir klar, dass der Kern darin liegt, dass ich den anderen als weniger wert ansehe als mich und mich dadurch über ihn erhebe.
Selbstwert durch Leistung
Wir verbinden unseren Selbstwert immer mit einer Leistung. Etwas geleistet zu haben, macht uns stolz und spornt unseren Ehrgeiz an. Wie wichtig einem das ist, zeigt sich da, wo jemand sein Leben dafür einsetzt, wie z. B. beim Bergsteigen. Ein Bergsteiger mag viele Gründe nennen, warum er dieser Leidenschaft verfallen ist, für die er sein Leben riskiert, aber es führt kein Weg daran vorbei, dass der tiefste Grund immer der ist, sich etwas zu beweisen, etwas geschafft zu haben, was nur wenige schaffen. Woher käme sonst der Ehrgeiz, eine Wand zu besteigen, die vor ihm noch niemand geschafft hat oder alle Achttausender zu bezwingen, was vor ihm nur wenigen gelungen ist. Dabei zeigt sich, dass dieses Überlegenheitsgefühl, diese Befriedigung des Selbstwertgefühls, immer nur kurz anhält, denn kaum ist ein Berg bezwungen, sucht man schon die nächste Herausforderung, um wieder dieses herrliche Gefühl des Selbstwertes zu erleben. Immer verbirgt sich dahinter, etwas zu leisten, was nur wenigen gelingt und damit besser zu sein als die große Masse.
Herauszuragen aus der Masse, etwas Besonderes zu sein ist vielen ein elementares Bedürfnis. Viele glauben, durch Designer-Klamotten etwas Besonderes zu sein. Witzig dabei ist, dass wenn alle Designer-Kleidung tragen, es gar nichts Besonderes mehr ist. Aber das wird verdrängt. Auch der Kunsthandel lebt davon. Wie sonst würde jemand Millionen für ein Bild ausgeben, wenn es nicht darum ginge, als einziger dieses Bild zu besitzen und damit über allen anderen zu stehen.
Auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe vermittelt dieses Gefühl, mehr zu sein als andere. Jeder, der einer Gemeinschaft beitritt, erhält von dieser eine Stärkung seines Selbstwertgefühls. Ob das ein Verein ist, eine religiöse Gemeinschaft wie die Zeugen Jehovas, eine politische Partei oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder zu einem Fan-Club ist völlig egal: Immer fühle ich mich als etwas Besonderes, was mich heraushebt aus der Masse und mein Selbstwertgefühl aufwertet.
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