Plotin: Enneaden. Joachim Stiller

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Plotin: Enneaden - Joachim Stiller

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genannt wird. Die Welt ist ewig, unerschaffen und unvergänglich. Ihr zugrunde liegen die unerschaffenen und unvergänglichen vier Elemente. Alles Werden und Vergehen (Heraklit) ist nur ein Wandel der vier Elemente bzw. eine Änderung ihrer "Mischungsverhältnisse". Plotin übernimmt diese Lehre des Empedokles nicht 1:1. Aber diese Lehre, die für Plotin nur eine Allegorie sein kann, eine Art kosmische Metapher, stellt für ihn offensichtlich einen gelungen Versuch einer möglichen Synthese von Sein (Parmenides) und Werden (Heraklit) dar. Das Werden ist immer "im" Sein. Das Sein ist hier das übergeordnete. Das Sein kann auch für sich sein, aber niemals das Werden. Das Werden kann nur "im" Sein sein... Plotin will uns vielleicht sagen, wenn Empedokles die Vier-Elementes-Lehre nicht geschaffen hätte, hätte er es getan. Und trotzdem wird Plotin am Ende ganz andere, ganz eigene Wege gehen.

      Keywords: Parmenides, Heraklit, Feuer, Wasser, Luft, Erde, Sein, Werden

      Anmerkungen zu Schrift II.2

      "Die zweite Schrift der 2. Enneade ist überschrieben mit "Über die Bewegung des Himmels oder über die Kreisbewegung. Es ist kein ganzes Buch, sondern eher ein kurzer Aufsatz. Trotz der Kürze des Textes, oder vielleicht gerade deswegen, ist der Text nicht ganz leicht zu lesen. Plotin kryptifiziert hier sehr stark.

      Zunächst fragt Plotin, warum die Himmelskörper sich im Kreis bewegen, denn ein Körper, der sich selbst überlassen wird, bewegt sich bekanntlich immer geradlinig. Plotin war also das Trägheitsgesetz durchaus bekannt. Und er spricht ja auch ganz deutlich vom Beharrungsvermögen. Nun versucht er zu einem Trick zu greifen, und fragt sich, wie es denn beim Menschen ist. Der Körper bewegt sich immer geradlinig, aber dann muss es die Seele sein, die sich im Kreise bewegt. Die Seele bewegt sich immer auf sich selbst zu. Sie bewegt sich immer um eine Mitte. (Von da ist es übrigens nur noch ein kleiner Schritt bis zu Newtons Vorstellung, dass die Kreisbahn der Gestirne praktisch ein "unendlicher Fall" auf die Mitte zu ist...) Und so muss es zwangsläufig die Weltseele sein (hier ist bereits von der Weltseele die Rede, und auch der Begriff des menschlichen Organismus taucht auf, der dann ja als Analogie auf den Weltenorganismus übertragen wird), die den Himmel und die Gestirne im Kreise bewegt. Nun, wir lachen heute, aber für seine Verhältnisse ist das eine im höchsten Maße gesunde Argumentation. Natürlich kannte Plotin das Gravitationsgesetz noch nicht. Und es hätte ihm auch nichts genützt, denn das heliozentrische Weltbild war zwar im Altertum bekannt (Pythagoras, Philolaos, Aristarch von Samos), wurde aber allgemein für falsch gehalten... Und daher wurde es auch ausschließlich in den Mysterien gelehrt... Es wäre vielleicht interessant, einmal zu untersuchen, bis wohin sich das Trägheitsgesetz zurückverfolgen lässt. Das Kausalgesetz lässt sich bin Leukipp und Demokrit zurückverfolgen, die es als erste formuliert haben. Und der Energieerhaltungssatz ist zwar von Parmenides präformiert, setzt aber an sich erst sehr viel später ein, nämlich bei Descartes, dann bei Spinoza und dann bei Kant. Und das Gravitationsgesetz stammt von Galilei und Newton... Nein halt, es stammt nur von Newten. Er fand es, als ihm der berühmte Apfel auf den Kopf fiel. Galilei fand das Pendelgesetz, als der Priester in der Kirche den Weihrauch schwenkte, oder der Kronleuter wackelte, ich weiß jetzt nicht genau... Erst das heliozentrische Weltbild leitet hier die Wende ein. Und diese Wende, die vor allem von Cusanus präformiert war, findet statt bei Kopernikus. Daher sprechen wir auch von Kopernikanischer Wende... Ein gewaltiger Paradigmenwechsel, der die Menschheit das erste Mal aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt hat...

      Keywords: Himmel, Gestirne, Kreisbewegung, geradlinige Bewegung, Körper, Seele, Materie Weltseele

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