Der gebrochene Schwur. Мэри Элизабет Брэддон
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Читать онлайн книгу Der gebrochene Schwur - Мэри Элизабет Брэддон страница 14
»Gebt mir’s zurück!« rief er wüthend dem Eindringling zu, der kein Anderer als sein Freund Major Granville Barney war.
»Unter keiner Bedingung, mein Junge, unter keiner Bedingung; hast Du noch Eine ?«
»Was geht das Dich an!«
»Thörichtes Kind! Hast Du eine zweite Pistole, Ja oder Nein?« frug der Major im freundlichsten Tone.
»Nein.«
»Gut, lieber Arthur. Dann laß uns auf dieser Buche niedersitzen, die eine prächtige Causeuse bildet, und laß’ uns ruhig sprechen.«
Hauptmann Walsingham setzte sich dem Major gegenüber, doch ohne ein Wort zu reden.
»Wer Allem wollen wir den Schuß aus diesem sonderbaren Spielzeug ziehen,« sagte Major Barney, indem er die Kugel in seine Tasche gleiten ließ und das Pulver umherstreute; »nun lasse uns unsere Zigarren anzünden und zu Geschäften übergehen.«
Er reichte Arthur Walsingham seine Zigarrenbüchse und Feuerzeug hin. Die Streifhölzchen warfen einen rothen Schein auf die Gesichter der beiden Männer; das des Hauptmanns war todtenbleich, das des Majors heiter und lächelnd.
»Nun, lieber Arthur, was soll das heißen?«
»Was?« murmelte der Hauptmann.
»Die geladene Pistole. Thörichter Junge! Glaubtest Du, ich wüßte nicht was Du vor hattest? Meintest Du, ich sähe nichts? Oho! Ich las es in Deinem Gesicht beim Diner; ich hörte die Pistole gegen das Holzwerk Deines Sessels stoßen, da Du aufstandest, um den Damen die Thüre zu öffnen; dann, als Du aus dem Salon tratest, wußte ich was Du thun wolltest, und fünf Minuten später folgte ich Dir. Thörichter, verblendeter Junge, der Du gegen Dein eigenes Interesse bist und undankbar gegen Deine besten Freunde; einfältiger, trauriger Junge!«
Des Majors heiteres Lachen hallte in den dunkeln Arkaden wieder, als er die Pistole in seine Rocktasche steckte und ein paar Züge aus seinem Glimmstengel that. Das glühende Ende von Hauptmann Walsingham’s Zigarre brannte in stetem Feuer, während der Raucher in gekrümmter Stellung gegen den Stamm des Baumes lehnte und der ältere Officier am entgegengesetzten Ende des starken Astes saß und einen seiner Lackstiefel mit der Hand strich.
»Wenn ich ein unangenehmer Bursche wäre, Arthur, so würde ich unser Gespräch mit Vorwürfen über Deine Undankbarkeit beginnen; so aber lasse ich dies, weil ich Vorwürfe hasse, und gehe gleich zu Deiner Unvorsichtigkeit über, und sage Dir, Arthur, Du bist ein Thor gewesen.«
Da der Hauptmann auf diese Bemerkung nicht antwortete, fuhr der Major fort:
»Du bist mürrisch, Arthur, sonst würdest Du fragen wie so? Aber es macht nichts, ich stelle statt Dir die Frage, und mich in Deine Lage versetzend, Arthur Walsingham, beginne ich: Warum bin ich, der besagte Arthur, ein Thor gewesen? Erstens, lieber Junge, weil Du den schrecklichen, aber sehr gewöhnlichen Irrthum begangen, es für möglich zu halten, die Dienste eines weit klügeren Mannes als Du zu nützen, so lange Du deren benöthigst, und diesen weit klügeren Mann dann bei Seite zu schieben, sobald Du seiner Hilfe nicht mehr bedurftest.«
Der plätschernde Regen war noch immer der einzige Laut, der Major Granville Barney antwortete.
»Vor einigen Jahren, Arthur, warst Du in einer solchen Klemme, daß Du ohne die Hilfe eines guten Freundes Dich wohl nie daraus befreit hättest.«
»Zugestanden,« sagte der Hauptmann.
»Lieber Junge, wenn Du nur aufhören wolltest so mürrisch zu sein, dann würden wir uns so leicht wie sonst verständigen. Also der Freund half Dir und Du wardst aus der Schlinge gezogen. Wie es vernünftiger Weise zu erwarten war, entstand eine sehr innige Zuneigung zwischen Dir und dem genannten Freunde; ja die Leute sprachen sogar von Damon und Pythias; aber es war noch mehr als Freundschaft, es war eine geheime, maurerähnliche Verbindung, die nur der Tod auflösen konnte. Nicht so, Arthur?«
»Wenn Du mich frägst, ob wir einander nützlich waren, so muß ich Ja sagen,« erwiederte der Hauptmann.
»Nichts mehr? O, unromantischer Arthur! Nun also, wir waren einander nützlich, außerordentlich nützlich, und wir wären es auch ferner noch manches liebe Jahr geblieben, als — eines schönen Morgens, ohne allen Grund und Ursache, Hauptmann Walsingham aus dem Dienst der ostindischen Compagnie trat, mit einem Gleichmuth, als träte er aus einem Club, anstatt seinen Freund um Rath gefragt zu haben, der ihm vorgeschlagen hätte, ruhig abzuwarten, bis die jüngeren Officiere ihn herauskaufen würden.«
»Vielleicht meintest Du, er sollte ruhig warten, bis man ihm sagte, er thäte besser den Dienst zu quittiren, nicht wahr, Major?« sagte der Hauptmann, höhnisch lachend.
»Arthur, Du bist ein Narr! Nun anstatt bei einem helleren Kopfe Rath zu suchen, tritt der thörichte Junge, alle frühere Freundschaft vergessend, heimlich aus dem Dienste und an Bord eines Schiffes, das nach England geht. Dies ist Alles, was sein anhänglicher Freund über ihn erfahren konnte, als er von einem Ausflug in die Berge zurückkehrt und ihn nicht mehr findet.«
»Ja, Major, Du hattest Dein Spielzeug verloren.«
»Mein Spielzeug verloren, Arthur? Wie kannst Du dem Falle eine so unschöne Benennung geben?« sagte der Major im Tone männlicher Entrüstung »Ich hatte meinen Freund, meinen Schüler, meinen Gefährten, meinen Damon verloren. Ich veranlaßte Nachfragen durch einen Freund in England. Du warst bei Deiner Landung in Dover gesehen worden, aber dann nicht mehr; kurz, es war nichts zu thun, als mich zu ergeben und — meine Zeit abzuwarten »Der schlaue Fuchs ist mir entwischt,« sagte ich, aber ich will ausharren, denn früher oder später, so gewiß mein Name Granville Barney ist, werde ich seine Spur wieder auffinden und ihn unterjochen.«
Während der Major die letzten Worte sprach, legte er seine kleinen, weißen Hände auf des Hanptmanns Schultern, und so leicht die Berührung war, Arthur Walsingham zuckte darunter zusammen wie unter einer eisernen Faust.
»Ich werde ihn unterjochen, sagte ich,« fuhr der Major fort. »Er mag sich verbergen wo er will, sich wenden wohin er will, ich werde ihn aufspüren, ihn niederhetzen, ihn hervorschleppen, ihn unterjochen — und ich that’s.«
Er lachte laut und triumphirend, rieb sich sanft die Hände und blickte fragend mit seinen glitzernden, blauen Augen durch die Finsterniß nach den schwachen Umrissen von des Hauptmanns Gesicht.
»Ich erhielt Urlaub und verließ Indien,« fuhr er, rasch sprechend und im Laufe seiner Rede immer wärmer werdend, fort. »Ich war in jeder Spielhölle in London, in jedem Billardsaal, in jeder Grafschaft Englands; ich habe an jedem Orte und bei Jedermann Nachfrage gehalten, und nach unermüdlichen Nachforschungen, nach tausend Täuschungen und Niederlagen erfahre ich endlich diesen Morgen in Brighton, daß ein gewisser Hauptmann Walsingham die reiche Witwe Sir Reginald Lisle’s geheiratet habe, und sich in Lislewood-Park aufhalte.«
»So war Dein Besuch kein zufälliger ?« frug der Hauptmann.
»Mein lieber Arthur, glaubst Du denn, daß wenn ich meine Lebensweise vom Zufall abhängig gemacht hätte, ich der Mann wäre der ich bin? Nein, ich wußte wohin ich kam und warum ich kam, und nun magst Du es auch wissen. Ich kam, um die Erfüllung unseres früheren Uebereinkommens zu verlangen; ich kam, um meinen Antheil