Gangster in London. Edgar Wallace

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Gangster in London - Edgar Wallace

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sollte er das getan haben?« fragte Terry. »Um Verdachtsmomente gegen sich selbst zu häufen?«

      »Es klingt zunächst unlogisch«, entgegnete Jiggs liebenswürdig. »Vielleicht bin ich auch um diese späte Nachtzeit schon ein bißchen müde und abgespannt. Eines aber ist sicher: Der erste Schuß in diesem Kampf ist gefallen. Und morgen früh werden die Zeitungen die Geschichte von dem Drohbrief und von der Forderung der fünfzigtausend Pfund bekanntmachen. Durch Decadons tragischen Tod will man die Leute in Schrecken und Angst versetzen ... Fragt sich, ob auch der andere Plan zur Ausführung gelangt. Ich glaube schon.«

      Terry Weston lachte. »Sie sprechen in Rätseln, Jiggs!«

      »Leicht möglich.« –

      Terry ging in sein Büro zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch. In der Stille der Nacht versuchte er all die verschiedenen Tatsachen in einen faßbaren Zusammenhang zu bringen, was ihm aber einstweilen nicht gelang. Er hielt den Kopf in die Hände gestützt und war nahe am Einschlafen, als plötzlich das Telefon läutete.

      Der Beamte in der Zentrale meldete: »Eine Dame möchte Sie sprechen. Meiner Meinung nach kommt der Anruf von einer Fernsprechzelle.«

      Gleich darauf hörte der Chefinspektor eine ängstliche, ziemlich gewöhnliche Stimme: »Sind Sie Mr. Terry, der Detektiv von Scotland Yard?«

      »Jawohl, hier Terry Weston!«

      »Entschuldigen Sie bitte die Störung! Ich möchte nur fragen, ob Miss Ranger bald nach Hause kommt. Ich ängstige mich ein bißchen um sie ...«

      »Miss Ranger?« Terry richtete sich erstaunt auf. »Die ist doch schon längst in ihre Wohnung zurückgekehrt!«

      »Ja, ja – das stimmt! Aber nachher ist sie durch einen Beamten von Scotland Yard wieder abgeholt worden. Es muß ein Amerikaner gewesen sein. Man hat ihr gesagt, daß sie zu Ihnen kommen soll.«

      »Wann war das?« fragte Terry rasch.

      Die Frau meinte, es könne um zehn gewesen sein; genau wußte sie das nicht mehr.

      »Wo wohnen Sie denn?«

      Sie nannte eine kleine Straße in Bloomsbury und die Nummer.

      »In fünf Minuten bin ich bei Ihnen! Warten Sie an der Haustür auf mich!«

      Er raste die Treppe hinunter. Etwa zehn Minuten später stand er schon im Wohnzimmer der Wirtin.

      Aber sie konnte kaum mehr erzählen, als sie schon telefonisch berichtet hatte. Als jemand an der Haustür klopfte, hatte sie geöffnet und einen Mann vor sich gesehen. Auf der Straße wartete, ein Wagen mit Chauffeur. Der Mann erklärte, daß er von Scotland Yard geschickt wäre: Chefinspektor Weston ließe Miss Ranger bitten, sofort ins Präsidium zu kommen.

      »Würden Sie den Mann wiedererkennen?« fragte Terry mutlos.

      Die Frau hielt das kaum für möglich. Es war eine sehr dunkle Nacht, und sie hatte nicht besonders auf ihn geachtet. Leslie war eingestiegen, und das Auto hatte sich in Richtung Bloomsbury Square entfernt. Zufällig hatte sich die Frau die Nummer gemerkt: YXD 7000.

      Terry eilte zur nächsten Fernsprechzelle, setzte sich mit Scotland Yard in Verbindung und nannte die Nummer. »Finden Sie heraus, wer der Eigentümer des Autos ist! Das Überfallkommando soll mir einen Wagen mit Mannschaft zur Verfügung stellen!«

      Als er in das Präsidium zurückkam, war sein Auftrag ausgeführt. Das Auto gehörte einem Verleihgeschäft in Bloomsbury; wer den Wagen gemietet hatte, konnte nicht gleich festgestellt werden. Aber nach einiger Zeit wurde gemeldet, daß es ein Arzt war. Während er einen Besuch machte, war ihm das Auto gestohlen worden.

      »Soweit wäre die Sache also aufgeklärt«, stöhnte Terry. »Schicken Sie Nachricht an alle Polizeistationen, daß sie sich nach dem betreffenden Wagen umsehen und seine Insassen festnehmen sollen!«

      Fieberhafte Tätigkeit setzte ein. Eine Abteilung des Überfallkommandos nach der anderen wurde abgesandt. Sie fuhren nach allen Himmelsrichtungen: nach Osten, Westen, Norden und Süden. Und als der Tag graute, entdeckte eine Motorradpatrouille auf einem Feld in der Nähe von Colnbrook einen verlassenen Wagen, der die gesuchte Nummer trug. Die Jalousien an den Fenstern waren heruntergezogen. Die Beamten rissen die Tür auf und sahen eine junge Dame in der Ecke des Wagens. Es war die fest schlafende Leslie Ranger ...

      7

      Erst als sich die Geschwindigkeit des Autos mehr und mehr steigerte und einer ihrer beiden Begleiter die Jalousien an den Fenstern herabließ, erkannte Leslie Ranger, daß ihr Gefahr drohte.

      »Tun Sie das nicht!« sagte sie scharf.

      »Bleiben Sie ruhig sitzen und reden Sie nicht! Wenn Sie meiner Aufforderung folgen, passiert Ihnen nichts. Verstanden?«

      Sie fiel beinahe in Ohnmacht, als sie merkte, daß sie das Opfer eines Betrugs geworden war. »Wohin fahren wir?« fragte sie, erhielt aber keine Antwort.

      Sie mochten ungefähr eine Stunde unterwegs gewesen sein, als der Wagen plötzlich um eine Ecke bog. Kurze Zeit ging es auf einer unebenen Straße weiter, dann wandten sie noch einmal nach links und hielten an. Einer der Begleiter zog ein Tuch aus der Tasche und verband Leslie die Augen, was sie sich ruhig gefallen ließ. Man half ihr aus dem Wagen und führte sie über einen mit Steinplatten belegten Weg zu einem Haus. Schließlich hatte sie den Eindruck, in einem Zimmer zu stehen, in dem sich noch mehrere Leute befanden. Scharfer Zigarrenrauch schlug ihr entgegen.

      »Sagen Sie ihr, daß sie sich setzen soll!« bemerkte jemand. Als sie der Aufforderung nachkam, sprach er sofort weiter: »Also, nun erzählen Sie mal! Ich fordere Sie auf, die Wahrheit zu sagen und alle Fragen zu beantworten. Wenn Sie das tun, geschieht Ihnen nichts.« Der Mann sprach mit einer hohen, rauhen – offenbar verstellten – Stimme.

      Sie war von panischem Schrecken ergriffen, aber sie fühlte, daß es keinen Zweck hätte, hier Widerstand zu leisten oder etwas zu verheimlichen. Deshalb erzählte sie der Wahrheit entsprechend, was geschehen war, und beantwortete alle Fragen ohne Zögern.

      Die Leute schienen sich besonders für Eddie Tanner zu interessieren, denn ihre Erkundigungen richteten sich hauptsächlich auf ihn. Sie wollten wissen, wo er war, als sich die Geschichte abspielte, und ob man seine Fingerabdrücke gefunden hätte. Als sie den Revolver erwähnte, lachte einer der Anwesenden; doch der Mann, der Leslie ausfragte, wies ihn ärgerlich zurecht.

      Später herrschte Ruhe. Das Verhör hatte zwei Stunden gedauert. Dann brachte man ihr heißen Kaffee, wofür sie dankbar war.

      »Es ist alles in Ordnung, mein Kind«, sagte der Mann schließlich. »Sie können der Polizei über Ihr Erlebnis berichten! Aber erzählen Sie den Beamten nur die absolute Wahrheit!«

      Leslie wurde wieder zum Auto geführt. Dann erinnerte sie sich noch dunkel daran, daß ein anderer Wagen dauernd dem ihren folgte. Sie fiel in Schlaf und erwachte erst, als die beiden Polizisten der Motorradstreife sie weckten ...

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