Die Stunde der Mätressen. Walter Brendel

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Die Stunde der Mätressen - Walter Brendel

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In der höfischen Gesellschaft war der Status der Mätresse anerkannt. Einige Mätressen entfalteten bedeutenden politischen Einfluss, indem sie den Fürsten in seinen Entscheidungen bestimmten oder in seinem Namen Anweisungen gaben. Der Fürst sorgte für den standesgemäßen Unterhalt der Mätresse. Um ihnen Zugang bei Hof zu erlauben, wurden viele Mätressen geadelt.

      Umgangssprachlich wurde der Begriff auch als Synonym für „Geliebte“ benutzt, ist in dieser Bedeutung heute aber veraltet. Als Favoritin wurde die bevorzugte Mätresse des Fürsten bezeichnet.

      Die Mätressen europäischer Fürsten waren ursprünglich Geliebte ohne den späteren, halboffiziellen Status, traten selten oder gar nicht öffentlich auf und hatten sich auf eine rein private Rolle zu beschränken.

      Als im Hochmittelalter in Frankreich und später auch im übrigen Europa die Höfe in Residenzstädten sesshaft wurden, änderte sich das Hofleben und nahm darin die Bedeutung der Frauen zu. Im Zusammenhang damit wandelte sich das Rollenbild der bloßen Geliebten des Fürsten zu dem der Mätresse, die in aller Regel dem Kreis der adligen Hofdamen und Ehrenjungfern entstammte. Unter Franz I. etablierte die Mätresse sich als inoffizielle Institution. Zwar war es für die Kirche offiziell ein Stein des Anstoßes, dass dergestalt öffentlich gegen das Verbot des Ehebruchs verstoßen wurde, die Kirche tolerierte jedoch die Situation, da der hohe Klerus – der meist dem Adel entstammte – am Hof verkehrte und sich teilweise selbst Mätressen hielt.

      Es gab so etwas wie mildernde Umstände für Fürst und Mätresse. Landesherren und auch hohe Adlige mussten Frauen heiraten, die sie nicht freiwillig gewählt hatten. Da die so zustande kommenden Zwangsehen gegen die zentrale kirchliche Forderung nach Freiwilligkeit einer Eheschließung verstießen, neigten Theologen dazu, bei Fürsten und anderen hochstehenden Männern eine Ausnahme vom Gebot der Monogamie zu machen und ihnen Mätressen zuzugestehen.

      Die Mätresse wurde im Laufe des 16., 17. und 18. Jahrhunderts an den Höfen immer mehr zu einer Alltäglichkeit und erhielt einen Status mit ungeschriebenen Rechten und Pflichten. Die Problematik der mit dem Fürsten häufig gezeugten Kinder wurde pragmatisch geregelt: War die Mätresse verheiratet, galten sie als Kinder des Ehemannes (der mit allerlei Vorteilen entschädigt wurde); war sie ledig oder verwitwet, wurden sie legitimiert. In beiden Fällen wurden die Töchter in der Regel später mit Hochadligen verheiratet und die Söhne, die für die Thronfolge als Legitimierte ausschieden, mit hohen Posten in der Armee oder der Kirche versorgt. Man kann davon ausgehen, dass viele Fürstinnen die Mätressen tolerierten, solange sie von ihnen mit dem gebotenen Respekt behandelt wurden, zumal auch sie selbst zwangsweise verheiratet worden waren und meistens keine tiefere Beziehung zu ihrem Gemahl hatten. Allerdings war es den Fürstinnen schon wegen der zu befürchtenden Schwangerschaften und Geburten so gut wie unmöglich, auch ihrerseits Geliebte zu haben.

      Die Verhältnisse um Katharina die Große sind eher untypisch, da das Vorhandensein der ersten Geliebten hier geheim gehalten wurde, sich dabei allerdings offenbar einer gewissen Duldung durch den wohl nicht ganz zurechnungsfähigen Ehemann und die Zarin erfreute, die Katharinas Schwiegermutter war. Größere Offenheit in Bezug auf die späteren Geliebten zog hier erst ein, nachdem Katharina selbst Zarin geworden war.

      Seinen Höhepunkt erreichte das Mätressenwesen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Madame de Maintenon und Madame de Pompadour besaßen nennenswerten Einfluss auf die Politik Frankreichs und förderten in eigener Initiative Künstler und Intellektuelle.

      Auch an anderen Höfen im Europa jener Zeit blühte das Mätressenwesen. In Sachsen z. B. war Gräfin Cosel die offizielle Geliebte des Kurfürsten August des Starken. Nach dem Ende des Zeitalters der absoluten Herrscher war die klassische Epoche der Mätressen vorüber. Lola Montez beeinflusste allerdings noch den Bayernkönig Ludwig I.

      Hinter jedem großen Mann steht eine große Frau. Manchmal auch zwei. Oder drei.

      Mätressen galten häufig als die geheimen Herrscherinnen, deren Verführungskraft Könige, Fürsten, Päpste oder Sultane unterlagen. Ihretwegen verstrickten sich Landesherren in dramatische Konflikte zwischen Liebe und Macht. Ein Themenrahmen will ein Bild der Geliebten an der Seite der Herrscher zeichnen, und zwar ein Bild jenseits üblicher Klischees.

      Mätressen faszinieren noch heute, weil sie ihre Männer nicht nur durch Schönheit, sondern auch durch Klugheit eroberten, weil sie Macht gewannen und diese zu nutzen verstanden. Mätressen verdanken ihren Erfolg weder Heirat noch Abstammung, sondern eigenem Handeln. Glanzvollen Epochen haben sie ihr Gepräge gegeben, dem Rom der Renaissance-Päpste ebenso wie dem Istanbul der Osmanen-Herrscher und dem Versailles des Sonnenkönigs.

      Spätere Generationen unternahmen alles, um die skandalösen Spuren der Mätressen zu tilgen. Dass dies nicht gelungen ist und dass Geschichte nicht nur von Männern gemacht wird, soll dieses Buch zeigen, das ein Bild der Geliebten an der Seite der Herrscher jenseits üblicher Klischees zeichnen will.

      Stellen wir die berühmtesten Mätressen in den einzelnen geschichtlichen Jahrhundertabschnitten näher vor. Begeben wir uns auf eine Zeitreise durch die königlichen Schlafzimmer.

      Rosamund Clifford

      Eine Frau namens Rosamund Clifford war eine Mätresse König Heinrich II. und wegen ihrer Schönheit auch The Fair Rosamund oder die Rose of the World genannt. Ihr eigentlicher Name war Lady Jane de Clifford und sie wurde um 1150 auf Clifford Castle in Herefordshire geboren.

      Königin Eleonore von Aquitanien mit Rosamund Clifford

      Rosamund war die jüngste Tochter des Welsh Marches-Lord Walter Fitz Richard de Clifford und seiner Frau Lady Margaret de Tosny. Sie wuchs zusammen mit ihren beiden Schwestern, Amice und Lucy in Herefordshire auf. Während eines Feldzugs gegen Wales im Jahr 1165 lernte sie den englischen König Heinrich II. auf Clifford Castle kennen. Ihre Klugheit und Schönheit verzauberten den König und er machte sie zu seiner heimlichen Mätresse. Die Liaison wurde öffentlich, nachdem die Königin Eleonore von Aquitanien 1173 die Revolte ihrer Söhne unterstützte. Die Gründe für ihre Parteinahme gegen Heinrich sind nicht klar. Vielleicht fühlte sie sich - wie ihre Söhne - von der Machtausübung ausgeschlossen; möglicherweise war sie auch über den Ehebruch ihres Mannes, der in dieser Zeit im Bann von Rosamund Clifford stand, erbost. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde sie bis zum Ende der Regierung Heinrichs II. unter Bewachung gestellt. 1175 dürfte Heinrich eine Scheidung erwogen haben, doch blieb Eleonore weiterhin Königin. Rosamund zog sich ins Kloster zurück; wo sie 1176 starb und bestattet wurde.

      Ab dem 14. Jahrhundert kursieren unzählige Gerüchte, Balladen, romantische Geschichten und Legenden, wonach die eifersüchtige Königin Eleonore ihre Rivalin, Rosamund Clifford, aus Eifersucht im königlichen Palast zu Woodstock vergiftet habe. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie als historisch unhaltbar widerlegt. Aus der Beziehung mit König Heinrich II. gingen drei illegitime Söhne hervor:

      Geoffrey († 1212), Bischof von Lincolm (1173–1189) und Erzbischof von York (1189– 1212); William Longespée, 3. Earl of Salisbury († 1226) ∞ 1198 Lady Ela FitzPatrick, countess of Salisbury; Peter (1171–1176).

      Alice Perrers

      Alice Perrers, geboren etwa 1325, sicher vor 1351war verheiratet mit William of Windsor (William de Wyndesore), Lord Lieutenant of Ireland.

      Sie war Hofdame bei Philippa von Hainault, der Frau von Eduard III., und nach Philippas Tod in den 1360er Jahren die Geliebte von Eduard III., von dem sie drei uneheliche Kinder hatte, John de Southeray, Joan und Jane. Man geht davon aus, dass sie

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