Unterwegs auf der linken Straßenseite. Torsten Stau
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Doch lasst mich wie üblich mit einem Fazit beginnen. Die Reise hat sich wirklich gelohnt, denn ich habe interessante Orte und weltberühmte Bauwerke gesehen oder wiedergesehen und vor allem viel Neues und Ungewöhnliches erlebt. Lediglich das Wetter und die beiden Reisetage ließen zu wünschen übrig. Doch dazu später mehr.
Das Thema brachte es mit sich, dass ich diesmal natürlich nicht wie sonst oft der jüngste Teilnehmer an Bord war, denn es waren auch jüngere Leute und mehrere kleine und größere Kinder dabei, für die sich der Studiobesuch besonders gelohnt haben dürfte. Aber ich greife schon wieder vor. Mit dem Fahrer war ich vor zwei Jahren in Wien und Budapest, die Hostess kannte ich jedoch noch nicht.
Karfreitag, 25. März: Anreise nach London
Der erste Tag ist bekanntlich immer der anstrengendste, denn es gilt, viele Kilometer abzureißen – diesmal war ja zudem der Ärmelkanal zu überwinden –, und um rechtzeitig am Reiseziel anzukommen, muss man zu früher oder sehr früher Stunde abreisen. Die Abholung war um 3:20 Uhr angesetzt, aber es klingelte schon ein paar Minuten früher an meiner Tür. Überraschenderweise war ich der einzige Passagier in dem Shuttlebus, sodass wir viel zu früh am Betriebshof eintrafen, als beide Busse noch in der Halle standen.
Nach den üblichen Formalitäten zu Reisebeginn ging es über Köln und Aachen und durch ein kleines Stück der Niederlande quer durch Belgien, wo zu meiner Überraschung kein Feiertag war. Dort mussten wie leider so viel Zeit in Staus und auf Umgehungsstraßen verbringen, dass schon frühzeitig klar wurde, dass wir die gebuchte Fähre in Calais nicht mehr erreichen können. Wir kamen mit zweistündiger Verspätung im Hafen an und bekamen einen Platz auf der nächsten Fähre, die jedoch ebenfalls verspätet war. Als kleine Entschädigung gab es eine besonders ruhige Überfahrt bei schönem Wetter, wobei ich natürlich auch die berühmten Kreidefelsen (White Cliffs of Dover) fotografiert habe.
Um zu unserem Hotel am Wembley-Stadion zu kommen, mussten wir London nördlich umgehen, da die Verkehrslage nichts anderes zuließ. So kamen wir trotz Zurückstellen der Uhren um eine Stunde erst nach 19 Uhr an, so dass man eventuelle Pläne, noch mit der U-Bahn auf eigene Faust die Stadt zu erkunden, getrost fallen lassen konnte. Ich war ohnehin zu müde, und an den kommenden Tagen steht ja einiges auf dem Programm.
Samstag, 26. März: unterwegs in London
Heute stand als erster Höhepunkt der Reise eine vierstündige Stadtrundfahrt auf dem Programm, bei der wir die meisten berühmten Sehenswürdigkeiten jedoch nur vom Bus aus zu sehen bekamen, denn der Schwerpunkt waren Orte, die irgendwie mit Harry Potter zu tun haben. Unsere Stadtführerin sprach sehr gut Deutsch, aber über sich selbst hat sie fast nichts erzählt.
Da wir von Nordwesten in die Stadt kamen, war unser erstes Ziel der Bahnhof King’s Cross, der seit erst 15 Jahren eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Londons enthält: das Gleis 9 ¾, von dem aus bekanntlich der Hogwarts-Express abfährt. Das Problem ist nur, dass Joanne K. Rowling den Bahnhof mit der Euston Station verwechselt hat! In King’s Cross liegen nämlich die Gleise 9 und 10 nebeneinander, es gibt dazwischen keinen Bahnsteig mit Säulen. Also hat man einfach an einer Wand in der Nähe den vermeintlichen Durchgang zum Gleis 9 ¾ angelegt, was der Fotobegeisterung der Touristen aus aller Welt anscheinend keinen Abbruch tut.
Um die Verwirrung zu steigern, wurden die Filmszenen weder in King’s Cross noch in Euston gedreht, sondern in dem beeindruckenderen nahe gelegenen Bahnhof St. Pancras, in dem übrigens die durch den Kanaltunnel fahrenden Eurostar-Züge ankommen. Kleine Anekdote am Rande: Als deren Zielbahnhof war ursprünglich die Waterloo Station vorgesehen, aber das fanden die Franzosen verständlicherweise gar nicht lustig.
Bei unserem nächsten Fotostopp führte der Weg an Charles Dickens‘ Lieblings-Pub vorbei zu den Leadenhall Markets. Wer die Fotos anschaut, der errät leicht, dass hier viele Szenen aus der Winkelgasse (Diagon Alley) gedreht worden sind. Olivanders Zauberstäbe-Geschäft liegt gleich nebenan, ist in Wirklichkeit jedoch ein Optikerladen und blau anstatt schwarz. Auf dem Rückweg zum Bus kamen wir an dem fensterlosen Bankgebäude vorbei, in der einige Szenen aus der Gringott’s Bank gedreht wurden.
Der dritte Stopp war an der St. Paul’s Cathedral, wo es nicht gelang, kostenlose Toiletten zu entdecken, weil sie seltsamerweise in allen umliegenden Lokalitäten gleichzeitig „defekt“ waren. Von dort aus ging es zur City of London School, einer Privatschule, die nur insofern etwas mit Harry Potter zu tun hat, als dass dessen Darsteller Daniel Radcliffe dort eine Zeit lang zur Schule gegangen ist. Dahinter beginnt die von Lord Norman Foster entworfene Millennium Bridge, die bekanntlich im letzten Film von den Todessern zerstört wird.
Abschließend gab es bei immer schlechter werdendem Wetter eine Rundfahrt durch Westminster bis zur Park Lane am Hyde Park, wo der Bus weitere vier Stunden stehen bleiben wird, um daran Interessierten eine kostenlose Rückfahrtmöglichkeit zum Hotel zu bieten. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um quasi den Bereich zu bewandern, den wir zuletzt mit dem Bus abgefahren hatten und der mir schon von meiner ersten London-Reise vertraut ist.
Da mir der Weg bekannt war, begleiteten mich einige aus unserer Reisegruppe zum Buckingham Palace (die Queen war offensichtlich nicht zu Hause), durch den St. James Park und weiter in Richtung Themse. Dort trennten wir uns, denn die anderen wollten lieber etwas essen gehen und es war ein 7jähriges Kind darunter; ich hatte Sandwiches und Cola dabei und wollte so viel wie möglich sehen und fotografieren, was mir durch das Wetter immer mehr verleidet wurde.
Zunächst ging es noch im Bereich Westminster Abbey (wo es eine riesige Warteschlange gab), Houses of Parliament mit Big Ben (es dürfte bekannt sein, dass nicht der Turm so heißt, sondern nur die Glocke darin), London Eye, Horse Guards und Downing Street (der Premierminister ist derzeit im Urlaub auf Lanzarote), aber auf dem weiteren Weg über den Trafalgar Square und Piccadilly Circus (der auch bei Harry Potter vorkommt) musste ich mich mehrmals unterstellen oder im Regen marschieren. Da ich bis zur Abfahrt des Busses noch etwas Zeit hatte, besuchte ich noch kurz den Marble Arch an der Nordostecke des Hyde Park.
Die Wetterverhältnisse brachten es mit sich, dass ich leider keine brauchbaren Fotos vom Wembley-Stadion mehr machen konnte. Ist es nicht kurios: da findet an diesem Abend ein Länderspiel zwischen England und Deutschland statt, aber nicht hier, sondern in Berlin. Wie dem auch sei, dafür habe ich mir extra Bier von daheim mitgebracht. Bekanntlich hat sich der Entschluss als richtig herausgestellt, das Spiel im Hotel zu schauen und nicht in einem Pub. Es war schon seltsam, von Tommes Mjuller und Messit Örsel zu hören, aber es hätte wirklich nicht sein müssen, dass der englische Sender ausgerechnet Lothar Matthäus als Experten ins Studio einlädt. „Its heppiness for se plejers tu pleh egehnst sies futboll kauntries…“
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