Ganz für mich allein. Ute Dombrowski

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Ganz für mich allein - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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einen hartherzigen Egoisten, der schon mal zuschlägt und der seine Partnerin sicher oft gedemütigt hatte, aber sie sah keinen eiskalten Mörder, der seine Frau tot in den Kofferraum wirft und dann seelenruhig nebenan Fernsehen schaut.

      „Ich stimme Benedikt zu. So mies der Typ auch ist, er hätte die Leiche beseitig, es wäre doch ein Leichtes für ihn, sie im Weingut verschwinden zu lassen. Die lag doch wie auf dem Präsentierteller. Ich denke nicht, dass er wusste, wo sie ist. Wenn wir nicht zufällig gekommen wären, dann hätte er selbst irgendwann den Kofferraum aufgemacht, und sei es nur, um das Auto seiner Frau nach ihrem Verschwinden zu verkaufen.“

      Michael hatte an seinem Daumennagel gekaut und musste jetzt wohl oder übel zugeben, dass die Argumente überzeugend waren. Clemens hätte zumindest das Auto verschwinden lassen, wenn er seine Frau geplant hatte zu töten. Auch wenn es im Affekt geschehen wäre, könnte er doch prima von sich ablenken, wenn er den Wagen irgendwohin gefahren oder vielleicht sogar im Rhein versenkt hätte.

      „So gerne ich den Kerl hinter Gittern sehen würde, ihr habt recht. Aber wir lassen ihn noch eine Weile schmoren, einverstanden? Lasst uns zu der Dunkelsberger fahren. Ich will sie fragen, ob sie einen anderen Mann in Majas Leben kennt. Vielleicht hatte der Alte einen guten Riecher, dass sie einen Liebhaber hatte. Ich hätte sogar Verständnis.“

      Benedikt grinste nun frech und stichelte: „Bianca, hast du dir das gemerkt? Wenn dein Freund mal Scheiße zu dir ist, kannst du dir einen Liebhaber gönnen. Michael hätte Verständnis.“

      In diesem Moment hatte der Kommissar ihm die Jacke an den Kopf geworfen.

      „Du Schlauberger, sieh mal zu, dass du erstmal eine Frau wie Bianca abkriegst. Dann reden wir weiter. Und jetzt ab!“

      Bianca folgte den Männern lachend, als sie im Flur vom Dienststellenleiter ins Büro gerufen wurde. Sie zuckte bedauernd mit den Schultern. Michael kam noch einmal auf sie zu, küsste sie und strich ihr sanft über den Arm. Dann waren die beiden Kommissare weg und Bianca folgte dem Chef.

      Im Auto schwieg Michael und folgte den Gedankengängen seines Kollegen.

      „Hm“, murmelte dieser, „wenn sie wirklich einen Liebhaber hatte, dann muss es ein Motiv für den Mord geben. Vielleicht wollte er sie loswerden … oder er war verheiratet und sie wollte mehr als nur Sex.“

      Als jetzt sein Handy läutete, ging er rasch dran. Es war die Gerichtsmedizin. Sie sollten schnell kommen, denn es gab eine Überraschung.

      „Was ist denn los?“, fragte Michael, als er Jürgen bei dem Pathologen entdeckte.

      „Es wird euch nicht gefallen, aber es gibt etwas Interessantes, Kollegen!“

      Den jungen Arzt hatte Michael bisher nur einmal kurz gesehen, doch nun schaute er neugierig auf sein Namensschild. „Dr. Olaf Brzsick“ las er und dachte: Wer soll sich denn so einen Namen merken? Er schaute hoch und sah in die lachenden braunen Augen des jungen Mannes, der etwa in Benedikts Alter sein musste.

      „Sag einfach Olaf!“, sagte er freundlich und streckte Michael seine schmale, zarte Hand hin.

      „Michael“, erwiderte der Kommissar und griff zu. „Du hast wohl meine Gedanken erraten. Also dann schieß mal los!“

      „Maja Fringholm wurde stranguliert. Mit einem Seil, wie man es zum Beispiel beim Klettern benutzt. Kommt dir das irgendwie bekannt vor? Es ist zwar etwas ungewöhnlich, ein weißes Seil zu verwenden, aber darum geht es hier ja nicht. Das Material muss Polyamid sein, ein Sisalseil würde andere Spuren und auch Faserreste hinterlassen. Ich muss dir aber gleich sagen, dass man solche Seile auch in jedem Baumarkt kaufen kann. Das engt den Täterkreis nicht so richtig ein.“

      Michael sah ihn fragend an, dann fiel es ihm wieder ein: Die Tote in Oestrich wurde auch mit einem solchen Seil ermordet.

      „Du denkst, es ist …?“

      Olaf schob ihm zwei großformatige Bilder hin, auf denen jeweils der Hals einer Frau zu sehen war und Michael ahnte, dass auf dem einen Foto Sophia Wieselburger und auf dem anderen Maja Fringholm abgelichtet waren. Die Male am Hals sahen fast identisch aus. Der Mörder musste Kraft und seine Opfer von hinten überraschen haben. Nun kam Jürgen ein Stück näher und legte ein kleines Plastiktütchen neben die Fotos auf den kühlen Edelstahltisch. Darin befanden sich winzige schwarze Fasern. Michael stöhnte.

      „Oh nein, bitte nicht!“

      „Doch, es ist dieselbe Faser wie bei unserem ersten Opfer. Nur dass Maja das Zeug unter den Fingernägeln hatte. Sie muss sich gewehrt haben. Olaf und ich sind uns einig: Der Täter hat ein zweites Mal zugeschlagen. Das kann einfach kein Zufall sein.“

      „Scheiße“, sagte Benedikt und schob sich einen Kaugummi in den Mund.

      Der Geruch hier machte ihn immer ganz still und ekelte ihn, denn der Tod hing fast greifbar in der Luft. Außerdem weckte die Umgebung stets unangenehme Erinnerungen, die er niemals hinter sich lassen konnte.

      Er flüsterte: „Wir müssen den Unbekannten finden.“

      Michael hatte sich zu ihm umgedreht und sah ihn nachdenklich an. Benedikt hatte recht, es war Zeit, dass sie diesen Mann vom Phantombild fanden und ihn fragen konnten, ob er die Opfer kannte.

      „Danke für die Informationen. Schickt doch bitte gleich den Bericht an Bianca, wir wollten eigentlich zur Freundin des Opfers. Sie hat Maja vermisst gemeldet. Drückt die Daumen, dass sie etwas weiß.“

      Sie verließen das Gebäude und Benedikt atmete sichtbar auf. Michael stieß ihn in die Seite.

      „Das wird der harte Kerl wohl weich, was?“

      Der junge Kollege blieb still und ernst.

      Als sie wieder im Auto saßen, sagte er leise: „Ich mag diese Räume nicht. Der Tod ist schrecklich und das macht mir immer zu schaffen. Ich habe dort die Reste des Körpers meiner kleinen Schwester identifizieren müssen, weil meine Mutter zusammengeklappt war, als man ihr sagte, dass ihr Mann und das kleine Mädchen von einem Laster zerquetscht worden waren.“

      Seine Stimme war voller Trauer und Michael biss sich vor Scham auf die Lippen.

      „Das tut mir sehr leid, entschuldige bitte, wenn ich taktlos war. Mit der Zeit habe ich mir einen dicken Mantel von Ironie zugelegt, um das alles zu ertragen. Wann war das?“

      „Vor zehn Jahren. Da haben wir noch im Norden gelebt. Meine Mutter ist kurze Zeit später gestorben, der Schmerz hat sie dahingerafft. Ich bin hierher gezogen und habe neu angefangen. Aber nun lass uns von etwas anderem reden, ich denke, wir haben Wichtigeres zu tun als über mein Schicksal nachzudenken. Ich bin gespannt, ob es einen weiteren Hinweis auf den Unbekannten gibt.“

      Michael spürte, dass dieser Unfall ein Grund für Benedikt gewesen war, zur Polizei zu gehen und nickte nur.

      Der Kollege redete weiter: „Wir müssen auch nach Ex-Freunden fragen. Vielleicht hat sich Maja noch mit einem von denen getroffen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es noch nicht zu Ende ist. Was denkst du?“

      „Ich hoffe, dass du nicht richtig liegst. Eigentlich ist das doch eine malerische, freundliche Gegend, aber wenn es hier einen Mann gibt, der scheinbar wahllos junge Frauen tötet, dann steigt der Druck auf uns. Die Leute haben immer Angst, dass die Touristen wegbleiben.“

      Sie waren zu Sina Dunkelsberger

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