Ganz für mich allein. Ute Dombrowski
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Am Abend war Bianca beim Essen damit herausgerückt und Michael hatte sie angestarrt.
„Du wirst meine Chefin?“
Bianca hatte genickt und sich auf die Unterlippe gebissen.
„Okay“, hatte Michael nach einer Weile gesagt. „Schön, ich glaube, du kannst das.“
In seinem Kopf war ein Gedanke aufgekommen, der sich gut anfühlte: Wenn Bianca im Büro saß, wäre sie nicht mehr den Belastungen und Gefahren der Straße ausgesetzt. Er fühlte eine tiefe Liebe zu ihr, die aber immer mit einer unbestimmten Angst einherging.
„Ich mag gar nicht im Büro hocken!“, hörte er wie aus weiter Ferne Biancas Stimme. „Ich will lieber im Außendienst Fälle lösen und nicht irgendwelchen Schreibkram erledigen.“
„Schatz, du wirst sicher manchmal mit rauskommen. Aber sieh es doch mal so: Wenn sie dich versetzen würden, könnten wir uns kaum sehen, denn niemand würde auf unser Leben Rücksicht nehmen, schon gar nicht der Dienstplan. Wer weiß, wofür es gut ist.“
Bianca hatte sich daraufhin beruhigt in die Arbeit gestürzt. Viele von Michaels Kollegen hatten gestichelt und irgendwann war ihm die Idee gekommen, dass er sich bald Biancas Anweisungen unterwerfen musste, auch wenn sie ihm nicht in den Kram passten. Seit Nele weg war, wehte ein scharfer Wind, denn die Polizei und die Staatsanwaltschaft mussten ihren guten Ruf wiederherstellen. Es hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass die schöne Staatsanwältin die Rächerin der Schwachen gewesen war. Viele Leute hatten applaudiert, aber man hatte auch die Nase gerümpft und gefragt, wie es sein könne, dass die, die das Recht vertraten, sich nicht an die Regeln hielten.
Nele saß nun im Gefängnis und würde nie wieder herauskommen. Bianca seufzte, sie konnte die Beweggründe gut nachvollziehen, aber sie mussten sich nun mal ans Gesetz halten, da konnte man nicht einfach losgehen und morden. Sie hatte sich vorgenommen, sich in ihrer baldigen Position als Leiterin der Dienststelle noch mehr anzustrengen, Verbrechen zu bekämpfen. Mit Michael wusste sie einen fähigen und unermüdlichen Kommissar hinter sich.
Jetzt war Bianca am Auto angekommen und rief ihn an.
„Hallo, mein Liebster, ich sitze hinter dem Steuer und komme gleich heim. Hast du mich vermisst?“
„Süße, du fehlst mir so sehr! Wie gut, dass der Kram bald vorbei ist. Ich bin kein Mensch ohne dich. Komm schnell, ich habe gekocht. Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“
Sie legte auf, startete den Motor und schaltete das Licht ein. Während ihr Blick die Ausfahrt suchte, klopfte es an die Scheibe ihres Wagens. Erschrocken wandte Bianca den Kopf zur Seite und schaute in die sanften Augen eines gutaussehenden Mannes. Sie ließ die Scheibe einen Zentimeter hinunter.
„Ja bitte?“
„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken, aber bei Ihnen brennt nur eine Rückleuchte.“
„Oh danke, das muss neu sein. Ich werde mich morgen sofort darum kümmern.“
„Nichts zu danken“, sagte der Mann mit einem gewinnenden Lächeln und verschwand in der Dunkelheit.
Bianca atmete auf und fuhr heim zu Michael, der sie schon sehnsüchtig erwartete. An der Tür küsste er sie innig und nahm ihr den Mantel ab.
„Wie wars?“
„Paragraphen werden mich durch meine Träume verfolgen. Ansonsten ging es. Wieder eine Woche rum, noch dreimal, mein Süßer, dann ist es vorbei.“
„Es ist immer schrecklich, wenn du einmal im Monat für eine ganze Woche weg bist.“
„Jetzt bin ich ja zuhause. Und du musst morgen mal nach meinem Rücklicht sehen. Ich hatte eben beinahe einen Herzinfarkt. Ich wollte gerade noch schauen, wo der Ausgang von diesem riesigen Parkplatz ist, da klopft ein Typ an meine Scheibe. So im Dunkeln war das sehr unangenehm. Man weiß ja, was da alles passieren kann.“
„Ja, wir arbeiten gerade an einem Fall, wo eine Frau auf dem Parkplatz in Oestrich erdrosselt wurde.“
Bianca lief es eiskalt über den Rücken, wenn sie an den Schrecken von vorhin dachte und ließ sich von Michael alles über den Fall berichten.
„Sie wurde nicht ausgeraubt und auch nicht missbraucht?“
„Nein, irgendwer hat diese nette junge Frau aus einem anderen Grund ermordet. Wir stehen noch ganz am Anfang. Die Eltern sind zusammengebrochen vor Schmerz. Es war schlimm. Wie sagt man den Eltern, dass ihr einziges Kind tot ist? Erwürgt von einem bösen Menschen …“
„Es gibt kein Rezept für so etwas. Das tut mir sehr leid, Michael. Ich wünschte, ich wäre bei dir gewesen.“
„Werde du mal eine gute Chefin, das reicht mir schon.“
Er küsste sie zärtlich und zog sie nach dem Essen auf die Couch, wo sie sich liebten. Bianca fühlte sich in Michaels Armen sicher und gab sich ihm ganz und gar hin.
Am nächsten Morgen saßen sie im Büro mit Jürgen und Michaels neuem Partner zusammen, um den Fall zu besprechen. Bilder des Opfers lagen auf dem Tisch und Jürgen hatte eben zusammengefasst, was er an Spuren gefunden hatte.
„Ich denke, die hatte was mit einem heißen Kerl, hat ihn abserviert, der war sauer und hat sich gerächt. Oder ein Ex ist aufgetaucht und hat sie erwischt und umgelegt.“
Bianca sah zu Benedikt Mayfardt, dem neuen Partner von Michael. Der blonde, sportliche Mann hatte vor zwei Wochen seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert, aber vom Erwachsensein war er noch weit entfernt. Allerdings hatte er einen guten Spürsinn und Michael hatte sein anfängliches Entsetzen über das spätpubertäre Verhalten seines neuen Kollegen abstellen können. Seine blauen Augen leuchteten stets und Bianca hatte so eine Ahnung, dass dieser schöne Mann wusste, wovon er sprach. Ständig redete er über die Damen, die sich ihm ganz zwanglos hingegeben hatten.
„Dann sei froh, dass du nicht der Typ warst, mit dem sie ihn betrogen hat“, sagte Bianca lachend.
„Warum?“, fragte Benedikt naiv.
Nun lachten auch Michael und Jürgen los, aber der junge Mann stand auf der Leitung.
„Na, wir haben ja noch keine männliche Leiche gefunden, die dazu gehört, also kann unser Kollege noch nicht ruhig schlafen“, brummte Jürgen gemütlich.
„So eine hübsche Frau“, sagte Bianca nachdenklich. „Wenn sie nicht ausgeraubt wurde, dann hat Benedikt vielleicht recht. Eine Beziehungstat. Wo wollt ihr anfangen?“
Michael plante: „Benedikt kann mal schauen, ob ihre Familie etwas über die Ex-Freunde weiß, ich rede nochmal mit der Frau vom Taschenladen und höre mich im Ort um. Man kannte sie dort recht gut. Vielleicht finde ich jemanden, der etwas beobachtet hat.“
Sie erhoben sich, die