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Essen ist fertig, ruft Mutter erneut.
Mary, unsere Haushälterin und Chefin vom Küchen- und Hauspersonal, hat wieder einen Tisch gedeckt, wie er schöner und ansehnlicher nicht sein könnte. Das Flackern der Kerzen vermehrt sich dutzendfach in den Spiegeln der Wände rings umher. Ein Duft nach dem weiten Meer und Fisch liegt in der Luft. Vater hat wie immer am Ende der Tafel Platz genommen. Neben ihm Mutter und auf der anderen Seite der Tafel, Peter, mein Bruder. Neben Peter sitzen Oma und Opa sowie weitere Gäste, die wie immer an unseren gemeinsamen Essen teilnehmen. Eine gesegnete Mahlzeit, murmelt Vater. Schon die Vorspeise schlägt alles, was man auf den diversen Gourmetlisten vieler Spitzenrestaurants finden kann. Dazu Wein aus Bordeaux, Baron de Rothschild. Mit einem Geschmack nach Frankreich und der Erde, in der dieser erlesene Tropfen gewachsen ist. Das Bukett geht eher zu Erdbeeren als zu Weintrauben.
Von den Gästen der Tafel hört man nur einmalig, vorzüglich, himmlisch. Unser Koch scheint sich von mal zu mal übertreffen zu wollen. Selbst wenn man der Meinung ist, es gibt keine Steigerung mehr, fällt ihm immer wieder etwas ein. Es ist der beste Fisch, den es in den Meeren unserer Erde gibt. Ein absoluter Genuss, bestätigt ein Herr, der neben Oma sitzt. Gratulation, dieses Essen ist einfach himmlisch. So geht es die Gänge durch. Einer besser als der andere. Auch das Dessert ist unbeschreiblich.
Endlich hat auch der letzte Gast sein Messer und seine Gabel auf den Tisch gelegt.
Jetzt folgt wie jeden Tag die Analyse des aktuellen Tagesgeschehens. Nach etwa zwei Stunden verabschieden sich die Gäste. Jeder versichert, das beste Essen der Welt genossen zu haben. Natürlich freut sich ein jeder auf ein Wiedersehen, womöglich bald an unserer Tafel. Mary begleitet die letzten Gäste zur Tür.
Vaters Auftrag
Vater deutet Peter und mir, sitzen zu bleiben. Er blickt uns beide lange an. Nach einer kleinen Pause sagt er zu uns:
Lieber Peter, lieber Paul!
Ihr kennt mein Unternehmen nun schon einige Zeit. Ich hoffe, Euch ist auch die Bedeutung unseres Unternehmens für die Wirtschaft, für die Politik, ja für die gesamte Weltgesellschaft, bewusst. WIN (World International Network) ist in allen Ländern der Welt durch Internet, Facebook, Twitter, Intranet, Fernsehen und Zeitungen vertreten. Ohne unsere Serverdienstleistungen läuft nichts. Ohne uns gäbe es viele Politiker nicht.
Viele großen Unternehmen haben ihren Erfolg nur dank unserer ausgeklügelten Werbestrategien erreichen können. Wir sind unseren Benutzern, Sehern, Hörern, Lesern, usw. schuldig, immer die neuesten Informationen und Trends zu liefern.
Ebenso unseren Werbekunden.
Natürlich hat niemand auf der Welt die Macht, die mein Unternehmen verkörpert. Wir haben den größten Datenbestand an Adressen weltweit. Mehr noch, wir kennen das Kaufverhalten von Milliarden Menschen. Jeder weiß, wie groß unsere Reichweite ist. Dementsprechend groß ist auch die Erreichbarkeit der Werbung. Ein Produkt oder eine Sache, die von uns beworben wird, ist schnell weltweit bekannt. Ein Riesenvorteil gegenüber nur regionaler Werbemaßnahmen. Vor allem weil wir das Konsumverhalten kennen. Dazu ist punktgenaue Werbung möglich, was enorme Kosten für die Firmen spart.
Es war nicht immer so. Viel Mühe hat es gekostet, einen Sender nach dem anderen aufzukaufen, ins Internetgeschäft einzusteigen und die Firmen zu überzeugen, dass Werbung wichtig ist. Werbung über WIN überhaupt der Hammer ist.
Heute ist es leicht.
Unsere Firma braucht nur Aufträge zu schreiben. Wir können den Ansturm fast nicht abwehren. Vielmehr müssen wir ausfiltern, welcher Artikel „seriös“ und welcher weniger „seriös“ ist. Es erfordert Fingerspitzengefühl. Dieses Gefühl traue ich Euch beiden schon zu.
Wie ihr wisst, werde ich nächstes Jahr 65 Jahre alt. Höchste Zeit, die Firma in jüngere Hände zu legen.
Derjenige von Euch, der mir bis zu meinem 65. Geburtstag das bessere Konzept vorlegt, wird die Firma als alleiniger Chef übernehmen. Der andere wird in der Firma als Angestellter weiterarbeiten und zwar je nach Branche, die ihm am besten liegt. Natürlich steht dem zweiten ebenfalls ein Milliardenvermögen zu. Es ist ja genug vorhanden.
Alleiniger Chef von der größten und mächtigsten Firma der Welt zu werden, ist sicher ein ganz besonderer Ansporn.
Paul fragt Vater, ob bei der Größe der Firma nicht Platz für uns beide an der Spitze wäre?
Nein, entgegnen Vater und auch Peter.
Zwei Chefs haben noch keiner Firma gutgetan. Der bessere von euch beiden soll die Firma als alleiniger Chef führen, erwidert Vater noch einmal. Der andere hat sich zu fügen.
Peter ist sichtlich zufrieden. Er ist der Ältere. War der bessere in der Schule. Absolvierte sein Studium in Rekordzeit. Ist ein dynamischer, zielstrebiger, geradliniger und entscheidungsfreudiger Managertyp. Er versteht es, das Leben zu genießen. Seine Hobbys sind schnelle Sportwagen und der Jet Set. Er hat den Pilotenschein für jede Art von Flugzeugen auch von Hubschraubern.
Obwohl unsere Firma über eine tolle Firmenjetflotte mit den besten Piloten verfügt, liebt es Peter, auch mal alleine zu fliegen.
„Alleine ist er dabei nie!“
Hat immer „süße Bienen“ um sich. Ebenso liebt er Polo, Golf und fährt bei Power-Bootrennen mit.
Seine Jacht spielt alle Stücke. Er ließ sich auf drei Decks jeden nur erdenklichen Luxus einbauen. Vom prunkvollen Speisesaal, über eine große Disco, ein Kino, ein Casino, drei Swimmingpools, Whirlpools, Dampfsauna, Lichtsauna, Kräutersauna, Eisdusche, diverse Massageräume, bis hin zu den verspieltesten Schlafzimmern, ist alles enthalten. Nicht betonen braucht man, dass seine „Dreamworld“ überall dort kreuzt, wo gerade die High Society Station macht. Formel 1 in Monaco, Abu Dhabi, Filmfestspiele in Cannes und bei vielen Veranstaltungen rund um den Erdball ist Peter stets dabei. Die Mannschaft auf seiner Jacht ist das ganze Jahr über im Einsatz, immerhin 150 Männer bzw. Frauen. Er hat Domizile auf den Bahamas, Virgin Islands, Monaco, Mauritius, Dubai, Hongkong, Madeira und der Schweiz. Mit seiner Yacht kann er aber auf allen übrigen Plätzen der Welt anlegen, die für eine entsprechende Größe eines Schiffes geeignet sind. Er ist wohl der größte Playboy der Welt.
Seine unglaubliche Stärke ist wohl die Auswahl der Mitarbeiter und sein bedingungsloser Umgang mit ihnen.
Dagegen nimmt sich Pauls Lebenswandel sehr bescheiden aus. Paul besitzt eine kleine Suite im Haus seiner Eltern, die für ihn das Schönste auf der Welt ist. Hier hat er alles was man sich nur erträumen kann. Was kann es Schöneres auf der Welt geben.
Ach, könnte ich hier nur für immer verweilen, denkt Paul.
Paul, ruft mein Vater in etwas lautem Ton.
Vor dir liegt die wichtigste Entscheidung, die Du in Deinem Leben zu treffen hast. Es ist ein beinhartes Business. Dieses verlangt knallharte Entscheidungen. Träumer haben darin nichts verloren. Peter und du, ihr habt noch fast ein Jahr Zeit.
Ich schätze Euch beide.
Seht