Trojanische Hühner. Ado Graessmann

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Trojanische Hühner - Ado Graessmann

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Tal, war bis oben zu mir zu hören. Bevor ich mich auf den Weg machte, spritze ich mir aus meiner Feldflasche etwas Wasser ins Gesicht, füllte meinen Mund mit Wasser und versuchte mit meinem rechten Zeigefinger die Zähne etwas zu putzen, Zahnbürste hatte ich keine dabei, auch auf den Kaffee musste ich wieder einmal verzichten. Bei dem Krämer im Tal hatte ich mir einige Dosen mit gekochten Bohnen gekauft, eine davon war noch übrig geblieben, ich öffnete sie, mehr hatte ich nicht zum Frühstück. Ich hatte keinen Löffel, also fischte ich sie einzeln mit dem Messer heraus, kalt waren sie nicht gerade meine Lieblingsspeise, aber besser als nichts. Nach dem Essen entfernte ich etwas Moos, grub ein Loch mit dem Messer, versenkte die leere Dose darin und bedeckte die Öffnung wieder mit Erde und dem Moos, dann sah es wieder so aus wie vorher.

      Der Weg bis zur Anhöhe wurde immer steiler und felsiger, war aber im Großen und Ganzen keine besondere Herausforderung für mich, ich genoss sogar die Aussicht, setzte nach jeder Stunde eine Pause ein und ließ den Blick über das Tal schweifen und sah die Welt, so wie sich entwickelt hatte, die nicht erschaffen wurde. Die Gefahr, dass man mich noch hören konnte war vorüber, die Geräusche des beginnenden Tages verschluckten meine Schritte. In meinem Gehirn wurde das was ich sah, wie in einer Fotografie abgespeichert, ich war mir sicher, noch nach Jahren alles genau abrufen zu können.

      Als ich das gegenüberliegende Tal erreicht hatte, war ich in einem anderen Land, Vorsicht war nicht mehr geboten. Ich folgte dem Kompass Richtung Osten, nach zwei Stunden Fußweg stieß ich auf eine mäßig befahrene Landstraße, ich nahm einen zwanzig Dollarschein aus meiner Tasche und winkte damit den entgegen kommenden Lastwagen zu. Schon der zweite hielt an, es war ein ähnlicher Pritschenwagen wie der, den ich für meine bisherige Flucht verwendet hatte. Die Fahrt verlief schweigend, der Fahrer und ich hatten kein Bedürfnis viel zu reden, nur das Notwendigste. In der Stadt rief ich die dortige Botschaft an, nannte meinen richtigen Namen und bat um Unterstützung. Viel musste ich nicht erklären, offensichtlich war der Botschafter von meinem Vorhaben unterrichtet worden. Er nannte mir die Adresse und ich nahm mir ein Taxi bis zur Botschaft, nach vier Nächten im Freien konnte ich wieder einmal in einem richtigen Bett schlafen, zuvor konnte ich mich ausreichend duschen, und meine verschmutzten Klamotten wurden durch neue ersetzt. Ich bekam wieder einen roten Diplomaten Pass mit meinem richtigen Namen, Geld hatte ich noch ausreichend. Drei Tage später stieg ich, nach verschiedenen Zwischenlandungen, am Logan Airport in Boston aus dem Flugzeug aus, kaufte eine Flasche Champagner und einen lebenden Hummer auf dem Weg zum Ausgang, die kann man dort bei Tag und bei Nacht kaufen, für fünf Dollar das Pfund. Vor dem Flughafen Ausgang nahm ich das erstbeste Taxi. Als ich die Tür zu meinen Apartment öffnete stand Terri spärlich bekleidet, mit ausgestreckten Armen, vor meiner Zimmertür, wie sie von meiner genauen Ankunft erfahren hatte, wusste ich nicht, ich habe sie auch niemals danach gefragt, es wurde die Nacht der Nächte nach all den Entbehrungen der letzten Wochen. Eine ganze Woche hatten wir die Wohnung nicht verlassen und uns meistens im Bett aufgehalten. Der Pizzaladen und der Vietnamese an der nächsten Ecke sorgten dafür, dass wir nicht verhungerten, danach flog ich für eine Woche zur Erholung zu meinen Eltern nach Kalifornien. Schon wenige Tage nach der Besetzung der Botschaft trat die Regierung in Geheimverhandlungen ein, nicht direkt, sondern über die Botschaften befreundeter Staaten. Die wesentliche Forderung nach Auslieferung des Herrschers war durch dessen Tod hinfällig geworden. Es wurden Zusagen gemacht und fast wie immer, schloss es auch diesmal wieder heimliche Waffenlieferungen ein, über dunkle Kanäle. Nach 444 Tagen, am Tag der Einführung des neuen Präsidenten wurde die Besatzung beendet und alle Geiseln wurden am 20. Januar ausgeflogen. Zuvor waren einige Befreiungsversuche durch das Militär kläglich gescheitert, besonders die Operation Adlerkralle, zum Gespött der ganzen Welt. Das Trauma blieb haften, sie hatten nicht nur ihre Geiseln, sie hatten unsere ganze Nation gedemütigt, es wurde zu einer nationalen Schande, die nach Rache schrie, nicht nur an dem Rädelsführer.

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