unterwegs auf der iberischen Halbinsel. Torsten Stau

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу unterwegs auf der iberischen Halbinsel - Torsten Stau страница 2

unterwegs auf der iberischen Halbinsel - Torsten Stau

Скачать книгу

und Leistung (Programm, Bus, Hotels, Essen) zufrieden, zumal ich ja die etwas niedrigeren Standards von Trendtours und Fußballtouren gewohnt bin. Die Eintrittspreise bei allen Sehenswürdigkeiten außer der Alhambra waren übrigens nicht im Reisepreis inbegriffen, weil es in Spanien für Personen über 65 Jahre (egal ob Rentner oder noch nicht, für jüngere Rentner gilt das jedoch nicht) fast überall Ermäßigungen von 50% oder mehr gibt. Da wäre ein einheitlicher Reisepreis natürlich ungerecht. Zum Glück war das im Reisekatalog ausdrücklich angegeben, so dass ich keine Gefahr lief, zu wenig Bargeld mitzunehmen.

      Überrascht hat mich auch hier, dass man keine Adapter für die Steckdosen benötigt, und dass fast überall Deutsch verstanden und gesprochen wird. In Spanien fand ich in jedem Hotelzimmer einen Fön vor. Vergessen hatte ich lediglich Sonnencreme und Mütze, was in Anbetracht des dort zu erwartenden Wetters ziemlich dumm war, sowie Kopfhörer für mein neues Smartphone, was aber kein Problem war, denn bei Stadtführungen und -rundfahrten mit Audioguides habe ich vier passende bekommen, die ich nun auf Taschen, Rucksack und Jacken verteilt habe.

      Wie erwartet war ich wieder einmal der mit Abstand jüngste Teilnehmer (mit Ausnahme des Fahrers und der Hostess natürlich) und gehörte zu den wenigen Einzelreisenden.

      Wenn Ihr Lust habt, dann begleitet mich auf einer inhaltsreichen Reise durch ein faszinierendes Land, von dem man gern noch mehr sehen möchte.

      Sonntag, 7. September: Anreise nach Lloret de Mar

      Der erste Tag ist bekanntlich immer der anstrengendste, denn es gilt, viele Kilometer abzureißen (diesmal so viele wie nie zuvor), und um rechtzeitig zum Abendessen am Reiseziel anzukommen, muss man zu früher oder sehr früher Stunde abreisen. Diesmal ging es schon um 01:45 Uhr an der gewohnten Stelle bei der Sparda-Bank am Hauptbahnhof los; da brauchte ich mich nach dem Heimspiel der Vulkan-Ladies gar nicht mehr ins Bett zu legen. Um das Taxigeld zu sparen, fuhr ich mit dem letzten Bus zum Löhr-Center, um mich von dort zum Bahnhof zu begeben und dann zu warten. Zu meiner Überraschung fuhr mich der Busfahrer bis dorthin, da er auf dem Weg zum Feierabend am Betriebshof sowieso am Bahnhof vorbei musste. Ebenso überraschend fuhr ein Sprinter schon sehr früh vor, und auch das noch erwartete ältere Ehepaar von der Karthause traf frühzeitig ein, so dass wir Koblenz erheblich früher verlassen konnten. Dafür mussten wir am nächsten Abholpunkt in Trier natürlich ein wenig auf die nächsten vier Fahrgäste warten. Da der im Katalog genannte Hauptreiseveranstalter aus Saarbrücken stammt (demzufolge war die Mehrzahl der Mitreisenden Saarländer, aber das Leben ist halt manchmal hart), erwartete ich, dass wir dorthin gefahren werden würden, doch war ein Treffpunkt hinter Metz in Frankreich ausgemacht worden, wo wir natürlich auch viel zu früh eintrafen.

      Als der Bus eintraf, stellten wir bei freier Platzwahl fest, dass bei nur 23 Reisenden jeder ausreichend Platz hatte. Ich erwischte zufällig einen der wenigen Plätze mit Steckdose, und da von der älteren Generation kaum jemand Handys oder anderes Hightech-Zeug dabeihatte, konnte ich unterwegs jederzeit meine Akkus aufladen. Der Fahrer war nur ein Provisorium, denn wegen der langen Fahrzeit stieg der „richtige“ Fahrer Martin erst hinter Dijon zu, begleitet von der Hostess Caro (ich weiß nicht, ob mit C oder K), die wir zunächst für seine Freundin hielten, sich aber als seine Nichte entpuppte. Sie ist 25 und arbeitet in einer Tierarztpraxis in Lübeck, hatte also mit mir keine Dialektprobleme.

      In Frankreich buchte ich wieder ein Travel&Surf Wochenticket für eine Flatrate in der EU. Es ging auf der Autoroute du soleil immer weiter nach Süden vorbei an Lyon, bis man sich in der Provence entscheiden muss, ob man linksrum an die Blumenriviera oder wie wir rechtsrum durch das Languedoc in Richtung iberische Halbinsel fahren möchte. Die Überquerung der Pyrenäen war ziemlich unspektakulär, aber in der Nähe der Küste sind diese halt nicht besonders hoch. Nun befand ich mich zum ersten Mal im Leben auf spanischem Boden – was Millionen von Katalanen allerdings anders sehen. Es war nicht mehr weit bis zu unserem ersten Hotel am Stadtrand von Lloret de Mar an der Costa Brava. Von dem Ort und dem Badestrand habe ich jedoch nichts gesehen, denn ich war nach der 17-stündigen Fahrt so platt, dass ich frühzeitig zum Abendessen und ins Bett ging. Bis auf wenige Ausnahmen gab es überall auch das Abendessen in Form von mehr oder weniger großen Buffets, so dass auch ein schlechter Esser wie ich immer fündig wurde.

      Montag, 8. September: Von Lloret der Mar über Barçelona nach Salou

      Nach dem Frühstück wurden die Koffer verladen, dann machten wir uns auf den Weg in die katalonische Hauptstadt Barçelona, dem ersten Höhepunkt unserer Reise. Unterwegs mussten wir noch unseren Stadtführer abholen, der aus mir nicht bekannten Gründen Deutsch fast wie ein Muttersprachler spricht. Als er auf seine Frage, woher wir kämen, überwiegend die Antwort Saarland erhielt, meinte er, „das hätte angemeldet werden müssen!“, aber vermutlich sagt er das bei jeder Gruppe als Einstiegsmotivation. Während der Fahrt versuchte er ständig, unsere Begeisterung und Vorfreude zu heben; einen Motivationsfilm über Barçelona hatten wir bereits auf der langen Hinfahrt gezeigt bekommen. Er habe unser Reiseprogramm gesehen, aber nichts davon wäre vergleichbar mit dieser unglaublichen Stadt. Um wieder einmal mein Fazit vorwegzunehmen: Barçelona ist eine interessante Stadt, aber dieser Hype, als wäre es New York, Paris, Venedig und Tokio in einem, der geht mir doch ein bisschen zu weit.

Grafik 531

      Unser erstes Ziel dort war natürlich die größte Sehenswürdigkeit der Stadt: die inzwischen durch Papst Benedikt XVI. zur Basilika minor geweihte Sagrada Familia, eines der ungewöhnlichsten Bauwerke der Welt nach Plänen von einem Architekten, der entweder verrückt oder seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Es gibt keine geraden Linien, alles ist der Natur nachempfunden und mit Symbolik gespickt. Mir war bis vor kurzem nicht bewusst, dass es immer noch eine Baustelle ist. Im Jahre 2026 will man zum 100. Todestag Antoni Gaudís endlich fertig sein. Bis dahin kommen noch etliche Türme hinzu, und der zentrale Glockenturm wird mit 170 m Höhe sogar das Ulmer Münster überragen. Die katholische Kirche finanziert das Projekt durch den Trick, dass die Eintrittskarten gleichzeitig als Spendenquittungen gelten, die man von der Steuer absetzen kann. Wir hatten jedoch keine Zeit hineinzugehen, zumal Online-Vorbestellung empfohlen wird, da man sonst sehr lange oder sogar vergeblich warten muss.

      Anschließend stand ein Spaziergang durch das gotische Viertel auf dem Programm, wo wir auch die Kathedrale besichtigten – die erste von einer ganzen Reihe. Dort leben übrigens 13 Gänse, weil die heilige Eulalia, der die Kathedrale geweiht ist, angeblich mit 13 Jahren von den Römern hingerichtet worden war. Nach den Römern wurden weite Teile der iberischen Halbinseln von den Westgoten beherrscht, bevor sie von den Mauren überrannt und vernichtet wurden. Von allen dreien, sowie den Juden und den später alles zurück erobernden Christen werden wir noch vielen Spuren begegnen. Barçelona wurde angeblich von den vor den Römern dagewesenen Karthagern gegründet und leitet seinen Namen der Überlieferung nach von Hamilkar Barkas ab, dem Vater Hannibals. In Wirklichkeit dürfte die Stadt jedoch noch einige Jahrhunderte älter sein.

      Vieles bekamen wir vom Bus aus gezeigt und erklärt, aber das meiste davon konnte ich leider nur schlecht oder gar nicht fotografieren. Im Programm war leider nicht der berühmte ebenfalls von Gaudí gestaltete Park Güell und auch nicht das Stadion des FC Barçelona, Camp Nou. Über das Olympiagelände ging es zu einem Aussichtspunkt auf dem Montjuic (Judenberg). Die Stadtführung endete in der Nähe des Kolumbusdenkmals, und wir erhielten Freizeit im Bereich der Flaniermeile La Rambla, die ja fast so berühmt ist wie die Champs Elysées in Paris oder die Löhrstraße in Koblenz. Interessant fand ich auch die vielen Kleinkünstler. Ein Kolumbus warf sich in verschiedene Posen, nachdem ich Geld eingeworfen hatte. Eine kleine völlig gelbe Radfahrerin steht völlig unbeweglich auf ihrem völlig gelben Fahrrad und tut nach Geldeinwurf so, als würde sie das Gleichgewicht verlieren.

Скачать книгу