Die lustigen Weiber von Windsor. William Shakespeare
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NYM. Ja, beim Firmament und seinem Stern!
PISTOL. Mit Witz? Mit Stahl?
NYM.
Mit beiderlei Humoren ich;
Dem Page bedeut' ich dieser Liebsanstalt Humor! –
PISTOL.
Und Fluth von mir die Kund' erhält,
Wie Falstaff, schnöder Knecht,
Die Taub' ihm raubt, ums Geld ihn prellt
Und kränkt sein Eh'bett echt.
NYM. Mein Humor soll nicht abkühlen: ich will Page zu Giftgedanken irritieren: ich will ihn mit Gelbsucht durchglühen, denn die Explausion der Mine ist furchtbar: das ist mein wahrer Humor.
PISTOL. Du bist der Mars der Malkontenten, ich stehe dir bei. Marsch, fort!
Sie gehn ab.
Vierte Szene
Im Hause des Doktor Cajus.
Frau Hurtig, Simpel und John Rugby treten auf.
FRAU HURTIG. He, John Rugby! Sei so gut, geh ans Fenster und sieh, ob du meinen Herrn kommen siehst, Herrn Doktor Cajus: wenn er kommt und findet jemand im Hause, so wird er des lieben Gottes Geduld und des Königs Englisch einmal wieder schön zurichten.
RUGBY. Ich will gehn und aufpassen. Rugby ab.
FRAU HURTIG. Geh; wir wollen auch einen Nachttrunk dafür zusammenbrauen, wenn's mit dem Steinkohlenfeuer zu Ende geht. – Ein ehrlicher, williger, guter Bursch, wie nur je einer einen Dienstboten im Hause verlangen kann; und das muß ich sagen, kein Plappermaul und kein Händelmacher: sein schlimmster Fehler ist, daß er so erpicht aufs Beten ist; in dem Stück ist er ein bißchen wunderlich; aber wir haben alle unsre Fehler. – Nun, das mag so hingehn. – Peter Simpel, sagt Ihr, ist Euer Name?
SIMPEL. Ja, in Ermangelung eines bessern.
FRAU HURTIG. Und Herr Schmächtig ist Euer Herr?
SIMPEL. Ja, meiner Treu.
FRAU HURTIG. Trägt er nicht einen großen runden Bart, wie eines Handschuhmachers Schabmesser?
SIMPEL. Ei bewahre, er hat nur so ein kleines, dünnes Gesichtchen, mit einem kleinen gelben Bart; ein zimtfarbnes Bärtchen.
FRAU HURTIG. Ein friedfertiger, tranquiler Mann, nicht wahr?
SIMPEL. Ja, das ist er: aber dabei ist er mit seinen Fäusten so bei der Hand, als nur irgendeiner zwischen seinem und meinem Kopf: er hat sich einmal mit einem Flurschützen geprügelt.
FRAU HURTIG. Was Ihr sagt! Ach, nun besinne ich mich auf ihn: Wirft er die Nase nicht, so zu sagen, in die Luft? – und stapft, wenn er geht?
SIMPEL. Ja, mein' Seel', das tut er.
FRAU HURTIG. Nun, der Himmel beschere Annchen kein schlimmeres Glück! Sagt dem Herrn Pfarrer Evans, ich werde für seinen Herrn tun, was ich kann; Anne ist ein gutes Mädchen, und ich wünsche, –
Rugby kommt wieder.
RUGBY. Ach, Herrje! da kommt mein Herr! –
FRAU HURTIG. Nun wird es über uns alle hergehn. Lauft hier hinein, lieber junger Mensch, geht in dies Kabinett! Sie schiebt Simpel ins Kabinett. Er wird nicht lange bleiben. – He, John Rugby! John! He, John, sag' ich! Geh, John, und frage nach deinem Herrn: ich fürchte, es ist ihm was zugestoßen, daß er nicht heimkommt. Singt. Tralldaldera! Tralldaldera! –
Doktor Cajus kommt.
CAJUS. Was singen Ihr da? Ik nik lieben solken Poß: – ik bitten, geht, und 'ohlen mik in meine Kabinett un boîtier vert, einen Büchs, einen grünen Büchs: Entendez-vous?
FRAU HURTIG. Jawohl, ich werd's Euch holen. Ich bin froh, daß er nicht selbst hinein geht; wenn er den jungen Menschen gefunden hätte, wäre er eifersüchtig geworden.
CAJUS. Ouf, ouf, ouf, ouf! Ma foi, il fait fort chaud. Je m'en vais à la Cour, – la grande affaire. –
FRAU HURTIG zurückkommend. Ist's diese, Herr Doktor?
CAJUS. Oui, mettez – le in mein Taschen, dépéchez, 'urtig. Wo steck' die Schelm Rugby?
FRAU HURTIG. He, John Rugby! John!
RUGBY. Hier! Hier!
CAJUS. Ihr sein John Rugby, und Ihr sein 'ans Rugby: kommt, nehmt das Degen, und folgen mir nak auf die Fuß, nak 'ofe.
RUGBY. Ich habe ihn bei der Hand, Herr, hier im Vorsaal.
CAJUS. Bei mein' Ehre, ik sögern su lang. Mortdieu, qu'ai-je oublié! Da sein gewisse Simple in mein Kabinett, das ik nik wollt' lassen da für die Welt.
FRAU HURTIG. O weh, nun wird er den jungen Menschen dort finden und rasend werden.
CAJUS öffnet das Kabinett. Oh diable! diable! Was sein 'ier in mein Kabinett? Spitzenbub, Larron; Rugby, meine Degen!
Er führt Simpel aus dem Kabinett.
FRAU HURTIG. Bester Herr, gebt Euch zufrieden!
CAJUS. Und weswegen soll ik mir geben sufrieden? Hein?
FRAU HURTIG. Der junge Mensch ist ein ehrlicher Mensch.
CAJUS. Was 'at der hehrlik Mensch su tun in mein Kabinett? Da is keine hehrlik Mensch, das soll kommen in mein Kabinett.
FRAU HURTIG. Ich bitte Euch, seid nicht so phlegmatisch, hört nur das Wahre von der Sache. Er kam und brachte mir einen Auftrag vom Pfarrer Evans.
CAJUS. Gut! –
SIMPEL. Ja, du lieber Gott, um sie zu ersuchen, daß –
FRAU HURTIG. Still doch, ich bitte Euch! –
CAJUS. Still sein Ihr mit Eure Sung; sprecken Ihr weiter Eure commission.
SIMPEL. Um diese ehrliche Frauensperson, Eure Jungfer, zu ersuchen, daß sie ein gut Wort bei der Jungfer Anne Page für meinen Herrn einlegte, um die Heirat richtig zu machen.
FRAU HURTIG. Das ist alles, wahrhaftig; ja, aber ich werde meine Finger nicht ins Feuer stecken, ich brauche das nicht.
CAJUS. Der Pasteur Hevans 'aben Euk geschickt? Rugby, baillez-moi hetwas Papier; Ihr warten 'ier ein bisken.
FRAU HURTIG. Ich bin froh, daß er so ruhig ist; wenn er recht durch und durch in Aufruhr gekommen wäre, da hättet Ihr ihn einmal recht laut und melancholisch sehn sollen. Aber mit alle dem, mein Freund, will ich für Euern Herrn tun, was ich nur kann, und das wahre Ja und Nein ist, daß der französische Doktor, mein Herr, –