Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen. Johann Wolfgang von Goethe
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Merkulo kommt.
PRINZ. Bringe sie zusammen, die Meinigen, das Haus: könnt ich die Welt zusammenrufen, sie sollte Zeuge der wundervollen Tat sein!
Merkulo ab.
Der Prinz verschließt die Laube. Unter einer feierlichen Musik kommen der Oberste, die Wache, das ganze Gefolge, nach ihnen die Fräulein; alles stellt sich zu beiden Seiten, wie sie stehen müssen, um das Schlußballett anzufangen. Zuletzt kommen Feria und Andrason mit Merkulo. Die Musik hört
auf.
PRINZ. Tritt näher, Andrason, und höre mich einen Augenblick geruhig an. Bisher sind wir nicht die besten Freunde gewesen; nunmehr haben die Götter mir die Augen geöffnet. Das Unrecht, seh ich, war auf meiner Seite; ich raubte dir die beste Hälfte des Weibes, das du liebst. Auf Befehl der Unsterblichen geb ich dir sie zurück. Nimm als ein Heiligtum wieder, was ich als ein Heiligtum bewahrt habe; und verzeih das Vergangne meiner Not, meinem Irrtum, meiner Jugend und meiner Liebe!
ANDRASON laut. Was soll das heißen? Für sich. Was wird das geben?
PRINZ eröffnet die Laube, man sieht Mandandane sitzen. Hier, erkenne das Geheimnis und empfange sie zurück!
ANDRASON. Meine Frau! Du entführst mir meine Frau? schleppst sie mit dir herum? beschimpfest mich öffentlich, da du sie mir vor den Augen aller Welt zurückgibst?
PRINZ. Dies sei dir ein Beweis der Heiligkeit meiner Gesinnungen, daß ich jetzt das Licht nicht scheue!
ANDRASON. Himmel und Hölle! Ich will es rächen. Er greift nach dem Schwert, Feria hält ihn, er spricht leise zu ihr. Laß sein! Ich muß ja so tun.
PRINZ. Entrüste dich nicht! Mein Schwert hat auch eine Schärfe. Sei stille, gib der Vernunft Gehör! Du kannst nicht sagen: es ist mein Weib; und es ist doch dein Weib.
ANDRASON. Ich hasse die Rätsel! Nach einem Augenblick, stille für sich. Ich erstaune! Wieder entbindet sich in meiner Seele ein neuer Verstand, eine Erklärung der letzten Worte des Orakels! Wär es möglich? O helft mir, gütige Götter! Laut: Verzeih! ich fühle, daß ich dir unrecht tue. Hierin ist Zauberei oder eine andere geheime Kraft, die der Menschen Sinne zwiespaltig mit sich selbsten macht. Was soll ich mit zwei Weibern tun? Ich verehre den Wink des Himmels und deinen Schwur. Diese nehm ich wieder an; aber gern geb ich dir jene dagegen, die ich gegenwärtig besitze.
PRINZ. Wie?
ANDRASON. Bringt sie her!
Die Sklaven ab.
PRINZ. Sollte ich nach so viel Leiden noch glücklich werden können?
ANDRASON. Vielleicht tun hier die Himmlischen ein Wunder, um uns beide zur Ruhe zu bringen. Laß uns diese beiden als Schwestern betrachten, jeder darf eine besitzen, und jeder die Seinige ganz.
PRINZ. Ich vergeh in Hoffnung!
ANDRASON. Komm du auf mein Teil, immer gleich Geliebte!
Die Mohren heben den Sessel aus der Laube und setzen ihn an die linke Seite des Grundes.
MANDANDANE im Begriff, die Maske abzuwerfen, an Andrasons Hals. O Andrason!
ANDRASON der sie nicht aufstehn noch die Maske abnehmen läßt. Still, Püppchen! Stille, Liebchen! Es naht der entscheidende Augenblick!
Die Sklaven bringen die Puppe, der Prinz auf sie los und fällt vor ihr nieder.
PRINZ. Himmel, sie ist's! Himmel, sie ist's! Seligkeit tauet herab!
Die Puppe wird an die andere Seite des Theaters Mandandanen gegenübergesetzt. Hier muß die Ähnlichkeit beider dem Zuschauer noch Illusion machen, wie es überhaupt durchs ganze Stück darauf angesehen ist.
ANDRASON. Komm und gib mir deine Hand! Aller Groll höre unter uns auf, und feierlich entsag ich hier dieser zweiten Mandandane und vereine sie mit dir auf ewig! Er legt ihre Hände zusammen. Sei glücklich! Für sich. mit deiner geflickten Braut!
PRINZ. Ich weiß nicht, wo mich die Trunkenheit der Wonne hinführt. Diese ist's, ich fühl ihre Nähe, die mich so lang an sich zog, die so lang das Glück meines Lebens machte! Ich fühl's, ich bin wieder in dem Zauberstrudel fortgerissen, der unaufhörlich von ihr ausfließt. Zu Mandandanen. Verzeih und leb wohl! Auf die Puppe deutend. Hier, hier ist meine Gottheit, die ganz mein Herz nach ihrem Herzen zieht!
MANDANDANE die die Maske abwirft, zu Andrason.
Laß uns den Bund erneuen,
Gib wieder deine Hand!
Verzeih, daß ich den Treuen,
So töricht dich verkannt.
PRINZ zur Puppe.
Was, Menschen zu erfreuen,
Die Götter je gesandt,
Das Leben zu erneuen,
Fühl ich an deiner Hand!
MERKULO.
Wie mir's ist, sag ich nicht!
Als zögen uns die Wände ein Fratzengesicht!
Himmel und Erde scheint uns Esel zu bohren,
Wir sind unwiederbringlich verloren.
MANDANDANE zu Andrason.
Laß uns den Bund erneuen,
Gib wieder deine Hand!
Verzeih, daß ich den Treuen,
So töricht dich verkannt.
PRINZ zur Puppe.
Was, Menschen zu erfreuen,
Die Götter je gesandt,
Das Leben zu erneuen,
Fühl ich an deiner Hand!
ANDRASON. Wenn je ein seltsam Orakel buchstäblich erfüllt worden, so ist's dieses, und alle meine Wünsche sind befriedigt, da ich dich so wieder in meinen Armen halte. Auf, Schwester, Kinder, Freunde! Laßt's nun an Lustbarkeiten nicht fehlen! Wir wollen unsers Glücks genießen, über die wunderbare Geschichte unsere stillen Betrachtungen anstellen – Mehr hervortretend, gegen die Zuschauer. – und von hundert Lehren, die wir daraus ziehen könnten, uns besonders diese merken: daß ein Tor erst dann recht angeführt ist, wenn er sich einbildet, er folge gutem Rat oder gehorche den Göttern.
Ein