Verwehte Spuren. Franz Treller

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Verwehte Spuren - Franz Treller

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Frage an den Redenden. »So wurde bei uns erzählt.«

      »Unsinn, Mann, sind keine Menschenfresser am glorreichen Muskegon. Der Kerl war aufgebäumt und hatte uns mit einer Schlauheit von seiner Spur abgebracht, die ihresgleichen sucht in den Wäldern. Stundenlang liefen wir im Kreise umher, die Nase am Boden, bis wir die Fährte wiederfanden. Endlich entdeckte ihn Tom Raggle auf einer Sykomore, wo der Bursche sich ein Nest aus Baumzweigen gemacht hatte. Da er auf unsre dreimal im Namen des Gesetzes wiederholte Aufforderung nicht herunterkam, schoß ihm Tom die Kugel durch den Kopf, da kam er schnell genug herunter.«

      »Das glaube ich,« sagte ruhig der Wirt und schallendes Gelächter antwortete der im trockenen Tone gemachten Aeußerung.

      Als es verhallt war, äußerte der alte Steward: »Wunderbar, Jones, daß der Battle solche geübte Waldleute zu täuschen vermochte.«

      »Ist so. Weiß noch keiner, wie der Bursche seinen Hacken geschlagen hat,« entgegnete jener. »Selbst der rote Spitzbube dort,« und er machte eine leichte Kopfbewegung nach einer in der Ecke kauernden, nur schattenhaft wahrnehmbaren Gestalt hin, »der in nüchternem Zustande schlau genug ist, war irre geführt worden.«

      Der Mann, auf welchen der Sprecher hinwies, saß auf dem Boden mit dem Rücken an die Wand gelehnt und schaute stieren Blickes vor sich hin. Eine halbgeleerte Rumflasche im Bereiche seiner Hand deutete an, was den stumpfsinnigen Blick verursachte.

      »Du, Rotfell,« rief ihm einer der Männer zu, »wie war's denn mit dem Battle, erzähle einmal.«

      Ein dumpfer unverständlicher Laut des augenscheinlich schwer trunkenen Mannes war die Antwort.

      »Das Vieh ist wieder fertig,« sagte Raggle.

      »Ja, hattet ihr denn,« nahm der junge Farmer wieder das Wort, »das Recht, ihn herunter zu schießen wie einen Truthahn?«

      »Kalkuliere, Mann, hatten's. War rechtskräftig von der Jury zum Strange verurteilt, saß im Countyhause, sollte am Morgen baumeln. Der Sheriff, ein ledernes Yankeegesicht, ließ ihn in der Nacht entwischen, sagt man, bestochen von Battles Spießgesellen, sagt man, nun, da nahmen wir, freie Bürger vom Muskegon, die Sache in die Hand. Noch ehe vier Stunden seit seinem Entweichen vergangen, waren wir auf seiner Spur.«

      »Aber wie fandet ihr die?«

      »Ja, da spielte das Glück oder der Zufall oder die Vorsehung mit, wie Ihr wollt. Weller, der Constabel, eine ehrliche Haut, war um drei Uhr morgens bei mir und meldete mir, Battle sei entwischt. Well. Ich blies das Horn, binnen einer halben Stunde hatte ich vier Bursche aus der Nachbarschaft um mich. Um fünf Uhr hielten wir schon vor dem Gefängnis. War von Spurfinden vorläufig kein Gedanke. Wie wir noch ratlos dort halten und überlegen, was zu tun sei, kam das indianische Vieh dort, noch nicht ganz betrunken, herangeschlichen und sagte: >Mister Jones, Ihr sucht Battle, was gebt Ihr, wenn ich Euch auf die Fährte bringe?<

      »>Eine Gallone Whisky sollst du haben, Rothaut, wenn du uns auf die Spur hilfst,< sage ich.

      »Das wirkte und er brachte uns auf die Spur. Er hatte zufällig gesehen, wie der Battle in der Nacht von Helfershelfern über den Fluß gesetzt wurde, und sich mit indianischer Schlauheit den Punkt gemerkt, wo er drüben gelandet wurde. Das war genug, um bald nach Tagesanbruch mit des Indianers Hilfe, welcher sich uns anschloß, den Anfang der Fährte zu haben. Daß wir wie hungrige Wölfe ihr folgten, brauche ich nicht zu versichern, aber erst am zweiten Tage, wir hatten während der Zeit nur nachts geruht und nichts zu essen gehabt als das wenige, was wir in der Eile mitgeführt, erreichten wir den blutigen Schurken.«

      »Was hatte er verbrochen?« fragte ein älterer Farmer; »ich bin der Sache fremd, und hörte nicht den Anfang eures Gesprächs.«

      »Nicht viel,« entgegnete Jones, »er hatte nur Bill Warrier, einen ehrenwerten Bürger und unsern Freund, ermordet und beraubt, nichts weiter.«

      »So geschah ihm recht.«

      »Denke so, geschah ihm recht.«

      »Geschah ihm recht,« fügte der alte Steward hinzu, »war verurteilt vom Gesetz. Als die Vollstreckung des Urteils versagte, nahmen wir die Sache in die Hand, freie Bürger, und schafften mit unsern Büchsen dem Gesetz Achtung. Werden mit dem Sheriff auch noch ein Wörtchen reden. Ist ein eigenes Ding ums Gesetz, kalkuliere, hat, richtig gehandhabt, eine große Macht. Sind alle fürs Gesetz, Männer, denk' ich? He?«

      »Sind dafür,« klang es im Chor.

      »War eine böse Sache mit dem Battle, hatte gemordet, wußte es jedermann, hätte ihn jeder totschießen können, wo er ihn fand, aber Recht muß sein. Stellten ihn vor die Jury, als wir ihn gefangen hatten, wurde nach Gesetz verurteilt, von zwölf ehrlichen Männern, auf ihren Eid zum Tode verurteilt. War Recht gesprochen, haben nur mit der Büchse nachgeholt, was der Strick versäumt hat. War der Bursch die Kugel nicht wert, aber haben's kurz gemacht hatten nicht viel Zeit.«

      Hätte, während sie sprachen, einer von ihnen bemerkt, daß draußen eine dunkle Gestalt ums Haus schlich, welche eifrig durch die Spalten der Balken oder verstohlen durch eines der mit trüben Scheiben versehenen Fenster lugte, würde sie wohl bald die ganze Aufmerksamkeit der Farmer in Anspruch genommen haben. Der lauschende Geselle entfernte sich erst, als von Süden her die kaum gebahnte Straße entlang Hufschlag und menschliche Stimmen vernehmbar wurden. Da verschwand er geräuschlos im Dunkel.

      Den Waldweg her naheten zwei Männer, welche ihre Pferde am Zügel führten; einer von ihnen trug eine Laterne, mit welcher er den an Hindernissen reichen Weg beleuchtete.

      Vor dem Blockhause angelangt die drinnen hörten bei dem laut und lebhaft geführten Gespräch und dem Wind, welcher die Hütte umsauste, das Nahen der Fremden nicht riefen die Ankommenden laut nach dem Wirt.

      Einen Augenblick verstummte das Gespräch drinnen und nach einiger Zeit erschien des Wirtes breitschultrige Gestalt in der Türe, in der Hand ein brennendes Holzscheit tragend.

      Der eine der beiden Ankömmlinge fragte: »Könnt Ihr zwei hungrige Reisende und zwei Pferde aufnehmen, Herr Wirt?«

      Ohne zu antworten, betrachtete der Besitzer des Blockhauses ganz gelassen die Fremden, indem er sie mit dem hoch erhobenen Holzbrand beleuchtete. Die Musterung mußte zu ihren Gunsten ausgefallen sein, denn er entgegnete: »Kann sein, wenn ihr euch zu behelfen wißt. Ist nicht viel Platz da, Leute.«

      »Wissen uns zu behelfen, Mann,« sagte die frühere Stimme wieder, deren Aussprache der englischen Laute man es anhörte, daß sie von einem Nichtengländer gesprochen wurden, »schafft Tier und Mensch eine Ruhestätte, und wir sind zufrieden.«

      »Sollt's haben, Leute. Jim!« rief er ins Dunkel hinein, und alsbald erschien im Lichtschein, der durch die geöffnete Tür aus dem Innern der Hütte fiel, ein ruppig aussehender Bursche.

      »Nimm den Gentlemen die Pferde ab und bringe sie in den Stall. Stroh und Mais sind genug vorhanden,« setzte er hinzu. Die Reisenden nahmen jetzt rasch den Pferden Sattel und Mantelsack ab und folgten, während die Tiere nach dem Stall geführt wurden, der Einladung des Wirtes in das Innere des Raumes, in welchem sich die Farmer befanden.

      Als die Fremden den einigermaßen erleuchteten Raum betraten, wurden sie von allen Seiten mit prüfenden Blicken angestarrt. Auch der Wirt schenkte ihnen erneute Aufmerksamkeit. Der Vorangehende war ein Mann von hoher, jugendlich schlanker Gestalt, aus dessen edel geformtem Gesicht, welches den Ausdruck männlicher Offenheit als Stempel trug, zwei blaue Augen freundlich hervorleuchteten. Ein blonder Schnurrbart zierte die Oberlippe und verlieh

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