Trojanische Hühner. Ado Graessmann

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Trojanische Hühner - Ado Graessmann

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Sohn hier stimmt irgend etwas nicht und keiner von uns hat je gesehen, dass die Erde sich dreht.

      Cave meinte nur, Vater wenn du in den Himmel schaust dann siehst die den Mond, wenn du auf dem Mond stehst und von dort in den Himmel schaust, dann siehst du die blau leuchtende Erde. Menschen waren schon auf dem Mond und haben gesehen wie die Erde sich dreht.

      Zu Hause hatte eigentlich seine Mutter das Sagen, sein Vater mischte sich so gut wie nie in die Erziehung ein. Da der Vater aber nie eine Schule besucht hatte, war Cave so etwas wie ein junger Lehrer für ihn, er war sehr wissbegierig und er fragte ihn fast täglich, was er Neues in der Schule gelernt hatte. Cave dachte bei sich, da wäre ja noch etwas, in Physik hatte er gelernt, dass die Erde sich einmal im Jahr mit extrem hoher Geschwindigkeit um die Sonne dreht, der Lehrer meinte, dies hätte ein Mann vor vielen Jahren herausgefunden, nur dies hatte er nicht weiter erwähnt, er wollte seinen Vater nicht zusätzlich verwirren.

      Als er so allein in der Kälte stand wurde er schwermütig und musste die Trauer um seinen Vater mit Macht verdrängen. Nun sei es drum, schließlich war dies schon sein dreißigster Geburtstag, vielleicht waren sie ja doch ein Geschenk von Allah, zum Geburtstag, so wie damals mit dem Auto, eine Art von Gottesbeweis, an den er nicht so richtig glauben konnte, da waren so viele Ungereimtheiten, vor allem warum sollte man Ungläubige töten und dafür einen Platz im Paradies erhalten, Ungläubige glauben ja auch an etwas, meistens ist es auch nicht viel anderes, ich glaube, wahrscheinlich gibt es weder ein Paradies noch eine Hölle, nach dem Ende gibt es auch keinen Neuanfang, und all die vielen Jungfrauen die angeblich im Paradies nur so auf die Märtyrer warten sollen, na ja, dies darf man aber nicht laut sagen, das Nachdenken können sie aber nicht verbieten oder kontrollieren, zumindest bis jetzt nicht.

      Cave dachte bei sich, bei Geschenken sollte man nicht so kritisch sein, Geschenke sind eben nun einmal Geschenke, da soll man nicht zu viele Fragen stellen. Er drehte sich um und sah die Abdrücke seiner Füße im nassen Gras, die Zehen noch oben, zum Berg hin gerichtet. Auf dem Weg nach unten versuchte er gleich lange Schritte zu machen, damit seine Spuren genau parallel verlaufen, für die ersten Schritte gelang ihm dies auch, dann wurden sie länger und passten nicht mehr zusammen, es ging ja bergab, da wird man eben automatisch etwas schneller. Es war eine Art von Spiel, das er fast immer machte, wenn er nach unten ging, hierfür brauchte er niemanden, er konnte es alleine spielen. Als er zum Haus zurück ging, folgten ihm die weißen Hühner, so als sei es für sie das Selbstverständlichste auf der Welt, als hätten sie es schon immer so gemacht. Er schüttete Körner in einen Trog, sie waren wohl hungrig geworden, auf ihren Weg vom Berg herab und begannen sich sofort daran zu stärken.

      Er hatte schon frühzeitig gelernt, dass man Geschenke teilen muss, daher verpackte er am Nachmittag je fünf weiße Hühner in drei Kisten und wies den Fahrer an, der am späten Nachmittag die Eier abholte, jeweils eine der Kisten bei seinen Brüdern und dem Schwager abzuliefern. Er behielt fünf davon für sich und die Neulinge wurden von seinen alten Hühnern nicht weiter beachtet und von ihnen auch aufgenommen.

      Was Cave nicht erahnen konnte, die weißen Hühnern waren doch Trojaner. Aus Rache ließ der CIA die Hühner mit genmanipulierten Viren infizieren. Das tödliche Virus verbreitete sich mit rasanter Geschwindigkeit. So kam das Unheil über seine Sippe und über das gesamte Land, eine verheerende Pandemie brach aus. Die Büchse der Pandora war geöffnet. Hass und Verderben bestimmen seit dieser Zeit das Handeln beider Nationen.

      2

      Ich bin Mike, ich sehe nicht aus wie man sich normalerweise einen Mike vorstellt, ich habe dichtes schwarzes Haar, eine lange krumme Nase, ausgeprägte Backenknochen und eine dunkle Haut.

      Geboren bin ich in Palo Alto, einige Meilen südlich von San Francisco, dort bin ich auch aufgewachsen. Meine Eltern besitzen eine große Orangenplantage, mein Vater hatte sie vor etlichen Jahren von seinem Vater übernommen, lauter Apfelsinenbäume, soweit das Auge reicht, für Äpfel ist es hier zu heiß und von Anfang Februar bis Anfang November fällt auch kein Regentropfen. Wasser wird für die Plantagenbesitzer zum Hauptproblem. Trinkwasser kommt aus einem Stausee nördlich von San Francisco, selbst dort wird an den Hängen das Gras schon nach wenigen Tagen hell wie Stroh, es ist die Heimat der Klapperschlangen, geht man durch das dürre Gras, dann kann man sie manchmal hören, ohne sie zu sehen, es ist ein sonderbares Klicken wenn ihre Hornschuppen am Schwanz gegeneinander schlagen, meist sind sie nicht aggressiv, man sollte ihnen nur nicht zu nahe kommen oder auf sie treten. Antiseren gibt es auf der Ranger Station, unten bei der Schildkröten Station, falls doch jemand einmal gebissen wird.

      Langsam aber stetig sinkt in den Sommerwochen der Wasserspiegel und gegen Ende August ist der Stausee fast nur noch eine jämmerliche und trübe Wasserpfütze, selbst Fische können kaum mehr darin überleben.

      Zu jeder Stunde wird im Radio verkündet, dass Rasen sprengen und Auto waschen verboten sind, Waschmaschinen sollen nicht mehr als einmal täglich benutzt werden, möglichst nachts, wenn der allgemeine Verbrauch etwas absinkt.

      Da meine Eltern wohlhabend sind, konnte ich die besten Schulen besuchen. Ich war nicht das, was man einen Streber nennt, hatte aber in allen Fächern immer nur die Bestnote A. Ich weiß auch nicht wie und warum, aber ich musste nie wirklich richtig pauken, ich habe so etwas wie ein photographisches Gedächtnis und was ich einmal gehört und gesehen habe, verbleibt in meinem Gehirn verankert. Auch jetzt noch, wenn mir etwas nicht spontan einfällt, gebe ich meinem Gehirn den Auftrag danach zu suchen, dies klappt auch meistens und ich bekomme dann auch prompt die richtige Nachricht. Die Hausaufgaben hatte ich schon meistens während der Pause erledigt und hatte somit viel Zeit für mein Hobby.

      Unser Wohnhaus war riesig, die Anzahl der Zimmer hatte ich nie wirklich gezählt, es wurden auch nicht alle benutzt, es war ein großes Herrenhaus und stammte aus dem neunzehnten Jahrhundert, aus Holz gebaut, mit brauner Farbe bestrichen, die alle Jahre ausgebessert werden musste, irgendwo musste immer etwas nachgestrichen werden, und einem großen Eingang. Bis zur Straße waren es etwa fünfhundert Meter. Die gepflasterte Auffahrt, umrandet von Bäumen, führt in einem großen Bogen bis vor dem Eingang und wieder zurück zur Straße, für die Familienautos gab es immer genug Parkstellen. In dieser Gegend sind die Grundstücke nicht eingezäunt, ein Hausschlüssel, wenn je einer existierte, wurde bisher nie benutzt, trotzdem wurde nie etwas gestohlen.

      Mein Vater hatte für mich eine kleine Werkstatt eingerichtet, in einem Seitenflügel des Hauses, für meine neue Leidenschaft, die ich nach meiner Rückkehr von unserer Schülerreise entwickelt hatte. Es begann mit einer Studienreise nach Italien, am Ende der zehnten Klasse. Unser Kunstlehrer hatte uns schon einige Monate vor Beginn der Reise auf verschiedene Kunstwerke aufmerksam gemacht, mit dem Schwerpunkt auf Marmor Skulpturen.

      Er meinte Florenz und Rom, das waren zwischen Ende des fünfzehnten und dem beginnenden sechszehnten Jahrhundert der Nabel der künstlerischen und kulturellen Welt, was zu dieser Zeit geschaffen wurde, kann man nicht beschreiben, man muss es selbst gesehen haben. Die Hochrenaissance sei die Wiedergeburt der griechischen Kunst gewesen und führte zu nie wieder erreichten Schöpfungen, geschaffen für die Ewigkeit.

      Unsere Studienreise begann in Florenz, wir waren in einem kleinen Hotel untergebracht, gleich neben dem Arno, zwei Nebenstraßen hinter der Ponte Vecchio, von meinem Fenster aus konnte ich die Brücke sehen. Am Flughafen in Pisa nahmen wir den Linienbus, und als wir in Florenz ankamen, war es schon dunkel, aber die Brücke überstrahlte die Umgebung, die Geschäfte waren noch geöffnet, ein Wunder dass die Brücke alles tragen kann, besonders bei den vielen Besuchern, die auf dem Scheitelpunkt des Brückenbogens stehen, dort sind keine Geschäfte, zwei kleine Plätze, auf jeder Seite einer, mit freien Ausblick auf den Fluss, danach neigt sich die Brücke nach beiden Seiten bis zu den angrenzenden Straßen. Der Regen der letzten Tage hatte den Fluss leicht anschwellen lassen, nur einige Ruderboote kämpften sich zur späten Stunde noch durch das trübe Wasser, die Liegestühle von der Badestelle an der

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