Darkahr und die wilde Horde. Klaus Blochwitz
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Darkahr sah mit Zufriedenheit, mit welcher Sicherheit die Männer von Duboor die Arbeit durchführten. Die Männer und Frauen kümmerten sich indessen um die Tiere, die Ochsen wurden mit dicken Grasbüscheln abgerieben, einige Ziegen und Schafe wurden geschoren, Frauen kamen mit Körben zurück, voll mit Wurzeln, die sie ausgegraben hatten, und mit Beeren, die sie gesammelt hatten.
Darkahr nahm dies alles mit Erleichterung zur Kenntnis, sein Volk schaute nach vorn in Richtung Zukunft. Die von Thor-Tun ausgesandten Kundschafter baten Darkahr um ein Gespräch, sie berichteten ihrem Fürsten, dass sie auftragsgemäß bis zum ehemaligen Basislager vorgedrungen waren, um sich davon zu überzeugen, dass keine Verfolgung durch die wilde Horde bevorstand. Sie konnten berichten, dass weit und breit nichts von ihnen zu sehen war, sie mussten aber auch berichten, dass die wilde Horde von ihrer Heimat in der weiten Ebene nichts übrig gelassen hatte, alles war wie in wilder Wut zerstört worden, kein Haus stand mehr, kein Brunnen und die Felder, die Brücken gab es nicht mehr. Traurig und verstört schlossen die Kundschafter, Darkahr bedankte sich für ihre Arbeit und ihren Bericht. Es war tatsächlich so gekommen, wie er es schon von Anfang an befürchtet hatte, die wilde Horde tötete nicht nur wahl- und sinnlos alles Leben, nein, sie vernichtete auch das Land, um jedes Leben unmöglich zu machen.
Es wurde Darkahr immer klarer, sie mussten weiter, so weit weg von der weiten Ebene, dass sie sicher vor der wilden Horde waren.
Die Männer hatten den ersten Wagen getrennt, Darkahr konnte erkennen, dass diese schon so gebaut worden waren, dass eine Verkürzung relativ einfach durchgeführt werden konnte. Die Männer trennten die Plane und verpackten sie sorgfältig, die hinteren Räder des Wagens wurden zur Seite gestellt, ebenso die Bretter und das übrige Material. Die beiden anderen Wagen wurden auch getrennt und wieder beladen, Duboor ging mit seinen Männern an den vierten Wagen, während andere Männer die Räder und Bretter auf einem der großen Wagen verstauten. Zum frühen Nachmittag wurde der fünfte Wagen fertig und Duboor meldete seinem Fürsten stolz den Vollzug der Arbeit.
Darkahr erkundigte sich bei Duboor, wie viele Fuhrwerke so umgerüstet werden konnten. „Noch zwölf Wagen und wenn die Genesung der Verwundeten so weiter geht, kommen noch mal fünf bis acht Wagen hinzu.“ Darkahr sprach Duboor und seinen Männern noch mal ein großes Lob aus.
Wegen der beruhigenden Auskunft der Kundschafter beschloss Darkahr, seinem Volk den Rest des Tages als Ruhezeit zu gönnen, sie konnten ihre Sachen aufräumen, die Wagen neu beladen oder einfach ruhen. Darkahr machte sich auf die Suche nach Sirgith und seinem Sohn Wothar, um vielleicht mit den beiden ein paar ruhige Stunden verbringen zu können. Wothar entdeckte seinen Vater zuerst, er machte sich mit Rufen bemerkbar und Darkahr lief auf seinen Sohn zu, Wothar ließ die Werkzeuge fallen und rannte seinem Vater entgegen. Herzlich begrüßten sich die beiden und machten sich gemeinsam auf die Suche nach Mutter und Frau. Wieder war es Wothar, der seine Mutter als erster entdeckte, sie versorgte gerade einen der Schwerverwundeten, sie hatte dem Krieger einen neuen Verband angelegt und den verletzten Arm in ein Tuch gelegt, das hinter dem Hals des Kriegers verknotet war. Der Mann machte trotz seiner schweren Verletzungen einen ganz munteren Eindruck, Sirgith konnte dem Krieger bestätigen, dass er auf dem Weg der Besserung sei, seine Wunden heilten gut.
Wothar rief seine Mutter an, nachdem sie mit der Versorgung des Kriegers fertig war. Ein warmes Lächeln zauberte das Wiedersehen mit ihren beiden Männern auf ihr schönes Gesicht, sie drückte Wothar an sich und schenkte Darkahr einen leichten Kuss auf die Wange.
Die drei hakten sich unter, was Wothar mittlerweile leicht fiel, da er in den letzten Mondzyklen kräftig gewachsen war. Genau das bestätigte jetzt auch seine Mutter. „Wenn du so weiter wächst, wirst du noch so ein Riesenkerl wie dein Vater.“
„Das hoffe ich doch sehr, schließlich bin ich der Sohn von Darkahr und Sirgith!“ Seine Eltern lachten herzlich und Wothar stimmte seltsam froh mit ein. Sie betraten ihre Unterkunft und schon erschien eine junge Frau und fragte bescheiden, ob sie ihnen etwas zu essen bringen dürfte. „Oh ja, bitte, ich habe einen Riesenhunger“, kam es sofort von Wothar, „komm, ich gehe mit und helfe dir.“ Die junge Frau wurde sichtlich nervös, Sirgith bemerkte es und holte ihren Sohn mit den Worten zurück: „Ich glaube, die junge Frau schafft das schon alleine.“
Darkahr schaute Sirgith an und Wothar schaltete schnell. „Prima, dann kann ich mich um das Feuer kümmern.“
Der nächste Morgen begann kalt, mit einer bleichen Sonne, die kaum über die Berge kam, fröstelnd wurden die Wagen beladen und die Zelte abgebrochen, ihre Spuren wurden so gut es ging von den Kundschaftern verwischt und langsam setzte sich die Wagenkolonne in Bewegung. Darkahr konnte feststellen, dass die Kolonne durch die Umrüstung der Fuhrwerke merklich schneller voran kam als vorher. Natürlich kam noch erfreulicherweise hinzu, dass die Genesung der Verwundeten sehr gute Fortschritte machte und viele schon wieder auf ihren Pferden saßen.
Die Kundschafter setzten sich an die Spitze des Trosses und langsam formierten sich die vielen Wagen, Reiter und zu Fuß gehenden Menschen zu einer langen Schlange, die sich behäbig in Bewegung setzte. Alle hofften, dass sie bald aus diesem Gebirge herauskamen und das sie endlich Ruhe vor der wilden Horde hatten.
Kapitel 2 Die weite Ebene
Die Männer sicherten mit den Baumstämmen die flache Stelle in dem Fluss beidseitig ab, so dass selbst die Ängstlichen unter ihnen unbesorgt den Übergang wagen konnten. Viele ihrer Tiere kannten ebenso wenig Fluss Überquerungen wie die meisten der Menschen. Der Dorfälteste ordnete an, diese Tiere mit denen zusammen zu bringen, die keine Scheu vor dem Wasser hatten.
Sie schafften den Übergang an einem Tag, der Dorfälteste überprüfte akribisch ihren Lagerplatz nach vergessenen Spuren, der Übergang wurde unkenntlich gemacht und erst als der Alte zufrieden war, zogen sie ein Stück landeinwärts, weg vom Fluss. Die Menschen und Tiere hatten sich während der Lagerzeit am Flussufer prächtig erholt, die Strapazen schienen vergessen und hoffnungsfroh schauten sie in die Zukunft.Abends kamen die Kundschafter zurück und berichteten, dass sie einen schönen Platz für ihr neues Dorf gefunden hatten, in einer leichten Mulde gelegen, mit gutem Boden ringsherum, viel Wasser und gut geschützt durch viel Wald.
Wenn sie also einverstanden wären, würden sie ihnen diesen Platz als erstes zeigen. Die Menschen waren von der Beschreibung der Kundschafter beeindruckt und auch begeistert und so beschlossen sie, sich den von den Kundschaftern entdeckten Platz anzusehen.
Mit dem ersten Sonnenstrahl waren die ersten auf den Beinen, packten ihre sieben Sachen und beluden damit die Packtiere. Nach dem Morgenmahl brach der Tross auf und folgte in lockerer Reihe den Kundschaftern. Nur noch zwei Tagesmärsche, dann konnten sie ihr neues Zuhause aufbauen, keine endlosen Wanderungen mehr, kein zielloses Umherziehen mehr, keine Furcht mehr vor fremden, wilden Tieren und Ungeheuern.
Sie alle staunten mehr und mehr über das schöne grüne Land. Je weiter sie kamen, umso mehr gefiel es ihnen, das Land war fast eben wie eine Tafel, nur ab und zu wellte sich das Land in leichten Hügeln, sie schritten durch saftige Wiesen, überall gab es große Baumbestände und oft blinkten in dem satten Grün kleine Teiche und Tümpel.
Das weite Land hatte ein angenehmes Klima, es war sicher lange nicht so warm wie in ihrer alten Heimat, weit unten im Süden, aber es gefiel allen. Am Abend schlugen sie nur ein leichtes Lager auf, beim Abendessen verbreiteten die gerösteten Fleischstücke einen appetitlichen Geruch und alle aßen mit Vergnügen und viel Hunger. Die Gespräche drehten sich nur noch um das neue Zuhause, der Älteste hörte still zu, dann rief er einen jungen Mann, er möchte bitte die kleine schwarze Kiste aus dem Gepäck