Twisted. R. R. Alval
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R. R. Alval
Twisted
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Inhaltsverzeichnis
Viola Singer
„Hey, guten Morgen, Viola.“ Ja, ja… du mich auch. Glaubst du, ich weiß nicht, dass du meinen Ex-Verlobten schon gevögelt hast, als er noch mit mir zusammen war?
„Morgen.“ Ich hasste diese blendend gelaunte Hobbyschlampe. Überhaupt… hasste ich in meinem Leben fast alles. Bis auf meine Träume. So grausam sie auch waren, waren sie doch ehrlich. Befreiend.
In ihnen konnte ich sein, wozu meine Mitmenschen mich gemacht hatten. Ein Monster.
In der Realität sah das anders aus. Hier war ich ein Lamm, das brav gehorchte. Dass sich hin und wieder gedanklich einen Mord höchstens ausmalte, diesen aber nie und nimmer in die Tat umsetzen würde. Egal, wie verkorkst mein Leben auch war. Ich litt unter Psychosen. Unter derart seltsamen, dass mein Psychodoc noch nicht mal einen Namen dafür hatte. Er hatte an mir schon locker acht Sportwagen und eine Eigentumswohnung verdient.
Von einer Lösung meiner Probleme war ich dennoch so weit entfernt wie vom Mars. Bisher hatte er glücklicherweise darauf verzichtet, mich unter Beobachtung zu stellen.
Worunter auch immer ich litt – normal sah anders aus. Nur weil keiner eine Erklärung dafür fand, hieß das doch nicht, dass ich es mir einbildete. Oder?
Tja… das könnte der Doc nur herausfinden, wenn er mich in die Geschlossene einwies. Doch dafür gab es bisher keinen Grund. Ich schadete keinem. Und mich selbst einweisen zu lassen, kam überhaupt nicht in Frage.
Meine – hm, wie soll ich sagen – Szenenwechsel… konnten also durchaus Einbildung sein.
„Man, Viola, pass doch auf!“ Du wirst es überleben, Miststück. „‘tschuldige.“ Teilnahmslos nahm ich einen Lappen und wischte den verschütteten Kaffee auf.
In der Küche zu arbeiten war nicht mein Traumjob. Noch weniger der, an der Essenausgabe zu stehen. Aber mit irgendwas musste ich meine Brötchen verdienen. Mein Schulabschluss reichte für mehr. Meine seltsamen Ausfälle nicht. Ausfälle, die eben dermaßen verkorkst waren, dass ich zum Psychiater ging.
Anfangs hatte der vermutet, ich litt an Narkolepsie und wollte mich nicht behandeln. Aber falls ich daran litt, arbeiteten irgendwelche Geheimorganisationen im Hintergrund weiter und änderten während meines Sekundenschlafs die Szenerie. Denn wenn ich wieder zu mir kam, war nichts, wie es vorher gewesen war. Weder meine Freunde noch meine Wohnung noch die Gegend. Und doch war alles vertraut. Ich kannte die Leute, mit denen ich sprach. Ich wusste, wo ich mich befand. Mit großer Sicherheit spielte sich dieses ganze Wirrwarr nur in meinem Kopf ab. Eine Art verquere Amnesie, die mich zwang, mich mit den jeweiligen Umständen abzufinden. Im Moment mit diesem blöden Job. Ich atmete tief ein und wieder aus, während ich die nächste Portion verkaufte. Mein Leben wäre besser, wenn es wie das in meinen Träumen wäre. Nicht schön oder realistisch – aber besser.
Ehrlicher. Leider hatte Wunschdenken noch keinem weiter geholfen.
Drei Stunden später hatte ich endlich Feierabend. Obwohl meine Beine wie die Hölle schmerzten, musste ich noch in die Stadt. Einkäufe erledigen. Ein Kleid kaufen. Ich mochte Kleider. Lange, kurze, bunte, getupfte, gestreifte – egal. Lächelnd stieg ich in mein Auto, schnallte mich an und fuhr los. In zehn Minuten, sofern mich der Gott der grünen Ampeln mochte, wäre ich im Einkaufszentrum.
Verdammt…
Normalerweise hatte ich keine Ausfälle, wenn ich Auto fuhr.
Aber hey, ich trug ein Kleid. Immerhin etwas. Es musste mein Glückstag sein.
Oder.
Auch.
Nicht.
Wo zum Teufel war ich? In der Pampa? Um mich herum gab es eine karge Landschaft, die mehr Dreck als irgendetwas anderes zeigte. Nur unterbrochen von ein paar Grasbüscheln, spärlichen Büschen und kleineren Felsen. Entzückend. Ich sah mich um. Kein Auto. Echt toll. Den Kopf in den Nacken gelegt sah ich in den azurblauen Himmel, der von wenigen roten Schlieren durchzogen wurde. Kein einziges Wölkchen war zu sehen. Die Sonne brannte unbarmherzig auf mich herab.
Was tun?
Ich entschied zu laufen. Allerdings empfand ich die hohen Absatzschuhe, die ich plötzlich trug, nicht sonderlich komfortabel. Kurzerhand zog ich sie aus und warf sie laut schreiend in die Einöde. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mein Leben hasste? Es war die Hölle. Manchmal war es aber auch eine einsichtige Hölle. So musste ich heute nicht allzu lang durch die Gegend gondeln. Ich hatte angenommen, ewig laufen zu müssen, ehe ich in eine Stadt kam.
Doch nach höchstens einer halben Stunde befand ich mich in der Wohngegend, in der ich lebte. Bingo. Ich hatte sogar meinen Wohnungsschlüssel. War nicht immer der Fall.
Nach einer ausgiebigen Dusche, einem einfachen Abendessen und einem recht eintönigen Fernsehprogramm, ging ich zu Bett. Hoffentlich träumte ich. Ich wollte fliehen aus dieser verdrehten Welt, in der ich gefangen war. Die mir nichts bot. Keine Hoffnung. Keine Liebe. Keine Beachtung. Eine Welt, in der ich nur ein Teilchen von vielen war. Nichts Besonderes. Niemand, dem man Respekt entgegenbrachte. Vor dem niemand Angst hatte.
Das andere Ich
Tief atmete ich ein und schlug lächelnd die Augen auf. Ah… Ich war zurück. Diese Welt liebte ich. Anfangs in eine Schublade gesteckt, hatte ich sehr schnell bemerkt, dass es besser war, mich dieses Schubladendenkens zu bedienen. Mein Tag wurde die Nacht. In der Dunkelheit durfte ich Ich sein. Offiziell gejagt und verhasst, war trotzdem ich der