Seefahrt - Abenteuer oder Beruf? - Teil 3. Mario Covi

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Seefahrt - Abenteuer oder Beruf? - Teil 3 - Mario Covi

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sofort einen Satellitennavigator einbauen zu lassen.

      Klar, dass wieder mal gespart wurde. Also installierte man das Gerät mit billigen Bordmitteln in Eigenregie. Als ich dann im verwegen-wüsten ‚Bombay-Business-und-Schmuggeldienst‘ zwischen Taiwan und den Philippinen landete, sollten wir über Monate mit der Ungenauigkeit dieser Billigkiste kämpfen. Unser junger Kapitän kam jedoch auf den Dreh, dass die Leitungen zur Satellitenantenne so bescheuert verlegt worden waren, dass uns das Display anstelle akkurater Koordinaten nur den sprichwörtlichen Stinkefinger zeigen wollte.

      Mittlerweile hat GPS die Welt erobert. Navigationssysteme leiten Autofahrer durch unbekannte Städte und, wenn sie sich blind auf die weibliche Roboterstimme verlassen, auch schon mal heimtückisch ins Wasser. Trucker, einst als Kapitäne der Landstraße Symbolfiguren für Freiheit und Abenteuer, werden genauso von Satelliten überwacht wie die Kommandanten der 4.500-TEU-Schiffe auf ihrer Container-Rennstrecke ‚round the world‘. Big Brother Überwachung als Alltag einer Spaß-Gesellschaft. Jeder Blödmann, und dazu muss ich mich fairerweise inzwischen selber zählen, kann sich mit einer GPS-Armbanduhr in den Busch wagen, um den ultimativen Kick einer gekauften Abenteuerreise zu erleben.

      Wir alten Hasen damals mochten ihn nicht, diese Art von Fortschritt! Wo blieb das Rätselhafte? Wo blieb diese prickelnde Bereitschaft zu einem Restrisiko? Wo blieb das Wissen und das Können, wo die Kunstfertigkeit sich zurechtzufinden? Wo das echte Abenteuer, das doch wirklich erst im Kopf – in der ‚Savvy-Box‘ da oben – entsteht? Fortschritt kann auch eine verdammt schmerzhafte Beschneidung der Freiheit sein!

      Also, sing weiter, Mark Knopfler, von den Männern, die rätselten und forschten, die noch auf der Suche waren – und sich nicht längst Gefundenes als ultimativen Kick andrehen ließen.

      7. BOOTSMANÖVER

      Spiegelglatte See seit Tagen. Es war eine günstige Gelegenheit, wieder einmal ein Bootsmanöver durchzuführen. Der zweite Offizier fragte die Besatzungsmitglieder unseres kleinen Containerschiffs, ob sie mit ihrer jeweiligen Bootsrolle vertraut waren. Daraufhin wurde eines der Rettungsboote in den Davits kurz ausgeschwungen. Anschließend stand eine Unterweisung der Leute in der Handhabung des tragbaren Rettungsbootsenders auf dem Programm. Wir übten die Bedienung vorne auf der Back, wo wir das Gerät mit einer langen Teleskopantenne sende- und empfangsklar machten. Der Kapitän beantwortete mit dem Sprechfunksender der Funkstation unsere Testsendungen auf der Notfrequenz 2.182 Kilohertz.

      Bootsmanöver, Demonstration und Handhabung der Geräte und Rettungsmittel, aber auch Feuerlöschübungen wurden nicht selten vernachlässigt und von vielen als lästige Pflicht betrachtet. Die vorgeschriebenen Sicherheitsübungen entarteten gerne zu Pro-forma-Manövern fürs Schiffstagebuch. An den Ernstfall mochte keiner denken, schien mir, und so waren diese Wischiwaschi-Prozeduren quer durch die Branche bekannt. Und quer durch die Handelsmarine fand man verantwortungsbewusste Männer, die in derartigen Übungen das sahen, was sie eigentlich hätten sein müssen: ein Griffe Kloppen an den oft nur kläglichen, aber umso wichtigeren Einrichtungen, mit denen im Ernstfall ein Überleben ermöglicht werden sollte.

      Ich entsinne mich eines Kapitäns, der ließ bei Feuerlöschübungen auch wirklich Wasser in die Schläuche laufen. – „Einen prallen, schweren Schlauch im Hitzeschutzanzug und mit aufgesetztem Atemschutzgerät beispielsweise in den Maschinenschacht und um zig Ecken zu zerren, ist ein ganz anderes Gefühl als mit einer schlaffen Röhre an den angenommenen Brandherd zu spazieren“, argumentierte er. So ließ er auch mal einen Handfeuerlöscher auf ein brennendes Fass mit ölgetränkten Lumpen leer schießen, damit das alles etwas praxisnäher geschah. Auch bestand er darauf, egal ob Tropen- oder Winterklima, dass man stets dick angezogen und mit Kopfbedeckung zum Rettungsbootmanöver antanzte. Es war ja bedauerlicherweise so, dass die wenigsten Fahrensleute über die Chancen zum Überleben in Seenot informiert waren. Zweifellos verstand sich der Seefahrer nicht als Überlebensspezialist, so eine Art Pendant zum Würmer fressenden, ledernackigen Dschungelkämpfer. Allerdings wäre es bestimmt gut gewesen, auch als verwöhnter Schiffer der hightech-gläubigen Containerfahrergeneration, von einigen grundsätzlichen Regeln zum Überleben in Seenot Kenntnis zu haben.

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       Bootsmanöver auf M/S 'Geert Howaldt', 1962

      Es gab da in der Reihe ‚up to date – Weiterbildung an Bord‘, die vom Sozialwerk für Seeleute herausgegeben wurde, den Band Nr. 5 von Georg Krieger und Klaus-Ulrich Göllner. Aus diesem informativen Heftchen mit dem Titel ‚Überleben in Seenot‘ möchte ich ein paar Punkte herauspicken:

      „Allgemeine Verhaltensregeln für alle Seegebiete.

      Bleibe an Bord so lange wie eben möglich.

      Nimm bereits vor dem Verlassen des Schiffes ein Mittel gegen die Seekrankheit.

      Trinke vor dem Verlassen des Schiffes so viel wie möglich.

      Trinke unter keinen Umständen Alkohol während des Seenotfalles und unmittelbar nach der Rettung.

      Ziehe dich vor dem Verlassen des Schiffes so warm wie möglich an.

      Nimm zusätzlich Trinkwasser, Decken, Schlechtwetterkleidung, dünnes Tauwerk und Proviant in das Boot.

      Vermeide den Sprung in das Wasser.

      Achte auf guten Sitz und gute Befestigung der Rettungsweste.

      Ziehe im Wasser keine Kleidungsstücke aus; durchnässte Kleidung zieht nicht unter Wasser.

      Vermeide im Boot oder im Wasser jede unnötige Bewegung.

      Trinke nichts in den ersten 24 Stunden nach dem Verlassen des Schiffes.

      Trinke unter keinen Umständen Seewasser, auch nicht mit Frischwasser verdünnt.“

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       Bootsmanöver auf M/S 'Geert Howaldt', 1962

      Damals hätte mir der eine oder andere Seemann sein „Na und?“ an den Kopf geworfen und behauptet, dass damit nicht viel Neues gesagt worden sei. Wirklich?

      Zu Punkt eins etwa: „...Die Erfahrung zeigt, dass immer wieder Schiffe zu früh aufgegeben wurden. Die Wracks wurden später treibend geborgen und hätten noch ausreichend Schutz vor Wind, Nässe und Kälte geboten. So aber waren die Schiffbrüchigen in den offenen Booten an Erschöpfung zugrunde gegangen.“

      „Selbst ein Schiffsbrand von katastrophalen Ausmaßen kann ein Schiff kaum zum Sinken bringen. Muss in einem solchen Falle das Schiff verlassen werden, sollen Maßnahmen getroffen werden, um baldmöglichst wieder an Bord gehen zu können.“

      „Mindestens vorne und achtern sollen mehrere Leinen außenbords gehängt werden, um Boote daran festmachen zu können; Lotsenleitern und Knüppelleitern sollen an mehreren Stellen übergehängt werden für den Fall, dass man wieder an Bord gehen kann.“

      In 28 Jahren Seefahrtzeit war mir noch nie bei einem Sicherheitsmanöver aufgefallen, dass jemand zum Ausbringen derartiger Leinen und Leitern eingeteilt, geschweige dass diese Maßnahmen überhaupt jemals erörtert worden wären! Doch hier noch einige weitere Ausschnitte:

      „Seit alters her schreiben Seefahrer in aller Welt dem Alkohol gerade in Notsituationen positive Wirkung zu; man erhofft sich von einem kräftigen Schluck eine erhebliche Stärkung des körperlichen

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