Kaviar zum Frühstück 2.0. Eugenie Götting

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Kaviar zum Frühstück 2.0 - Eugenie Götting

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fünften Versuch hatte ich letztendlich Glück. Ein sehr nettes Mädel hat sich sogar bereit erklärt mich zum Zimmer 11 zu begleiten. Es war die Rettung in der Not. Denn als wir durch das Uni-Labyrinth zu meinem Ziel liefen, wurde mir klar: alleine hätte ich das nie gefunden. Zuerst musste man eine halbe Etage runter, an der ersten Treppe vorbei und in die nächste Abzweigung nach links abgebogen. Uff, mit fremde Hilfe, aber immer hin geschafft. Ich war da.

      Da stand ich nun in einer Reihe mit anderen potentiellen Studentinnen und Studenten. In der Schlange hinter mir standen sehr viele Chinesen, die alle ein Papierchen, schon etwas zerknüllt, in der Hand hielten. Auch sie wünschten es sich, immatrikuliert zu sein.

      Vom Beginn meines Irrlaufs durch das Labyrinth der MSU traf ich im Fahrstuhl zwei Mädels. An sich nichts besonderes, doch plötzlich hörte ich mir so sehr vertraute Sprache. Die zwei waren auch aus Deutschland angereist, studierten aber Sprachwissenschaften. Sie haben mich auch sofort vorgewarnt, die Immatrikulation würde acht Stunden in Anspruch nehmen und es wäre ein reines hin- und herrennen. Doch ich nahm die Vorwarnung mehr als gelassen hin. Es steht halt an der Tagesordnung an. Was sein muss, muss sein. Außerdem habe ich ja Zeit. Deswegen nahm ich die Wartezeit in der Schlange entsprechend gelassen hin.

      Die zweit beste Wohngemeinschaft der Welt

      Ich hatte bisher gar nicht erwähnt, dass ich mit meiner älteren Schwester den Schritt ins Auslandsstudium gewagt habe. Auch wenn wir beide in Moskau geboren sind, ist es doch ein mulmiges Gefühl für so lange Zeit Deutschland zu verlassen, Freunde und Familie hinter sich zu lassen. Das liegt daran, wenn man fast sein ganzes Leben lang in Europa wohnt. Doch es war meine eigene Entscheidung gewesen und damit eine gute Entscheidung. Tatsächlich ist es das Beste was mir durchaus eh passiert ist. ich kann es jedem nur ans Herz legen, ein Auslandssemester zu absolvieren. Ich wollte unbedingt über den sogenannten Tellerrand hinausschauen und meinen Horizont erweitern. Und wenn man das so sieht, ich es mir sehr gut gelungen. Meine Welt war schon davor rießengroß, doch jetzt bin ich mir meiner Prioritäten noch mehr bewusst.

      Ich weiß zwar nicht genau, wie es andere Studentenwohnheime sowohl in Russland, als auch in anderen Ländern mit der Sicherheit handhaben, doch hier wird sehr viel Wert darauf gelegt. Bevor man seine Zimmer erreicht muss man an insgesamt drei Wachposten vorbei und zwei Mal seinen Studentenausweis vorzeigen. Nach 23 Uhr kommt man sogar nur mit Wohnschein in das Gebäude hinein. Ich fühlte mich zwar auch ziemlich wohl hier, doch womöglich ist es sogar einer der Gründe hierfür. Wahrscheinlich ist es auch notwendig auf Grund der sehr hohen Anzahl der Studierenden und dem historischen Gebäude. Außerdem steht die Universität auch politisch im Vordergrund und Besuch von Putin oder Medvedev oder gar Hilary Clinton, wie im Jahr 2009 sind keine Seltenheit. Als der Besuch der Clinton Anstand war dies in aller Munde. Man hörte in der Kantine, auf der Treppe, im Geschäft: „Hast du auch schon gehört..?“ „Gehst du auch hin?“ „Clinton in MGU!“

      Ich habe es von meiner Schwester erfahren und wir haben uns dieses Ereigniss auch nicht entgehen lassen. Überhaupt lebt es sich zu zweit viel besser als alleine. Gleich in der ersten Semesterwoche lernte ich ein Mädchen bei meiner bzw. unserer Betreuerin kennen. Sie war nämlich auch aus Deutschland für ein Semester nach Moskau angereist. Sie hatte das Zimmer für sich allein und merkte doch, dass es etwas einsam ist. Auch wenn wir kaum zu Hause waren, merkt man besonders abends die Stille und Einsamkeit zu Hause. Selbstverständlich wird manch einer über einiger Mitbewohner sagen: „Lieber gar keine, als so einen.“(Was ich übrigens sehr gut nachvollziehen kann.) Doch ich kann über meine Schwester gar nicht klagen. Im Gegenteil. Sie übernahm freiwillig fast alle Hausarbeiten und das freute mich gewaltig. Mein Stundenplan war so ausgelegt, dass ich zum Nachmittag Vorlesungen hatte und erst spät abends Heim kam. Es war ein gutes Gefühl nicht in die leere Wohnung zurückkehren zu müssen. Vor allem als sich der Herbst dem Ende zu neigte und es sehr früh dunkel wurde. Dann war es besonders gemütlich jemanden in dem Appartement vorzufinden. Meist war das Essen auch schon fertig. Und war aßen und lachten viel miteinander. An einem Abend beschlossen wir zusammen Spanisch zu lernen. Da Irene bereits Unterrichtsstunden an der Universität bekommt, hatte sie das berühmte Lied von „Cocodrillo“ gelernt und wir sangen das zusammen.

      In Deutschland mieten wir mit meiner jüngeren Schwester, Sonja, eine Wohnung in unserer Studentenstadt Jena. Noch kurz vor der Abreise hatten wir unsere Wohnung zur besten WG der Welt auserkoren. Weil wir uns einfach super verstehen, nachsichtig sind, zusammen feiern und eben mehr als nur Freundinnen sind. Ich würde sogar sagen: „es gibt keine bessere Freundin als eine Schwester und keine bessere Schwester als dich.“

      Wenn ich mir das so Recht überlege wäre es nur fair, einen geteilten ersten Platz für unsere beiden "Luxusappartements" zu geben.

      Der Unterrichtsstil - Bin ich etwa wieder in der Schule?

      Zu meinem ersten Seminar kam ich ein paar Minuten zu spät. Ich hatte mit meiner Betreuerin, also dem Mentor vor Ort in Moskau, einen Termin wahrgenommen und den letzten Schliff an dem Stundenplan vorgenommen. Sie begleitete mich auch zur Tür und wies mich an, mich zu entschuldigen und vorzustellen. „Oh, mein Gott!“, dachte ich mir nur. Ich fühlte mich, wie ein kleines Mädchen, welches nicht in die Schule gehen will und auf Anweisungen von ihren Eltern hören muss. Ich versuchte dieses Gefühl so schnell wie möglich zu untergraben. Also kam ich rein uns stellte mich vor und sagte auch aus welcher Uni ich sei. Auf Russisch klang das so: „Ja s Jeny, iz Germanii.“

      Der Professor schaute mich mit einem fragenden Blick an: „Liegt Wien etwa nicht in Österreich?“ (Er hatte wohl „is Veny“ verstanden, was übersetzt Wien bedeutet.)

      Ich schaute ihn an und wusste erst nicht was er denn meint. Die ganze Klasse schaute mich an. Unglücklicherweise hatte ich mich auch noch der ersten Reihe platziert. Endlich wiederholte jemand „Aus Jena!“

      -Na dann, ok. Machen wir mit unserem Seminar weiter.

      Uff, dachte ich mir.

      Am Ende der Stunde standen drei Mädels vor mir und fragten: „ Bist du sicher, dass du in unsere Gruppe reingehörst?“

      Tja, nicht besonders freundlich.

      -Ja, klar, sagte ich darauf. Ich werde dieses Semester die Vorlesung Management und das Seminar dazu zu dieser Zeit besuchen.

      -Dann brauchst du bestimmte Infos, sagte das rothaarige Mädchen schon viel freundlicher.

      -Wir bekommen alle Vorlesungen auf unsere gemeinsame E-Mail-Adresse. Hier, ich schreibe dir die Adresse und das Passwort dazu auf.

      -Vielen Dank.

      So schnell kann sich alles zum guten wenden und so machte ich die erste Bekanntschaft mit meinen Kommilitonen. Später wurde mir dann erst klar, woher diese direkte und unglaubliche Frage kam.

      Dafür musste ich erst einige Details über das Lehrsystem erfahren. Es ist nämlich so, alle Studienanfänger eines Jahrgangs werden in Gruppen eingeteilt. Diese Gruppen haben dann auch einen strikten Stundenplan gemeinsam, D. h. sie haben keinen flexiblen Stundenplan und können sich nicht zwischen unterschiedlichen Seminaren zu verschiedenen Zeiten entscheiden. Deswegen hätte ich in jede andere Gruppe hineinkommen können. Doch ich habe es nicht bereut mich für diese entschieden zu haben.

      Erinnerungskomplex Pokolnnaja Gora

      An der Metro Station Park Pobedy steigen wir aus und erblicken das Licht der Welt. Wir, drei Mädels aus Deutschland, haben einen relativ kurzen Weg für Moskauer Verhältnisse hingelegt. Und sind nun am

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