Promotion. Dr. Dietrich Werner
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Der Fall des Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Nation beschäftigt und in mindestens zwei Lager gespalten. Als Plagiator unserer Zeit geht er locker und frei mit den Plagiatsvorwürfen um. Betrug als moralische Größe wird nicht mehr so „eng gesehen“. Eine Plagiatsaffäre ist oft nur ein Ereignis am Rande der Gesellschaft. Schmidt und Steinbrück(2) betonen, dass es in der Gesellschaft einen hohen Bedarf an Seriosität und Substanz geben soll. Das seriöse Publikum, gemeint ist wohl die anspruchsvollere Öffentlichkeit, hat genug von der ewig sich wiederholenden Politikshow, betonen die beiden
Polittitanen.
Kurz nach den Affären des Herrn Guttenberg hat Herr Scheuer aus Bayern mit einem tschechischen Doktortitel aufhorchen lassen(3). Aus der Stasi-Unterlagenbehörde wurde bekannt (4), dass es fragwürdige Stasi-Promotionen gibt, die wissenschaftlichen Ansprüchen nicht standhalten. Es geht also quer durch alte und neue Gesellschaften und ihre Ansprüche an ein gehobenes gesellschaftliches Design. Frau Schavan ist nach Schummeleien bei ihrer Doktorarbeit als Bildungsministerin zurückgetreten und wurde Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland beim Vatikan (5). Hier wird Betrug also auch noch belohnt. In der Fernsehdarstellung „Aus der Murkelei“ (6) wird in Anspielung auf zahlreiche Adelsattribute Guttenbergs berichtet: „ich habe leider nur einen Doktor“. Das klingt wie in dem Lied von Peter Alexander „und wenn sie gar nichts sind, sage ich zu ihnen Herr Doktor“. Es gibt also auch Unterschiede bei der Handhabung.
Nach der politischen Wende waren z.B. promovierte Chemiker aus der ehemaligen DDR ganz einfach nur „überqualifiziert“ und deshalb schwer vermittelbar. Mein Kollege neben mir, er war Laborleiter, wesentlich jünger als ich, sagte zur Wendezeit zu mir, „dass er nicht promovieren werde, um nicht überqualifiziert zu sein“. Heute muss ich ihm Recht geben, ich bin nach der Wende zum Pflegefall, also auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbar trotz Promotion geworden.
Als ehemalige DDR-Bürger hatten wir viel zu lernen, genützt hat uns dieser Fleiß wenig. Mindestens eine Generation trug das Kainsmal der im Sozialismus Aufgewachsenen. Gegen die zusätzliche Siegermentalität anzukommen war dann auch fast unmöglich.
Nun gibt es im täglichen Leben große Unterschiede bei der Handhabung des Doktortitels. Voll beansprucht wird er von den Medizinern. Der verehrungsvoll angesprochene „Herr Doktor“ gleicht dem Gottesanspruch der Mediziner in der antiken Welt und nimmt es als Selbstverständlichkeit der Anrede hin, während der nichtpromovierte Mediziner diese Form der Anrede nicht ablehnt, manchmal sich auch heimlich-schleichender Weise ihrer bedient. Für die medizinischen „Schwerverdiener“ ergibt sich das aus den gesellschaftlichen Strukturen. Dabei war die Doktorarbeit der Mediziner bis in die jüngere Vergangenheit oft nicht mehr als eine Belegarbeit, die als wissenschaftliche Arbeit niederen Status einzuschätzen ist. Dass so etwas wie “der göttliche Status aus der Zeit der Antike von den Göttern in Weiß“ beansprucht wird, entspricht den monetären Ansprüchen von Gottesgehilfen in unseren widerspruchsvollen und geldorientierten Zeiten. Göttervater Zeus hatte es da noch leichter. Er hat den Nebenbuhler, der ihm die Show durch das Heilen von Toten gestohlen hatte, einfach aus dem Weg geräumt.
Mediziner schludern nach Einschätzung von Plagiatsjäger Dannemann (7) bei ihren Doktorarbeiten häufiger als andere Wissenschaftler. Gleichzeitig seien Dissertationen mit Datenanalysen, wie es in der Medizin oft der Fall sei, schwer zu überprüfen.
Jetzt wieder steht eine Politikerin im Mittelpunkt von Plagiatsvorwürfen(8), die Medizinische Hochschule Hannover hat eine Hauptprüfung eingeleitet. Wieder ist es ein Mitglied der politischen Kaste, die mit der Hypothek eines verlorenen Doktortitels als potentielle Nachfolgerin der Kanzlerin nicht in eine Bundestagswahl
ziehen könnte. Und so geht es auf der „politischen Hühnerleiter“ nach Volkes Mund „beschissen“ immer weiter. Die Forderung nach hohem wissenschaftlichem Sachverstand und hoher moralischer Integrität wird oft einfach unter den Tisch gefegt.
Eigenständigkeit
Die Dissertationsschrift beruht auf selbständiger Arbeit, die durch eine eidesstattliche Erklärung untermauert wird. Der käufliche Doktortitel über die Erbringung eines Honorars ist zwar gesellschaftliche Praxis und Anzeichen für den Zerfall der gesellschaftlichen Kultur , leider meist nur Gegenstand von Erörterungen zum Zustand der gesellschaftlichen Sphäre. Neben dem Zurückweisen der Arbeit oder dem späteren Aberkennen des Doktortitels sind bei diesen oder analogen Vergehen zivil- oder strafrechtliche Konsequenzen möglich.
Die gesellschaftliche Praxis zeigt, dass das nur ein mögliches Kriterium darstellt. Betrug ist in der gegenwärtigen Gesellschaftsverfassung eine schwer greifbare Größe, die mit dem mangelnden Handeln der Justiz als gesellschaftlich aktive Kraft zusammenhängt.
Das Promotionsverfahren
Unter Promotion versteht man die Erlangung und Verleihung der Doktorwürde.
Dissertation
Ursprünglich war die Dissertation nur ein Thesenpapier, später wurde daraus eine umfangreichere schriftliche Erörterung. Das Anwachsen der Dissertationsschrift war dem Einzug der materialistischen Weltanschauung geschuldet, die Praxis war das Kriterium der Wahrheit geworden.
Promovieren beinhaltet das Schreiben einer Dissertation mit dem Ziel „Doktorwürde“. Nach Wikipedia (9) ist die Dissertation der „aufwendigste und wichtigste Leistungsbestandteil des Promotionsverfahrens, zu dem im Regelfall eine eingehende mündliche Prüfung gehört“, die unter dem Ausdruck „Verteidigung“ geläufig ist.
Die fertige Dissertation wird bei der fachlich zuständigen Fakultät eingereicht. Ist die Dissertation positiv beurteilt, erfolgt die mündliche Verteidigung.
Disputation, Veröffentlichung
Hochschulöffentlicher Vortrag, die Diskussion und Befragung und die Veröffentlichung der Dissertationschrift
bilden den Abschluss des Promotionsverfahrens. Der Doktorgrad wird verliehen mit der Aushändigung der Urkunde.
Mein eigener Weg zur Promotion
Als nach Beendigung meines Studiums in den 60er Jahren die Frage nach der Anfertigung einer Dissertation zum ersten Mal an mich herantrat, bewegte mich zuerst das Thema Höherqualifizierung. Wir befinden uns in den Anfangsjahren des Arbeiter- und Bauernstaates DDR. Meinen eigenen Horizont zu testen und nach oben zu verschieben, war für mich vordergründiges Leitmotiv. Etwas Leichtsinn meinerseits war auch im Spiele, denn ich hatte nach dem Abschluß meines Chemiestudiums an der TH für Chemie Leuna- Merseburg schon eine Familie gegründet. Als ich mit dem Diplom abgeschlossen hatte, war meine Tochter ein halbes Jahr alt. Eine andere Form der Weiterentwicklung als Fotojournalist/ Bildreporter beim Fotokinoverlag Halle mit Journalismus-Zusatzstudium hatte ich angedacht, aus familiären Gründen letztlich nicht verfolgt.
Eine Weiterarbeit als wissenschaftlicher Assistent mit dem Ziel der Anfertigung der Dissertation am Institut für Chemiemetalle, wo ich meine Diplomarbeit angefertigt hatte, erschien mir solider, vor allem mit Blick auf meine Familienverhältnisse. Vertraglich war deshalb festgelegt