Glossen 2003. Christian Friedrich Schultze

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Glossen 2003 - Christian Friedrich Schultze страница 2

Glossen 2003 - Christian Friedrich Schultze Glossen

Скачать книгу

– lauthals unterstützen.

      Abgesehen von der unverantwortlichen Rambow-Art der Amis, Weltpolitik mit offenem Hegemonialanspruch zu betreiben, ist es ja wohl völlig unlogisch, eine Drohkulisse aufzubauen, ohne dann Krieg auch wirklich zu wollen. Also nehmen die christlichen Unionisten den angedrohten Angriffskrieg in Kauf. Vermutlich besitzen sie die falsche Übersetzung der Bergpredigt und auf den Papst hören sie auch nicht mehr.

      Leider ist Collin Powel vor der UNO der Beweis, dass Saddam Hussein verbotene Waffen hat, immer noch schuldig geblieben. Niemandem scheint auch aufzufallen, dass die sogenannte Freie Welt gerade dabei ist, ihre wichtigsten Grundsätze, die sie mit diesem Krieg zu verteidigen vorgibt, in den Wind zu schießen. Mit himmelschreiender Sophisterei wurde dem Irak schon in der letzten einschlägigen UNO-Resolution eine allen im Völkerrecht geltenden Regeln widersprechende Beweislastumkehr aufgezwungen. Nachdem die Blix-Truppe trotz mehrmonatiger Suche bislang nichts gefunden hat, sollten neue Geheimdiensterkenntnisse nunmehr den Beweis für Saddams Dummheit und Unbotmäßigkeit liefern. Dies gelang bislang nicht. Es war nur eine weitere Propagandashow der Amis vor der UNO für ihre Zwecke. Keiner frage an, warum Blix diese Informationen nicht schon längst undercover für seine Suche erhalten hat, um Hussein sozusagen in flagranti zu erwischen! Da es einen Angriffskrieg gemäß UNO-Charta nicht geben darf, muss schon jetzt erläutert werden, dass es sich bei dem längst beschlossenen Krieg um einen Verteidigungskrieg gehandelt haben wird, ungeachtet der politischen Kollateralschäden, die die Weltgemeinschaft zu beklagen haben wird.

      Deutschland ist gut beraten, bei seiner Ablehnung dieses Krieges zu bleiben und dem US-amerikanischen Volk in brechtisch-freundschaftlicher Art zu sagen, dass es wegen ihrer derzeitigen Administration erheblich „aus dem Maul stinkt“. Die Geschichte wird urteilen, dass die deutschen Sozialdemokraten im Jahre 2003 richtig lagen, sich der seinerzeit herrschenden Petroleum-Plutokratie nicht zu beugen und menschlicher Vernunft treu zu bleiben. Und die Amerikaner werden in der Zeit nach diesem Krieg die Kraft aufbringen müssen, dieses von Hybris befallene Öl-Kartell von der politischen Macht zu vertreiben. Dass sie diese Kraft haben werden, sind wir zur Zeit noch zuversichtlich. Das alte Europa könnte und sollte ihnen dann dabei helfen.

      P.S.: Am gestrigen amerikanischen Tag des Gebetes hat George W. Bush, der Wiedertäufer, öffentlich um Weisheit und göttlichen Beistand für die dem amerikanischen Volk bevorstehende Zeit gebetet. Gott geb´s ihm!

      Donnerstag, 13. Februar

      Noch ist im bevorstehenden Irak-Krieg kein Schuss gefallen. Der Krieg um die Lufthoheit der Ideologie, ist dagegen seit langem im vollen Gange. Nicht nur in den UNO-Gremien, sondern diesmal auch im eigenen Land, das in außenpolitischen Fragen lange nicht so zerrissen war. Auch innerhalb des NATO-Bündnisses herrscht Zwietracht.

      Zunächst hat sich angeblich Osama Bin Laden wieder gemeldet. Er hat im Rahmen seines Heiligen Krieges gegen den Westen alle Rechtgläubigen, also alle Moslems, aufgerufen, dem Irakischen Volk in seinem Verteidigungskampf gegen Amerika beizustehen. Dies hat US-Außenminister Powell veranlasst festzustellen, dass es doch eine Achse zwischen Saddam Hussein und Al Qaida gibt.

      Das kommt den Amis gerade recht. Und es ist ja auch nicht völlig neu, dass für Osama Bin Laden die USA der Erzfeind Nummer eins sind. Dort hat er eine Gemeinsamkeit mit Saddam Hussein und mit Sicherheit einer Milliarde Moslems auf der ganzen Welt. Und da die derzeitige Administration der USA ebenfalls von religiösem Wahn getrieben wird, bemerken sie die Widersprüche, in die sie sich verstrickt haben, überhaupt nicht, denn:

      Erstens: wenn Osama Bin Laden und Mullah Omar noch leben, haben die USA ihre Kriegsziele in Afghanistan nicht erreicht. Da ersterer aber höchstwahrscheinlich umgekommen ist, sind demnach neue „Bin Ladens“ erstanden, die das Werk der Al Qaida fortsetzen.

      Zweitens: Al Qaida kann nichts lieber sein, als dass der Westen im Zweistromland einen Krieg anfängt. Dass er die Rechtgläubigen ständig zum heiligen Krieg auffordert, war dem Westen so lange Recht, wie Bin Laden ihr Mann war.

      Drittens: Der Westen ist in Gefahr, mit seinen politischen Methoden das zu tun, was er von den morgenländischen Nichtdemokratien zu lassen fordert. Ob die Tonbanddokumente und anderen Beweise der Waffeninspektionen im Irak echt sind, lässt sich nach den Erfahrungen der vergangenen Kriege der USA immerhin bezweifeln.

      Viertens: Die neue Doktrin der Vorwärtsverteidigung, das heißt die Führung eines sogenannten Präventivkrieges, verändert das internationale Recht und sprengt alles, worüber die UNO in jahrelanger mühsamer Kleinarbeit Konsens zwischen ihren Mitgliedsstaaten geschaffen hat.

      Fünftens: Keiner der USA-Administratoren hat jemals erklärt, wie es nach einem gewonnenen Irak-Krieg im Nahen und Mittleren Osten weitergehen soll. Der Streit in der NATO wegen ihrer Planungen für die Türkei ist ebenso verrückt. Es liegt kein Verteidigungsfall vor, also kann man nach NATO-Recht nichts planen. Selbst wenn die Amerikaner allein angreifen, ist nicht klar, ob dann die Türkei oder die USA-Basen in der Türkei von Saddam angegriffen würden. Auch dann läge kein NATO-Verteidigungsfall vor. Im übrigen hat den Verteidigungsfall im Irak-Irankrieg 1991, als der Irak vor Waffen strotzte und deutsche Giftgasgrananten mit Billigung des Westens bereits in alle Richtungen verschossen hatte, niemand ausgerufen und niemand ist auf die Idee verfallen, Deutschland zur Fahne zu rufen.

      Wieder einmal sind es die religiösen Spinner auf beiden Seiten, die die Völker in den Krieg treiben und die Konsequenzen nicht bedenken. Deshalb müssen der Kanzler und sein Außenminister Fischer aus Sicht der US-Plutokratie weg, weil sie diese Eiferer stören. Ihnen wird eine außenpolitische Geisterfahrt und innenpolitisches Chaos unterstellt. Schlimmer geht’s nimmer.

      Im Gegensatz hierzu herrscht völlige Ruhe zu den Provokationen Nordkoreas, die sich jetzt frei von allen internationalen Verpflichtungen hinsichtlich des Atomwaffensperrvertrages erklärt haben. Niemand könne sie zu etwas verpflichten, weil sie die internationalen Verträge einfach gekündigt und sodann ihr Atomwaffenprogramm wieder angefahren haben. Nun werden sich auch andere Schwellenländer die Atomwaffe beschaffen, um frei von ähnlichen Erpressungen, wie die der amerikanischen Supermacht gegen den Irak, zu werden.

      Mittwoch, 9. April 2003

      Das muss man den US-Kriegern lassen, „shock and awe“ haben sie: Andauernder Bombenterror gepaart mit wahnsinnig gesteigerter Feuerkraft der Landfeuerwaffen hauen im Irak alles kurz und klein, von Bunkern, Palästen, Panzern und Artillerie Saddams bis zu Wohnhäusern, Brücken, Bussen und PKW. „Kollateralschäden“ werden uns nur von einer Handvoll unabhängiger Journalisten gemeldet. Ansonsten ist es angeblich ein sauberer Blitzkrieg. Er wird uns von embadded press in den Medien zum Frühstück serviert!

      Am 20. Tag des Krieges kann man wohl nun schon sein Ende absehen, nachdem Basra in der Hand der Briten und Bagdad zur Hälfte von den Amerikanern erobert ist. Mussul und Kirkuk im Norden sind noch nicht eingenommen, dafür aber Kerbela und Nashiryah. Der militärische Widerstand Saddams in Bagdad ist zusammengebrochen. Der gestrige „Enthauptungsschlag“ mit zwei 900-kg-Bomben auf ein Wohnhaus, mit denen Saddam Hussein samt seinen Söhnen getötet werden sollte, hat ihn allerdings nicht erwischt. Dafür hunderte unschuldige Iraker.

      Saddam ist im Irak ebenso verschwunden wie Bin Laden und Mullah Omar in Afghanistan. Der Beschuss des Palestine-Hotels, in welchem bekanntermaßen alle hochkarätigen Berichterstatter der Weltmedien untergebracht waren, hat dagegen geklappt: Zwei tote Kameramänner und einige verletzte Korrespondenten. Bei der Al Jasira-Niederlassung hat es auch eingeschlagen: Ein toter Berichterstatter, einige Verletzte, eine demolierte Einrichtung.

      Inzwischen haben Blair und Bush anlässlich ihres Kriegsrates in Belfast der Welt mitgeteilt, dass bei dem Aufbau einer

Скачать книгу