Reisig, Holz und Besenzauber. Marion Wolf
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„Na dann“, meinte Blasl enttäuscht, doch im tiefsten Inneren war er mächtig stolz, ganz allein über die weiten Wiesen heim stapfen zu dürfen. „Komm, Schnuffi“, rief er und winkte Pfiffikus zu. Der schob von hinten kräftig an und schon zog Blasl seinen Schlitten leichtfüßig über die rosa schimmernde Schneedecke.
Holzknechtsarbeit
Pfiffikus nahm noch einen Schluck aus der Feldflasche und rackerte sich dann regelrecht ab. Es wurde immer düsterer und er wollte doch fertig werden. Also errichtete er einen kleinen Reisighaufen, entzündete ein Feuerchen und sägte, bis ihm trotz der klirrenden Kälte der Schweiß ausbrach. Dabei merkte er gar nicht, wie sich sieben Röcke leise durchs Unterholz zwängten und ihm ein paar funkelnde Augen zuschauten.
Als Pfiffikus fertig war und eine Pause einlegte, bevor er das Holz zum Schlitten tragen wollte, löste sich die Gestalt aus dem Dunkel und trat ins Licht des Feuers:
„Holterdipolder!“ wunderte sich der Bursche, „wo kommst Du denn her?“
Die Hexe kicherte verschämt: „Ich wohne doch hier im Wald ― und Feuer zieht mich magisch an, wie du weißt.“
Pfiffikus reichte ihr die Hand zum Gruß. „Wollen wir ein Tänzchen wagen?“ fragte sie.
„Tanzen? Nicht auch noch! ― Ich bin total kaputt, Hexerl“, seufzte er.
Holterdipolder schaute ihn enttäuscht an: „Schade, ich tanze so gern.“
„Ein andermal gern“, beteuerte Pfiffikus, „bloß heut tun mir alle Knochen weh!“
Holterdipolder schaute ihm treuherzig in die Augen. „Komm ein bisschen zu mir und ruhe Dich aus ― heute hab’ ich eine gute Suppe auf dem Herd.“
Pfiffikus spürte, wie ihm seine abgearbeiteten Glieder in der Kälte klamm wurden. „Das täte mir bestimmt gut“, überlegte er, „aber ich muss das alles hier noch zum Schlitten tragen und nach Hause ziehen“, gab er zu bedenken.
Holterdipolder blitzte ihn an: „Wozu? Wärm Dich auf ― um Mitternacht spielt Fideldumdei das Zugpferd.“ Pfiffikus ging ein Lichtlein auf. „Ja, dann könntest du doch auch die Stammteile auf den Schlitten hexen…“
Holterdipolder grinste: „Klar doch, machen wir. Kommst du mit? Ich freu mich doch auch über ein bissel Gesellschaft in meiner Hütte.“
Pfiffikus packte sein Werkzeug in den Rucksack und nahm ihn huckepack. Heut hatte er keine Bedenken, Holterdipolder ins Hexenhaus zu folgen. Sie waren ja Freunde geworden. Er nahm nur einen kleinen Ast aus dem Feuer mit, um im dunklen Wald nicht zu stolpern. „Du solltest das Lagerfeuer löschen“, riet die Hexe, „sonst kommt der Rappl und raubt Dir Dein Brennholz“.
„Du liebe Zeit, an den hab ich gar nicht mehr gedacht“,sagte Pfiffikus, drückte seiner Gefährtin Kienspan und Rucksack in die Hand und schaufelte Schnee auf die Flammen, bis sie erloschen.
Holterdipolder ging voraus. Sie brauchte keine Fackel, ihre Hexenaugen leuchteten im Dunkeln wie die einer Katze. Ein Käuzchen schrie, eine Fledermaus huschte vorbei ― doch Pfiffikus fühlte sich hinter den bauschigen Hexenröcken so sicher, wie ein Kind hinter Mutters Rockzipfel.
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