Pony. Kristina Schwartz
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Kristina Schwartz
Pony
Eine BDSM-Fetisch-Fantasie
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
»Bevor ich Ihnen erzähle, weswegen ich hier bin, möchte ich erst ein paar Worte über mich sagen. Nur damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Nicht dass Sie im Nachhinein sagen, hätt’ ich gewusst, um wen es sich handelt, hätte ich mir die Story erst gar nicht angehört.«
Sie lacht. Es ist ein frisches, feminines Lachen.
»Mein Name ist Larissa, ich bin dreiunddreißig und arbeite als Lektorin bei einem österreichischen Verlag. — Nein! Ist das gescheit? Wäre meine Geschichte nicht wesentlich interessanter für Sie, wenn ich sagte, ich sei erst siebenundzwanzig, wurde von meinem Ex geschwängert und von dessen Vorgänger vergewaltigt? Wie auch immer. Ich bin Mutter eines zehnjährigen Jungen. Dem Vater wurde das Sorgerecht zugesprochen. Würden Sie meiner Erzählung mehr Glauben schenken, als wenn ich Ihnen diese Information vorenthielte? Wirkt sie so möglicherweise authentischer, ehrlicher, glaubwürdiger? Als ob Glaubwürdigkeit dabei eine Rolle spielte. Ha!«
Sie lacht mich an, als wollte sie mit mir kokettieren. Dabei wippt sie neckisch mit dem Bein.
»Ich bin also dreiunddreißig — möglicherweise auch erst siebenundzwanzig — und hier, um Ihnen meine Geschichte zu erzählen.«
Sie stockt, hält inne, blickt mädchenhaft schüchtern auf ihre Knie, dann fragend und ein wenig verlegen zu mir.
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagt sie.
»Sie haben sich freiwillig auf mein Inserat hin gemeldet«, sage ich.
»Ich weiß, aber jetzt, wo es so weit ist, meine intimen Erlebnisse vor Ihnen ...«
Sie legt die Stirn in Falten und die gefalteten Hände in den Schoß.
»... auszubreiten.«
Den Rücken straffend zieht sie die Schultern zurück, räuspert sich.
»Nein. Ich hab’ mich dazu entschlossen, und werde das jetzt durchziehen.«
Gedankenverloren sieht sie an sich hinab. Betrachtet Sneakers, Jeans, die farblos glänzenden Nägel an den Fingern.
»Es beginnt immer ähnlich. Es ist wie ein Ritual, das mich zu diesem geheimnisvollen Ort bringt, an dem ich um jeden Preis — aus welchen Gründen auch immer —, sein muss. Irgendwie beängstigend. Als wäre meine Fantasie so einfallslos, meine Sehnsucht so vorhersagbar, mein Sexualleben so eintönig.
Ich kann es nicht kontrollieren. Es kommt ungefragt, taucht plötzlich vor mir auf, in meinen Gedanken. Dabei spielt es keine Rolle, ob es gleißender Tag oder beklemmende Nacht ist. Ich sitze in meinem Büro, stelle mir vor, es liegt in der fünfzigsten Etage. Als hätte ich eine Ahnung davon, welcher Blick sich mir aus dieser Höhe erschließen würde. Natürlich ist es nicht mein Büro. Das liegt im dritten Stock mit Ausblick auf eine hellbeige, mit dunklen Vierecken gesprenkelte Fassade, die von einem an suizidalen Albträumen leidenden Architekten, entworfen wurde. Gibt’s in Wien überhaupt ein Bürogebäude mit fünfzig Stockwerken? — Na egal. Eine grenzenlose, grüne Weite erstreckt sich vor mir. Ich sehe Teiche, Wege, Wälder. Alte knorrige Stämme behaupten ihren Platz zwischen schlanken jungen Sprösslingen. Auf den Gehwegen schieben sich, und das sieht aus wie in einem Film, in Zeitlupe Menschen vorwärts. Sie scheinen keine Eile zu haben, schleichen die ausgetretenen Pfade entlang, als wäre es ihre Bestimmung, diesen zu folgen. Der Weg ist das Ziel. Ist er das? Ja? Egal wo er auch hinführt?«
Sie sieht mich fragend an. Ich sage nichts, zucke nicht mit den Schultern, versuche auch nicht, mit Blicken die Fragen zu beantworten.
»Ich sitze an meinem Schreibtisch, wie festgeklebt, schiele aus dem Fenster, als würde ich diese winzigen Pünktchen auf ihren Ameisenstraßen beneiden, als wüssten sie etwas, das ich nicht weiß, das mir niemand verraten hat. Vermutlich etwas Wichtiges. Warum sonst sollten all diese Menschen, einer fanatischen Pilgerschar ähnelnd, dies tun? Vergeblich versuche ich, mich auf das vor mir liegende Manuskript zu konzentrieren. Doch meine Gedanken sind da draußen. Ich will sie zurückzuholen, auf das vor mir befindliche Geschreibsel lenken. Doch es gelingt mir nicht. Gedanken sind frei, rufen sie mir zu. Wir lassen uns nicht lenken, nicht einsperren, nicht kontrollieren, nicht zähmen. Nicht von einem Präsidenten, einer Königin, schon gar nicht von dir. Meine Augen nehmen Buchstaben, Worte, Sätze wahr. Endlich. Ernüchtert sehe ich auf. Es ist keine Einbildung. Ich habe den Eindruck, als würde ich ständig denselben Mist lesen, als hätten die jungen Autorinnen und Autoren nichts anderes mehr im Kopf, als Sex und Sex und nicht zu vergessen Sex. Noch dazu mit Wesen, die ... Aber vermutlich ist es müßig darüber zu reden. Der Leser bestimmt im Zeitalter der Gewinnmaximierung das Programm der Verlage. Zumindest all jener Verlage, die keinerlei Subventionen von diversen Bildungseinrichtungen oder Ministerien erhalten. Dann passiert es eben, dass auf meinem Tisch ständig derselbe Schrott landet; in dem zottige Werwölfe zarte Jungfrauen zerpflücken, kohlrabenschwarze Vampire mit kokainsüchtigen Nymphomaninnen kokettieren und verwunschene Ritter verhexte Burgfräulein verführen. Fehlte nur noch Merlin Potter mit seinem Zauberschwanz.«
Hört, hört. Das war nicht schlecht. Das erste Wort, das ich mir notiere.
»Stab. Zauberstab, muss es natürlich heißen. Ich sitze also da, versuche krampfhaft in die Geschichte zu kippen, in die Handlung zu fallen, ein Teil von ihr zu werden, mich