contentplus city guide Augsburg. Martin Holland

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Reichstage gerüstet zu sein. So wurden drei Prachtbrunnen beauftragt, die bis 1602 fertiggestellt wurden. Maßgeblich geprägt wurde das Aussehen der Stadt vom Architekten Elias Holl, der 1602 zum Stadtbaumeister von Augsburg ernannt und mit dem Bau zahlreicher prachtvoller Bauten beauftragt wurde, darunter auch das Rathaus, das 1615 begonnen und 1624 fertiggestellt wurde. Weitere Reichstage fanden in Augsburg allerdings nicht mehr statt, denn mit den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs endete schließlich auch Augsburgs „Goldenes Zeitalter“.

      Kaiser Maximilian I. – der „Bürgermeister von Augsburg“

      Der 1459 geborene Maximilian I. aus dem Hause Habsburg wurde 1486 deutscher König und 1508 Kaiser. Um Kriege zu führen und seine Hofhaltung zu finanzieren, musste er immer wieder Kredite bei der Kaufmannsfamilie Fugger, insbesondere bei Jakob Fugger, aufnehmen. Aufgrund der engen Geschäftsbeziehungen hielt sich Maximilian I. insgesamt 17 Mal mit einer Gesamtdauer von weit über zwei Jahren in Augsburg auf. 1501 kaufte er hier sogar ein Haus. Spöttisch wurde er deshalb auch als „Bürgermeister von Augsburg“ bezeichnet. Zwischen 1500 und seinem Tod 1519 hielt er zudem fünf Reichstage in Augsburg ab. Ein Reiterstandbild an einem Geschäftshaus in der Annastraße erinnert in Augsburg noch heute an den Kaiser.

      Chronik

       1518 – Verhör Luthers durch Kardinal Cajetan

       1521 – Stiftung der Fuggerei

       1530 – Verlesung der „Confessio Augustana“

       1548 – Augsburger Interim

       1555 – Augsburger Religionsfrieden

       1588–1602 – Errichtung der Augsburger Prachtbrunnen

       1615 – Baubeginn des Augsburger Rathauses

      Dreißigjähriger Krieg und die Folgen

Steinerner Mann

      Der Dreißigjährige Krieg hatte für Augsburg verheerende Folgen. Die Stadt verlor dabei rund zwei Drittel ihrer Einwohner und erholte sich danach nur langsam. An diese dunkle Zeit erinnert noch die Figur des Steinernen Manns (Bild) an der Stadtmauer. Die Handwerkskunst verhalf der Stadt schließlich wieder zu Ansehen und Geld.

      Nachdem der Augsburger Religionsfrieden für mehr als 60 Jahre Frieden im Deutschen Reich gesorgt hatte, brachen die alten Konflikte 1618 wieder auf und der Dreißigjährige Krieg begann. In den ersten Jahren waren die Auswirkungen in Augsburg nur indirekt zu spüren. Die Kampfhandlungen fanden fernab der Stadt statt. Allerdings herrschte in Augsburg eine hohe Inflation, die vor allem dazu führte, dass der Brotpreis stark anstieg und viele Einwohner hungern mussten. Auch ansonsten litt die Augsburger Wirtschaft stark unter den Folgen des Kriegs, da dieser den für die Stadt lebenswichtigen Handel erheblich einschränkte. Im Jahr 1628 wurde Augsburg darüber hinaus von einer schweren Pestepidemie getroffen, mehr als 9.600 Menschen starben innerhalb eines einzigen Jahres.

      1629 verabschiedete Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt, das zu einer Rekatholisierung seines Reichs führen sollte. Augsburg galt dabei als Modellstadt für die Umsetzung des Edikts. So wurden die öffentlichen Ämter der Stadt bis 1631 – entgegen der städtischen Mehrheit – wieder weitgehend katholisiert und die Protestanten unterdrückt. Doch der Kriegsverlauf änderte sich: Der protestantische König von Schweden, Gustav II. Adolf, drang bis weit nach Süddeutschland vor und siegte schließlich in der Schlacht bei Rain am Lech am 14./15. April 1632. Der bayerische Kommandeur von Augsburg übergab danach die Stadt kampflos an die Schweden. Der König höchstpersönlich zog am 24. April in Augsburg ein. Die schwedische Besatzung machte die Rekatholisierung wieder rückgängig und setzte nun einen protestantisch geprägten Stadtrat ein. Während Gustav Adolf vielen Protestanten als Erlöser erschien, stellte die Besatzung für die Stadt dennoch eine große, vor allem finanzielle Belastung dar.

      1633 verschlechterte sich die Versorgungslage Augsburgs dramatisch, da die kaiserlichen Truppen außerhalb der Stadt wieder an Boden gewannen. Im selben Jahr brach erneut die Pest aus. 1634/35 starben 11.000 Menschen daran. Ab September 1634 wurde Augsburg zusätzlich von kaiserlichen Truppen belagert. Für die Stadt begann damit die verheerendste Phase des Kriegs. Der Hunger war im Winter 1634/35 so groß, dass sogar Hunde, Katzen und Leichenteile gegessen wurden. Als die Situation aussichtslos wurde, übergaben die schwedischen Truppen im März 1635 die Stadt an die Kaiserlichen. Die Bevölkerungszahl hatte nach der Belagerung einen Tiefstand erreicht: Lebten vor dem Krieg noch 45.000 Menschen in Augsburg, waren es jetzt nur noch rund 16.400.

      Unter der Herrschaft der kaiserlich-bayerischen Truppen wurde die Stadt wieder weitgehend katholisch. Die Protestanten wurden unterdrückt, doch die Stadt konnte sich langsam wieder erholen und die Bevölkerungszahl nahm durch Zuzug aus dem Umland zu. 1646 wurde Augsburg nochmals belagert, allerdings mit weniger verheerenden Folgen. Mit dem Westfälischen Frieden endete 1648 schließlich der Dreißigjährige Krieg. Der Frieden griff die Prinzipien des Augsburger Religionsfriedens wieder auf. Für Augsburg bedeutete dies die Wiederherstellung der protestantischen Besitzverhältnisse von 1624 und die Einführung der Parität: Alle städtischen Ämter mussten danach zu gleichen Teilen protestantisch und katholisch besetzt werden. Bei einer ungeraden Zahl von Amtsträgern sollte ein Posten abwechselnd besetzt werden. Die neue Ordnung bedeutete eine Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten und so wurde von den zuvor unterdrückten Protestanten am 8. August 1650 das erste Augsburger Friedensfest gefeiert.

      Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs hatte Augsburg einen hohen Berg an Schulden. Seine einstige Wirtschaftskraft hatte es weitgehend verloren. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt 1703 erneut zum Kriegsschauplatz. Eine Belagerung stürzte die Stadt wiederum in finanzielle Not. Insgesamt verbesserte sich die wirtschaftliche Lage Augsburgs aber im 18. Jahrhundert wieder. Im Gold- und Silberschmiedehandwerk nahm die Stadt bald eine herausragende Stellung in Europa ein. Um 1740 arbeiteten 275 Gold- und Silberschmiede in der Stadt. Auch das Augsburger Textilgewerbe, das durch den Dreißigjährigen Krieg besonders stark gelitten hatte, erlebte im 18. Jahrhundert durch die Einführungen neuer Techniken wieder einen Aufschwung. Von besonders großer Bedeutung war dabei die Gründung der ersten Augsburger Kattunmanufaktur durch Johann Heinrich Schüle in den Jahren 1770 bis 1772. Die politische Bedeutung des 16. Jahrhunderts erlangte Augsburgs allerdings nicht wieder.

      Die Legende vom „Stoinernen Ma“

      Der „Steinerne Mann“, im Augsburger Dialekt „Stoinerne Ma“, ist eine Sandsteinfigur, die an der Augsburger Stadtmauer zu finden ist. Sie geht zurück auf eine Legende aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Während der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1634/35 soll der Augsburger Bäcker Konrad Hacker Brote aus Sägemehl gebacken haben und diese demonstrativ über die Stadtmauer gehalten haben, um die Belagerer so über den wahren Notstand zu täuschen und sie zu demoralisieren. Die verärgerten Angreifer sollen ihm daraufhin den rechten Arm abgeschossen haben. Der Bäcker sei später dieser Verletzung erlegen. Allerdings habe er durch seine heldenhafte Tat die Belagerer zum Rückzug gezwungen. Zumindest in diesem Punkt entspricht die Legende sicher nicht der historischen Wahrheit.

      Chronik

       1632 – Eroberung Augsburgs durch Gustav II. Adolf von Schweden

       1634/35 – Belagerung Augsburgs durch ein kaiserlich-bayerisches Heer

       1648 – Ende des Dreißigjährigen Kriegs; Augsburger Parität

       1650

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