Der Mann, der seinen Namen änderte. Edgar Wallace

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Der Mann, der seinen Namen änderte - Edgar Wallace

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Mr. Vance. Es fällt mir selbst schwer genug zu gehen, denn ich habe mich in Ihrem Büro sehr wohl gefühlt«, erwiderte sie bedrückt.

      »Von meinem egoistischen Standpunkt aus tut es mir natürlich auch unendlich leid.« Er schlüpfte in den Mantel. »Aber um Ihretwillen bin ich doch eigentlich recht froh. Hat Ihr Onkel denn nun die Goldmine entdeckt, nach der er so lange gesucht hat?«

      Sie lächelte. »Nein, das nicht, aber er hat in Südafrika viel Geld verdient. Er war ja schon immer so großzügig zu meiner Mutter und zu mir. Sie müssen Onkel Alfred doch auch noch gekannt haben?«

      »Ja, vor zwanzig Jahren habe ich ihn einmal gesehen. Ihr Vater brachte ihn eines Tages in mein Büro. Ich, hatte damals, soweit ich mich noch entsinnen kann, den Eindruck, daß er ein charaktervoller Mann war.«

      Er ging zur Tür und blieb dort stehen, als ob er darauf wartete, daß Marjorie vor ihm hinausging.

      »Sie haben doch heute nichts mehr zu tun?« fragte er etwas erstaunt, als sie keine Miene machte, ihm zu folgen.

      »Ich muß noch den Schriftsatz in Sachen James Vesson abschreiben, bevor ich gehe.«

      Er schüttelte ungeduldig den Kopf.

      »Ach, das hatte ich ja ganz vergessen! Aber da hätte ich Sie doch gar nicht fortschicken dürfen! Können Sie es denn nicht morgen früh machen, Miss Stedman?«

      Aber er wußte selbst nur zu gut, daß der Schriftsatz morgen in aller Frühe gebraucht wurde.

      »Es kommt mir nicht darauf an, wenn ich heute ein wenig später nach Hause komme, Mr. Vance«, sagte sie und lachte. »Ich habe sowieso nichts weiter vor, und in zwei Stunden bin ich ja mit der Arbeit fertig. Es ist viel besser, ich schreibe die Sache heute Abend noch, sonst müßte ich morgen schon sehr früh ins Büro kommen.«

      »Na, dann ist es gut, Miss Stedman. Ich muß mich jetzt beeilen, daß ich meinen Zug nach Brighton noch erreiche. Morgen rufe ich Sie im Laufe des Vormittags an, dann können Sie mir sagen, ob irgend etwas Wichtiges vorgefallen ist. Also, gute Nacht.«

      Als Marjorie allein war, ging sie in ihr kleines Büro, das an das Arbeitszimmer des Rechtsanwalts stieß, und kurze Zeit später klapperte ihre Schreibmaschine in rasendem Tempo. Sie wußte, daß sich ihre Mutter stets Sorgen machte, wenn sie nicht rechtzeitig nach Hause kam, und sie bemühte sich deshalb, so schnell wie möglich fertig zu werden.

      Sie hatte gerade die vierte DIN-A-4-Seite des langen, trockenen Schriftsatzes hinter sich, als sie ein Klopfen an der äußeren Bürotür zu hören glaubte. Sie machte eine Pause und lauschte angestrengt.

      Jetzt vernahm sie es deutlich und erhob sich. Sie war sehr gespannt, wer Mr. Vance zu so später Stunde noch geschäftlich aufsuchen wollte.

      Als sie die Tür öffnete, erwartete sie eigentlich einen Telegrafenboten, aber zu ihrem Erstaunen sah sie sich einem großen, schlanken Herrn gegenüber.

      Mit einem Blick umfaßte sie seine äußere Erscheinung und sah, daß er einen alten, grauen Flanellanzug und weder Kragen noch Krawatte trug. Sein weiches Hemd war am Hals offen und der etwas verbeulte, graue, breitkrempige Filzhut in den Nacken geschoben. Die Sonne hatte sein hübsches, hageres Gesicht außergewöhnlich dunkel gebräunt, und seine klugen, tiefblauen Augen standen in reizvollem Gegensatz zu der dunklen Hautfarbe.

      »Ist Mr. Vance noch im Büro?« erkundigte er sich kurz, nachdem er den Hut abgenommen hatte;

      »Nein, er ist vor etwa zwanzig Minuten gegangen.«

      Der Fremde biß sich auf die Lippe.

      »Wissen Sie vielleicht, wo ich, ihn heute Abend noch treffen könnte?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Für gewöhnlich könnte ich es Ihnen sagen«, entgegnete sie lächelnd, wenn es auch eigentlich nicht gebräuchlich ist, Klienten seine Privatadresse mitzuteilen. »Aber heute Abend ist er nach Brighton gefahren, wo er mit einem Freund das Wochenende verbringen will, und er hat keine Adresse hinterlassen.« Sie zögerte einen Augenblick. »Vielleicht nennen Sie mir Ihren Namen?«

      Er sah sie unschlüssig an. »Setzt er sich morgen irgendwie mit Ihnen in Verbindung?«

      Sie nickte.

      »Er telefoniert morgen mit mir, um zu hören, ob etwas Wichtiges vorgefallen ist. Dann könnte ich ihm ja von Ihrem Besuch erzählen und ihm sagen, daß Sie ihn sprechen wollten.«

      Er stand noch im Gang, und während sie ihn betrachtete, kam ihr plötzlich der Gedanke, daß er trotz seiner gerade nicht sehr vorteilhaften Kleidung vielleicht doch ein wichtiger Kunde sein könnte. Sie öffnete die Tür weiter.

      »Wollen Sie nicht näher treten und einen Augenblick Platz nehmen? Vielleicht möchten Sie auch eine kurze schriftliche Mitteilung für Mr. Vance zurücklassen?«

      Langsam ging er in den Büroraum und sah einen Augenblick auf den Stuhl, den sie ihm hinschob.

      »Nein, schreiben möchte ich nichts«, sagte er nach einer Pause. »Aber wenn Mr. Vance morgen anrufen sollte, dann sagen Sie ihm doch bitte, daß Mr. Smith von Pretoria gekommen ist.«

      Die letzten Worte hatte er sehr deutlich und mit besonderem Nachdruck gesprochen. »Also, bitte vergessen Sie es nicht – Mr. Smith von Pretoria. Bestellen Sie ihm auch, daß ich so bald wie möglich mit ihm in Verbindung treten möchte.«

      »Mr. Smith von Pretoria«, wiederholte sie und machte eine Notiz auf ein Blatt Papier. Sie hatte den Eindruck, daß es sich um eine wichtige Sache handeln müßte.

      Er stand vor ihr und schaute sie an, aber sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß er durch sie hindurchsähe. Die Falten auf seiner Stirn ließen erkennen, daß er tief in Gedanken versunken war.

      Plötzlich schien er sich wieder an die Wirklichkeit zu erinnern und machte eine impulsive Bewegung zum Tisch hin.

      »Ich habe es mir doch überlegt. Ich werde eine kleine Mitteilung für Mr. Vance zurücklassen. Geben Sie mir bitte Papier und Feder.«

      »Beides liegt schon vor Ihnen«, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln.

      Er wurde verlegen über seine Unachtsamkeit.

      »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich bin heute etwas zerstreut.«

      »Ja, das habe ich auch schon bemerkt.«

      Sie ging in den anderen Teil des Zimmers, um nicht den Anschein der Neugierde zu erwecken.

      Offenbar fiel es ihm schwer, seine Gedanken in Worte zu fassen, denn er saß fünf Minuten vor dem Schreibtisch und grübelte.

      »Nein, ich werde doch nicht schreiben«, erklärte er dann, legte die Feder auf den Tisch und stand auf. »Es genügt, wenn Sie Ihrem Chef sagen, daß Mr. Smith von Pretoria im Büro vorgesprochen hat. Er weiß, wo er mich finden kann.«

      Vom Gang her ertönten plötzlich Schritte, und gleich darauf wurde die Türklinke hastig heruntergedrückt. Der Besucher mußte in ungewöhnlicher Aufregung sein, da er zu klopfen vergessen hatte.

      »Wo ist Rechtsanwalt Vance?« fragte er schnell, als er eintrat.

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