Mitten in OstHolstein. Andrea Lieder-Hein

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Mitten in OstHolstein - Andrea Lieder-Hein

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style="font-size:15px;">      Vögel beobachten, an Gräsern riechen und mit dem Finger in Erde bohren .... Das alles dauerte dann doch länger als vermutet. Gegen 12:00 Uhr mittags machten sich beide dann auf den Heimweg. Aber vorher gab es noch Pizza.

      ***

       Ich hab da vorhin eine Pizzeria gesehen. Hättest du noch Lust auf Pizza, Amelie?

       AU JA, Papa. Und ein Eis. Und eine Cola.

       Gut, dann machen wir das. Ich hab nämlich auch einen Bären-Hunger.

       Siehst du? Da drüben? Da ist sie, die Pizzeria. Wir gehen jetzt noch über den Zebrastreifen, dann rechts und wieder links, und schon sind wir da.

      Dr. Leif Jorgensen zeigte mit dem Finger in die Richtung, während Amelie es kaum noch erwarten konnte. Sie lief über den Zebrastreifen, als plötzlich aus dem Nichts ein schneeweißer Geländewagen ungebremst auf Amelie zufuhr und sie mit einem klatschenden Geräusch zu Boden warf. Dahinter kam ein Polizeiwagen zum Stehen. Die Beamten sprangen aus dem Wagen und einer rief sofort den Krankenwagen.

      Leif Jorgensen stand wie gelähmt am Zebrastreifen, an dem er vor Sekunden noch mit seiner Tochter gelacht und geredet hatte. Nun lag sie da, mitten auf dem Zebrastreifen, Arme und Beine verrenkt, während langsam Blut aus ihrem Kopf sickerte. Er rannte auf sie zu, nahm den blutverschmierten Kopf in seine Hände und redete beruhigend auf seine Tochter ein, wie er es als Arzt gelernt hatte.

       Amelie, es wird alles gut. Der Krankenwagen kommt gleich und der Notarzt hilft dir. Ich bin bei dir, Amelie. Ich, dein Vater. Ich lasse dich NIEMALS alleine, mein Liebling. Niemals. Ich bin immer für dich da.

      Während er so redete, streichelte er ihr vorsichtig die rechte unverletzte Hand.

      Nur wenig später erreichten Notarzt und Krankenwagen die Unfallstelle. Aber alle Bemühungen schlugen fehl. Amelie war jetzt bei ihrer Mutter.

      005 Beerdigung

      Keine Träne linderte seinen Schmerz, als er hinter dem Sarg seiner geliebten Tochter die Schüler der 2b anführte. Keine Träne, kein Schmerz, nur eine unendliche Leere.

      Die 20 Schüler schritten stumm hinter ihm her, begleitet von ihren Eltern und der Klassenlehrerin. Dahinter die Erwachsenen, Freunde, Bekannte, Nachbarn. Alle mit gesenkten Köpfen und in Erinnerung an Freya, die erst wenige Jahre zuvor hier beigesetzt worden war.

      ***

      Nun waren seine beiden liebsten Menschen von ihm gegangen, beigesetzt im Familiengrab, in dem nur noch er fehlte.

      Benommen stieg Jorgensen in seinen Van und fuhr nach Hause. Als er eintrat, fühlte sich alles irgendwie leer an, einsam und entseelt. Er trat hinaus in den Garten, sah die Sonne, empfand aber nur Kälte und Trauer.

      Was der junge Fahrer jetzt wohl fühlte? Ein Kind getötet, rausgerissen aus seinem kleinen, kurzen Leben. Leif hatte nur schemenhaft erkannt, dass es ein junger Mann gewesen war, der den Geländewagen gesteuert hatte. Aus der Zeitung wusste er inzwischen, dass er noch bei seinen Eltern in Plön wohnte und dort das Gymnasium besuchte. Tyler Sch. Mehr wusste er nicht, aber den vollen Namen würde er noch erfahren.

      Mit gesenktem Kopf blickte Leif auf den Rasen, auf dem Amelie sonst so gerne gespielt hatte. Seine einzige Hoffnung bestand nun in Gerechtigkeit. Dieser Tyler musste eine gerechte Strafe bekommen. Sonst würde Jorgensen noch verrückt werden. Der Gymnasiast sollte dafür büßen. Büßen auch, damit so etwas nie wieder passieren konnte.

      ***

      Pünktlich um 15:00 Uhr stand Pia Stein am 18. Juli vor dem Gebäude der Dorndorfer Nachrichten. Ein dickes DZ in der „Zeitungsgruppe OstHolstein“ zierte das alte Backstein-Gebäude in der Gerda-Paulsen-Straße 15-19 in Dorndorf.

      Pia schaute noch einmal an sich hinunter, ob auch alles korrekt saß. Dann betrat sie das Gebäude. Eine junge, blonde Frau führte sie zu der Geschäftsführerin Merle Nissen.

      Eine etwas abgearbeitete Mitvierzigerin mit kurzem Haar und Riesenbrille begrüßte sie und bat Pia, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Sie stellte sich als Merle Nissen vor. Kurze Zeit später brachte die junge Frau vom Empfang Kaffee und Kekse.

      Nach einer knappen halben Stunde schien die Sachlage geklärt. Pia fühlte sich ab sofort als neue Mitarbeiterin der Zeitungsgruppe OstHolstein. (ZGOH)

       Frau Stein, Sie fangen zwar erst am 1. Oktober bei uns an. Allerdings habe ich da noch eine Bitte. Möglicherweise haben Sie in den DN schon von dem tragischen Unfall der siebenjährigen Amelie Jorgensen gelesen. Sie wurde auf dem Zebrastreifen von einem Jugendlichen überfahren und starb in den Armen ihres Vaters.

       Nein, leider nicht. Ich habe noch keine Wohnung hier in der Nähe von Dorndorf, weil ich erst Ihre Zusage brauchte. Noch lese ich das „Bremer Tagblatt“.

       Ach, richtig. Sie wohnen ja noch in Bremen. Nun denn, besorgen Sie sich im Empfang die entsprechende Ausgabe und studieren Sie den entsprechenden Artikel sorgfältig. Das anhängige Gerichtsverfahren birgt Sprengstoff, den wir gerne unseren Lesern hautnah berichten wollen. Sie sehen gut aus, der Vater der Kleinen ist völlig alleine. Seine Frau starb vor sieben Jahren an Krebs. Er verkaufte damals seine Schönheitsklinik, um nur für seine Tochter da sein zu können. Und dann stirbt sie auf so tragische Weise. Da benötigt er jetzt eine tröstende Hand. Seien Sie diese Hand. Dann setzten wir Sie auf den Artikel der Gerichtsverhandlung an. Das mag sich noch Monate hinziehen, aber Sie sind ja auch noch in Bremen.

       Ich wünsche uns und Ihnen eine gute Zusammenarbeit. Dr. Leif Jorgensen hat übrigens einiges zu bieten. Nutzen Sie jede Gelegenheit, um an brisante Informationen zu kommen.

      Mit diesen Worten wurde Pia verabschiedet. Während sie langsam zu ihrem Land Rover ging, freute sie sich auf einen reichen, gut aussehenden Arzt, der ihre Hilfe brauchte. Und sie sein Geld.

      ***

      Leif Jorgensen schaute aus seinem Wohnzimmer auf die Terrasse. Fast vier Wochen lag Amelie nun schon bei Freya und er war jeden Tag dort. Leise erzählte er dann immer seinen beiden Liebsten am Grab von seiner Einsamkeit, seinem Kummer und der Leere in seinem Herzen. Während er ein paar Schritte auf den gepflegten Rasen machte, schaute er blinzelnd in die Sonne. DA oben ... irgendwo ... sagt man ...

      Zurück im Wohnzimmer fiel sein Blick auf seine kleine alkoholische Bar. Er trank wenig bis kaum, da er es sich als Arzt nicht leisten konnte, mit einer Fahne zu operieren. Nein, er trank wenig, mit Genuss und nur an Wochenenden oder im Urlaub.

      Aber er war seit sieben Jahren nicht mehr im Dienst. Trotzdem hatte sich sein Trinkverhalten nicht geändert, ... bis auf diesen Tag.

      Sein Blick glitt suchend über die Flaschen. Whisky, den wollte er jetzt.

      Es war erst später Nachmittag, aber der Whisky, verdünnt mit Eis, schmeckte herrlich. Gegen 20 Uhr hatte er das erste Drittel der Flasche geleert und freute sich auf ein nächstes Glas, als es an der Türe gongte. Er erwartete niemanden, kannte auch niemanden mehr näher, da er sein ganzes Leben seit

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