Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer

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Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3 - Dr. Phil. Monika Eichenauer

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wurden und werden unter anderem kontrolliert, konfrontiert und kritisiert mittels

      1. Plausibilitätsprüfungen per Computer

      2. Krankenkassen und deren Internetseiten, in denen Patienten

      ihren Unmut über Ärzte und Behandlungen mitteilen

      3. Ranginglisten der besten Ärzte

       4. Politische Favorisierung der besten Ärzte

      5. Richtlinien oder Empfehlungen von Patientenvertretungen

       und Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

      6. Krankenkassenmitarbeitern beraten Patienten hinsichtlich

       ärztlicher Empfehlungen (und stellen ärztliches und

       psychologisch-psychotherapeutisches Handeln in Frage)

      Diese Auflistung zu „Verbesserungen im Gesundheitswesen“ erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Real gebären diese Maßnahmen nicht in jedem Falle Verbesserungen für Patienten, sondern sähen nicht selten Misstrauen im Arzt-Patienten-Verhältnis und beinhaltet für Ärzte in ihrem Berufsalltag nicht selten Ärger, zumindest aber psychischen Stress, Weiterbildungszwang und einen enormen bürokratischen Zuwachs in der täglichen Arbeit.

      Überall, wo Ärzte ihren Blick im Berufsfeld hinwenden, sind sie schon kontrolliert und erfasst. Damit werden aber nicht nur diejenigen, die tatsächlich ärztlich nicht korrekt handelten, kontrolliert und verfolgt, sondern alle. Der Stress, den diese Maßnahmen für alle im Gesundheitswesen Tätigen auslöst, könnte salopp schon als Mobbing und/oder Stalking bezeichnet werden. Und selbst wenn es einfach nur Stress bedeutet, jeden Tag aufs Neue in einem so durchstrukturierten und kontrollierten Berufsfeld mit zig Verfahrensanweisungen zu arbeiten, so stellt sich offenbar niemand ernsthaft die Frage, wie lange Behandler noch in einem solchen Berufsfeld arbeiten wollen und werden. Die Gesundheitsreformen haben bislang kein Mehr an Gesundheit hervorgebracht, sondern das Gegenteil. Das Vertrauen ist den Ärzten von allen Seiten aufgekündigt worden. Patienten sollen sich gleichfalls durchsichtig mittels Gesundheitskarte für den Gesundheitsmarkt zeigen. Behandler und Patienten sind zu Objekten der Wirtschaft geworden, an denen es zu verdienen gilt.

      Das Ziel der Heilung ist mit den reformerischen Maßnahmen verkümmert bzw. abgeschafft. Im Gegenteil sollen sich Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten als Unternehmer erweisen, gleichwohl sie die rechtlichen Möglichkeiten dazu nicht, oder sehr eingeschränkt, haben und sich nur noch an die Wirtschaft verkaufen können. Die Proteste der Ärzte sprechen für sich.

      Ärzte wenden sich nun vermehrt an, wie Pilze aus dem Boden schießende, Berater, die sie an die Orientierung des GMG durch oberflächliche Marktstrategien versuchen anzubinden und damit in einem für sie langfristig wenig lukrativen und zermürbenden Einzelkämpferstatus zu halten und ihre ärztlichen Interessen aus dem Auge verlieren.

      Bei Ärzten und Patienten geht es nur noch um Geld: Um Geld, dass sie nicht bekommen, wie die Ärzte für ihre Leistungen und um Geld, dass Patienten an die Krankenkassen zusätzlich entrichten müssen, wollen sie zukünftig weiterbehandelt werden. Mit diesem reformerischen Paket sind beide, Ärzte und Patienten erledigt. Psychologische Psychotherapeuten tauchen bei dieser Marktverteilung kaum ins Gewicht: denn ihr Berufsrecht ist beschnitten, so dass sie sich kaum bewegen können und ihre sind Honorare auf der untersten Stufe der ärztlichen Facharzthonorare eingefroren. (Vgl. Band 2)

      Heilung und Heilungsabsichten sind in Deutschland abgeschafft worden, werden aber immer wieder verbal als Ziel formuliert. Der Titel, Scheinheilung und Patientenerschaffung spiegelt die tatsächliche Interessenslage der reformerischen Maßnahmen zum Wohle der Krankenkassen und der Wirtschaft wieder.

      Um diese Grundstruktur der politischen Reformen ranken zig Probleme für Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten und Patienten, sprießen unzählige Motive des ärztlichen Handelns und Schicksalsschläge bei Patienten, die Existenz gegen Existenz stellen. Ärztliches und psychotherapeutisches Handeln wird mittels Festlegung der Behandlungsinhalte zum Instrument der Ökonomie. Gewinner ist die Wirtschaft. Und das Volk, sprich die Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten und Patienten, müssen wirtschaften!

      Der Spitzentanz – ein Klassiker

      Mit der Technisierung wird die Welt kleiner, weil jeder Mensch schneller seinen Standort wechseln kann, um von A zu B zu gelangen: Mit dem Auto, Eisenbahn und kleinen Flugzeugen fing es an. Ein sehr schnelles Medium half Entfernungen mittels Kommunikation zu überwinden: das Internet. Kommunikation rund um die Welt verbindet Menschen in Wohnzimmern und Hütten am Strand. Das Gute und das Schlechte verbreitet sich fast mit einem Wimpernschlag, ob Krankheit oder Idee und Statement. Und: „Es gibt auf dieser Welt kein einziges gesondertes Leiden, keine einzige Folter mehr, die sich nicht auf unseren Alltag auswirkte.“ (Camus, 2006, S.32) Mit dem Ausbau von Kommunikations- und weiteren Wegeüberbrückungsmitteln wurden gleichzeitig Systeme in der Wirtschaft entwickelt, um noch schneller zu noch höheren Gewinnen zu gelangen. Time und Software ist Money. Dafür, für Money, argumentierten Firmen, ihren Standort ändern zu müssen. Grenzen wurden quasi wirtschaftlich überflüssig und mittels Abkommen überflügelt, aber dennoch wird an ihnen hart gekämpft. Rohstoffe sind kapitalisierbar und versprechen weitere Gewinne und Vorteile. Von der Ökonomie abhängige Menschen müssen bereits seit Jahren längere Anfahrtswege zu ihren Arbeitsstellen in Kauf nehmen oder gar umziehen, wollen sie ihren Arbeitsplatz behalten. Menschen aller Nationalitäten verließen ihr eigenes, meist armes Heimatland, um in den reichen Ländern ihre Existenz durch Arbeit zu sichern. Bei all’ diesen Veränderungen haben sich jedoch nur zwei Dinge sehr unwesentlich verändert:

      Erstens die Haltung, die Werteordnung so zu erhalten, wie sie ist. Profit ist an erster Stelle, der Mensch, als Mittel zum Zweck, an zweiter Stelle. Profitorientierungen der Wirtschaft ordnen alle anderen Werte unter.

      Zweitens sind das menschliche Wesen und seine körperlichen Voraussetzungen so geblieben, wie sie seit Jahrtausenden waren. Das Ohr ist ein Ohr geblieben und ein Mund oder ein Kopf oder Bein ein Mund, ein Kopf oder eben ein Bein. Die damit verbundenen Funktionen, über die jeweiligen Sinne wahrzunehmen, haben sich gleichfalls nicht geändert. Aber die Anforderungen an die Seele und die Psyche des Menschen stiegen exorbitant. Menschen sollen sozusagen mit allem fertig werden, was von ihnen verlangt wird und das in immer kürzerer Zeit. Diese Gesetzmäßigkeiten von Seele und Psyche, wie sie funktionieren, was sie ertragen können und was nicht, wird nur insofern in Betracht gezogen, wie man aus diesem Wissen wiederum Profit schlagen oder es gar gegen Menschen einsetzen kann. Die Idee der Heilung bleibt auf der Strecke. Seele, Psyche und Gefühle sind bei der Technisierung und Ökonomisierung ignoriert worden oder aber waren im Gegenteil nur insofern von Interesse, als sie wiederum Werkzeuge für Profit waren: Wie kann man am besten Menschen manipulieren? Wie sie dazu bringen, zu kaufen, zu konsumieren und für wenig Geld zu arbeiten? Am besten dadurch, dass sie immer nur wenige Mittel zum Leben zur Verfügung haben, sprich, sie fast nichts sparen können und sich diese Mittel – wie in der Gegenwart – immer weiter reduzieren. Wie weckt man in solchen Zeiten künstliche Bedürfnisse? Zum Beispiel durch Abwrackprämien, die aber gleichzeitig bewirken, dass Werte, sprich noch immer funktionstüchtige Autos platt gewalzt werden. Was verkauft sich am besten? Sex sells! Aber auch Gewalt und Perversion sells.

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