Keeper of my Heart. Melody Adams
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Erneut nickten meine beiden treuesten Männer, ehe sie sich abwandten und verschwanden um zu tun, was ich ihnen aufgetragen hatte. Ich hob meine blutigen Fäuste und starrte teilnahmslos auf die zerschmetterten Knöchel. Sie begannen bereits zu schwellen. Ich musste sie zuerst versorgen. Nicht, dass es mir etwas ausmachte, doch ich musste meine Hände einsatzbereit halten. Ich konnte mir jetzt keine Schwäche erlauben. Ich hatte einen Krieg vor mir.
Halte durch, Darling. Ich komme für dich. Ich finde dich. Koste es was es wolle!
Wir hatten bereits neun der zwölf Wachen zu Tode gefoltert und keiner hatte uns soweit irgendwelche Informationen geben können. Der Verräter war einer der verbliebenen drei. Regte sich mein Gewissen, dass wir neun unschuldige Männer grausam abgeschlachtet hatten? – Vielleicht würde es irgendwann, wenn all dies vorbei war, doch im Moment war nur eines für mich wichtig. Ich musste Antworten finden, die mich auf die Spur von Amandas Entführern bringen konnten. Jeder Tote auf meinem Kriegspfad war nur Collateral Damage. Ohne Amanda an meiner Seite war ich nichts weiter als ein Monster mit einer Mission: Amanda finden und retten, jeden beseitigen der mir im Wege stand und alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
„Bring den Nächsten rein“, sagte ich, müde von der stundenlangen Folter, die uns kein Stück weiter gebracht hatte.
Alex nickte grimmig und verschwand. Der Stapel von Leichen in der hinteren Ecke wurde größer und größer. Der Boden und die Wände waren glitschig von dem Blut und anderen – Dingen. Marco hatte die Folterkammer bereits vier Mal mit dem Hochdruckreiniger notdürftig gesäubert, damit niemand auf dem schlüpfrigen Boden ausrutschen konnte. Alex und Marco waren ebenso erschöpft wie ich, doch wir hatten ein stummes Einverständnis, dass wir nicht eher ruhen würden, bis wir endlich Antworten hatten.
Die Tür ging auf und Alex kam mit einem gefesselten Mann in den Raum. Der Mann taumelte orientierungslos, denn er trug eine Haube über dem Kopf, die seine Sicht nahm.
„Was soll das?“, hörte ich seine gedämpfte Stimme.
Er versuchte sich zu wehren, doch Alex zerrte ihn unbeirrt zu dem Stuhl in der Mitte des Raumes, wo Marco ihm half, den Gefangenen hinzusetzen und an den Stuhl zu fesseln.
Ich hatte unterdessen die Tür wieder geschlossen und lief unruhig auf und ab, bis der Gefangene gesichert war. Dann blieb ich stehen und nickte Marco zu. Der ergriff die Haube und riss sie herunter. Der Wärter blickte wild umher, Angst deutlich in sein Gesicht geschrieben.
„Was soll das? Wieso werden wir so behandelt? Wir ... wir ...“
Alex unterbrach seine Worte mit einem Schlag ans Kinn.
„Schnauze“, fuhr er den Mann an. „Der Einzige der hier Fragen stellt ist der Boss. Verstanden?“
„Jaaa. Ja! Jaaa! Ich tu was immer ihr wollt, nur ... nur ...“
Erneut brachte ein Schlag ihn zum Schweigen. Er wimmerte und seine tränenfeuchten Augen schwirrten wild umher. Ich nahm mir einen Stuhl und zog ihn dichter an den Gefangenen heran. Äußerlich ruhig, doch innerlich vor Frust und Wut bebend, setzte ich mich, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Meine Braut wurde von unserer Hochzeit entführt“, sagte ich eiskalt. „Ich will wissen, wer den Entführern geholfen hat. Du kannst es dir angenehmer machen wenn du redest. – Wenn nicht ...“ Ich sah Marco an und dieser ergriff den Wärter bei den Haaren und riss seinen Kopf zurück, während er eine Klinge an seine Schläfe hielt und einen kleinen Schnitt machte. „... dann bringen wir dich zum Reden. Hast du das verstanden?“
„Jaaaa“, wimmerte der Kerl, der bei dem kleinen, oberflächlichen Schnitt bereits zu Schreien angefangen hatte.
„Wer zum Teufel hat diesen Jammerlappen eingestellt?“, wandte ich mich angewidert an Alex.
„Das war ich. Er hat sich zusammen mit seinem Bruder beworben und die Empfehlungen für den Bruder waren exzellent. Ich hätte den Hintergrund von diesen Pisser hier besser durchleuchten müssen. Mein Fehler!“
Ich nickte grimmig.
„Lässt sich nun nicht mehr ändern.“
Ich wandte mich wieder unserem Gefangenen zu und sah ihn kalt an. Der Hosenscheißer zitterte und seine Unterlippe bebte. Er war weiß im Gesicht und er würde sich wahrscheinlich sehr bald in die Hosen machen.
„Also! Hast du mit den Entführern zusammen gearbeitet oder weißt du, wer es getan hat?“
„Ich ... ich war es nicht. Ich ... ich schwörrrr!“, jammerte der Wärter.
„Wer war es dann? Was weißt du?“
„Nichts! Ich ... ich weiß nichts!“
Ich nickte Alex zu und er gab mir eine Schere. Ich beugte mich vor und begann, ruhig die Kleider vom Leib des Gefangenen zu schneiden, während dieser wimmerte und heulte.
„Bitteee! Bitte tu-tut mir nicht wehhhh!“
„Wenn du nicht willst dass ich dir wehtue, dann rede!“
„Ich w-weiß nichts! Ehrlich!“
Ich öffnete die Schere und rammte eine der Seiten in den Oberschenkel des Gefangenen. Der schrie wie am Spieß und begann, sich wild in seinen Fesseln zu winden. Ich holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige und der Kerl verstummte – geschockt. Er war jetzt noch bleicher als zuvor und schluchzte unkontrolliert.
„Nun? Ist dir etwas eingefallen?“
„Es ... es war ...“, begann er und fing an zu heulen wie ein Baby.
Ich ergriff die Schere und drehte sie ihn einem Bein hin und her. Das Brüllen des Wärters war ohrenbetäubend.
„WER?“, schrie ich ihn an. „Wer war es?!“
„M-mei-mein Bruder!“, schrie der Gefangene panisch.
„Binde ihn los und bring ihn zurück ins Verlies“, wandte ich mich an Alex. „Ich will erst von seinem Bruder herausfinden ob er Recht hat. Wenn ich ihn jetzt kille und er hat gelogen dann haben wir ein Problem.“
„Okay“, erwiderte Alex und band den heulenden Wärter los.
„Oh! Und versorg sein Bein, ehe er uns noch vor Schock abnibbelt“, rief ich hinterher als Alex mit dem Mann schon aus dem Raum war.
„Mach ich. Soll ich den Bruder bringen nachdem ich den ich versorgt hab?“
„Ja. Ich kann eine Zigarettenpause vertragen.“
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