Kriminalgeschichten. Edgar Wallace

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Kriminalgeschichten - Edgar Wallace

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wartete Mona Stretelli bereits in seinem Büro auf ihn.

      »Ich kann es Ihnen schon ansehen, daß Sie nichts erreicht haben«, sagte sie.

      »Dann müssen Sie ja eine Gedankenleserin sein«, entgegnete er lächelnd. »Es steht bei mir fest – aber das sage ich Ihnen nur inoffiziell –, daß Morstels ein Lügner ist. Er mag ja auch ein Mörder sein, aber das ist noch nicht ganz erwiesen!«

      »Glauben Sie, daß Sie etwas finden würden, wenn Sie einen Haussuchungsbefehl hätten?«

      Mackenzie schüttelte den Kopf.

      »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte er bedauernd. »Dieser Mann ist mehr als ein gewöhnlicher Verbrecher. Wenn er diese unglückliche Frau ermordet haben sollte –«

      Er sah, daß sie bleich wurde und schwankte, und eilte zu ihr, um sie zu stützen.

      »Es ist nichts«, sagte sie, aber ihr Gesicht nahm einen leidenschaftlichen Ausdruck an, und ihre Augen blitzten so, daß er erschrak. »Und ich schwöre Ihnen«, rief sie heftig, »daß dieser Mann nicht entkommen Soll. Er wird für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden –«

      Plötzlich brach sie ab, preßte die Lippen zusammen und reichte ihm die Hand.

      »Ich werde Sie nicht wiedersehen.«

      Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von ihm. Am Nachmittag berichtete Mackenzie seinem Chef über den Fall, aber der hatte wenig Hoffnung, die Sache aufzuklären.

      »Ich fürchte, wir können nichts tun. Natürlich begreife ich, daß die spanische Dame über den Verlust ihrer Schwester sehr aufgeregt ist. Aber häufig verschwinden Personen, besonders wenn sie – der Boheme angehören. Vielleicht taucht sie in kurzer Zeit in Monte Carlo auf.«

      Mackenzie war nicht der Ansicht.

      Vierzehn Tage lang sah er Mona Stretelli nicht, aber er las von ihr in der Zeitung. Es waren kostbare Juwelen versteigert worden, die einem Marquis gehörten, und sie hatte einen berühmten Ring mit einer Gemme gekauft, der früher im Besitz von Marie Antoinette gewesen war. In der Zeitung war besonders vermerkt, daß sie zweihundert Pfund dafür gezahlt hatte. In einer illustrierten Zeitschrift erschien sogar eine Abbildung des Ringes, und daraus ging hervor, daß er ein ganz besonderes Aussehen hatte und mit keinem anderen verwechselt werden konnte. Es wurde in den Blättern ausdrücklich erwähnt, daß der Ring eine außergewöhnliche Größe habe und sich wohl kaum als Schmuckstück für eine Frau eigne. Mackenzie wunderte sich, daß Mona Stretelli ihren Schmerz so schnell vergessen hatte und sich mit solchen Dingen tröstete.

      Aber dann ereignete sich etwas Unvorhergesehenes. Sie kam nach Scotland Yard, ohne sich vorher anzumelden, und suchte Mr. Mackenzie im Büro auf. Er hoffte, daß sie ihm etwas Neues über den Fall mitteilen würde, aber er war entsetzt und sprachlos, als er den Grund ihres Besuches erfuhr.

      »Mr. Mackenzie«, sagte sie, »ich habe Ihnen gegenüber Mr. Morstels verdächtigt. Das war nicht recht von mir. Mein Argwohn hat sich nicht bestätigt.«

      Bestürzt sah er sie an.

      »Haben Sie ihn denn kürzlich gesehen?«

      Sie nickte, und das Blut stieg ihr in die Wangen.

      »Ich werde ihn noch diese Woche heiraten«, erwiderte sie mit etwas unsicherer Stimme.

      Ungläubiges Erstaunen drückte sich in seinen Zügen aus.

      »Sie wollen ihn heiraten?« fragte er atemlos.» Aber Sie wissen doch, mit wem Sie es zu tun haben –«

      »Ich fürchte, daß wir beide ein Vorurteil gegen ihn gefaßt haben«, entgegnete sie ruhiger. »Ich täuschte mich jedenfalls. Als ich ihn nachher näher kennenlernte, fand ich, daß er ein liebenswürdiger, faszinierender Charakter ist.«

      »Das muß wohl der Fall sein«, sagte der Inspektor grimmig. »Aber sind Sie sich auch über das klar, was Sie tun?«

      Sie nickte.

      »Ja, ich werde ihn heiraten – wenn seine Scheidung bei Gericht erledigt ist. Ich besuche ihn jetzt für eine Woche. Seine Tante kommt auch, so daß noch eine ältere Dame im Haus ist. Ich sagte Ihnen ja, daß ich Sie nicht wiedersehen würde, und diesmal meine ich es wirklich.«

      Dann verabschiedete sie sich kurz und ging. Gerade als sie sich der Tür zuwandte, fiel ihre Tasche zu Boden. Eilig hob Mona Stretelli sie wieder auf und ging hinaus. Beim Fallen hatte sich aber die Tasche geöffnet, und eine längliche, seidene Börse war herausgefallen. Inspektor Mackenzie entdeckte sie erst, als die Dame bereits gegangen war. Sofort öffnete er sie, da er glaubte, er würde eine Karte mit ihrer Pariser Adresse finden, aber er entdeckte nur eine Quittung, die ihn außerordentlich interessierte.

      Ein paar Sekunden später wurde sie ihm wieder gemeldet. Allem Anschein nach hatte sie inzwischen ihren Verlust bemerkt.

      »Ich weiß, warum Sie gekommen sind«, sagte Mackenzie, als sie mit feuerrotem Gesicht vor ihm stand. »Hier – ich fand die Börse vor ein paar Sekunden auf dem Boden.«

      »Ich danke Ihnen vielmals«, erwiderte sie atemlos, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich kurz um und ging rasch hinaus.

      Am nächsten Morgen erhielt Mackenzie ein Telegramm von ihr, in dem sie ihm mitteilte, daß sie aufs Land ginge. Mackenzie hatte seine eigenen Gedanken über den Fall, aber vor allem beschäftigte ihn die Frage, was wohl Peter Morstels zu dem Ring von Marie Antoinette sagen würde.

      Am zweiten Morgen nach der Abreise Mona Stretellis ging er zum Waterloo-Bahnhof, um die Leute genauer zu beobachten, die mit dem Zug nach Southampton reisten. Gerade an dem Tag fuhr ein großer transatlantischer Dampfer ab, für den viele Passagiere gebucht hatten. Deshalb war der Zug so überfüllt, daß die Eisenbahndirektion noch einen zweiten Zug folgen ließ.

      »Ist doch merkwürdig, wieviel die Amerikaner reisen«, meinte der Stationsvorsteher, als er Inspektor Mackenzie erkannte. »Sehen Sie doch nur die alte Dame dort drüben.« Er zeigte auf eine gebeugte Gestalt in tiefer Trauer, die sich mühsam an zwei Krücken den Bahnsteig entlangschleppte. »Es gehört doch allerhand dazu, daß eine Frau in so vorgerücktem Alter noch eine so lange Reise unternehmen will.«

      »Ja, das ist wirklich außerordentlich«, antwortete Mackenzie leise.

      Als er am Nachmittag in sein Büro kam, fand er einen befleckten, schmutzigen Briefumschlag vor. Die Adresse war mit Bleistift geschrieben.

      Als er ihn öffnete, entdeckte er eine Visitenkarte von Mona Stretelli. Auf der Rückseite standen nur die wenigen Worte:

      »Um Himmels willen, kommen Sie und retten Sie mich!«

      Mackenzie ging mit dieser Nachricht zu seinem Chef und erstattete Bericht. Und von diesem Augenblick an wollte er nichts mehr mit der Sache selbst zu tun haben. Aber trotzdem wurde ihm der Erfolg zugeschrieben, den die Polizei später hatte.

      »Aber Mackenzie, Sie müssen die Leitung des Falles übernehmen«, drängte der Chef.

      Mackenzie ließ sich jedoch nicht erweichen, und so wurde schließlich Inspektor Jordan mit der ganzen weiteren Bearbeitung betraut.

      Gegen Mitternacht kam Jordan zu dem Haus von Morstels. Er war bewaffnet und hatte sich einige Begleiter

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