Die verschleppte Prinzessin. Mandy Hopka
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Читать онлайн книгу Die verschleppte Prinzessin - Mandy Hopka страница 7
Und da war er.
Wie er da saß … lässig, gleichgültig. Sein Brot mit Gelassenheit aß.
Ich wurde entführt. Von ihm.
„Gehen Sie mit mir nach draußen? Die Abendluft ist heute sehr angenehm, zumindest angenehmer als die hier drin.“
Ich hatte gleich gewusst, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Ich zwang meine aufkommende Panik in mein innerstes zurück. Jetzt war nicht die richtige Zeit um die Nerven zu verlieren.
„Ich wusste gleich, dass mit dir etwas nicht stimmt“, krächzte ich und bemerkte, wie trocken meine Kehle war. Ich hob meinen Kopf und sah in seine dunklen, gefährlichen Augen. Sein blondes Haar war zerzaust und er hatte den Anzug gegen eine lässige Jeans und ein dunkles Shirt getauscht, welches jede seiner Muskeln nachzeichnete. Dieser Look passte besser zu ihm. Zu ihm und seinen dunklen Augen mit dieser bedrohlichen Aura, die ihn umgab. Er stand auf, nahm das Glas mit Wasser in die Hand und kam langsam auf mich zu.
„Du hast sicher Durst.“ Ich beobachtete ihn mit finsterem Blick. Wie er sich vor mich kniete und mir das Glas an die Lippen hielt. Ich trank widerwillig, da mein Durst viel zu überwältigend war. Jedoch behielt ich mir den letzten Schluck im Mund, bis er das Glas sinken ließ und ich es ihm ins Gesicht spucken konnte. Er taumelte nicht zurück. Als wäre er kein Mensch, zuckten nicht einmal seine Augenlider. „Wer bist du?“, flüsterte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm. Hier in diesem ungewohnten Raum, ohne Anzug und einer edlen Frisur, wirkte dieser Große, muskulöse Mann eher wie ein Monster auf mich. Kalt und unheilvoll. „Es wäre besser für dich, dass nicht noch einmal zu tun.“
„Sonst was? Bringst du mich um?“ Ich schnaufte hysterisch. „Du willst Geld von meinem Vater erpressen oder nicht? Wenn ich tot bin, kannst du dir dein Geld in den Arsch schieben.“ Daves Lippen zuckten, bevor er sich aufrichtete und sich wieder in seinen Stuhl setzte, der neben einem weiß lackierten Kaffeetisch stand. Vielleicht war Dave ja auch gar nicht Sein richtiger Name …
„Ich will kein Geld von deinem Vater.“
„Was dann?“ Er nahm einen Apfel und ein Messer vom Tisch, begann ihn in aller Ruhe zu zerteilen. Es verfehlte seine Wirkung bei mir nicht, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Ich wollte diesem Dreckskerl einfach keine Macht über mich geben.
„Es gibt da jemand, der deinem Vater anderweitig schaden will. Ich bin nur ein Mittelsmann.“
„Ein Sklave.“ Wieder zuckten seine Lippen, aber ich konnte nicht sagen, ob er belustigt oder wütend war. „Ich bin niemandes Sklave und das werde ich auch niemals sein.“ Mein Hunger zwang mich dazu, ihn beim Essen zu beobachten. Langsam schob er sich das Stück in den Mund und zerkaute es genüsslich. Das war definitiv volle Absicht. „Du bist ziemlich mutig.“ Wie hypnotisiert verfolgte ich seinen Mund, während mein Magen rebellierte und zu grummeln begann. „Das beeindruckt mich.“ Wieder erhob er sich und kam auf mich zu. Langsam ging er auf die Knie und ich roch den Apfel, jedoch interessierte ich mich mehr für das Messer in seiner anderen Hand. Da sprach wohl mein Überlebenswille. „Du hast Hunger. Sei artig und du bekommst dein Essen.“ Ich blieb stumm, während er mir das Stück in den Mund schob. Ich hatte zwar Hunger, aber mein Willen zu leben, von ihm wegzukommen und zu fliehen war größer. Ich nutzte die Nähe, nutzte alle Kraft, die ich aufbringen konnte, und stieß meinen Kopf nach vorn. Mein Stuhl flog um und mühsam versuchte ich an sein Messer zu gelangen, welches er fallen gelassen hatte, als er mit mir nach hinten fiel. Dave, dem mein Kopfstoß nichts auszumachen schien, riss meinen Stuhl nach oben, als wären ich und der Stuhl aus Watte. Wie viel Kraft konnte ein Mensch in seinen Armen besitzen? Nun trug er zum ersten Mal Gefühle in seinem Gesicht. Ein Hauch von Menschlichkeit, selbst wenn es nur rasende Wut war. Seine Finger umfassten mein Kinn und er zwang mich, ihn anzusehen. Zwang mich seine Wut zu erkennen. Aber er machte mir keine Angst. Noch brauchte er mich lebend. Das war das Einzige, woran sich mein Verstand im Moment klammern konnte, um nicht komplett der Angst und der Panik zu verfallen. „Du bist wirklich unglaublich, weißt du das?“ War das jetzt ein Kompliment oder fluchte er vor sich hin? Dave war verdammt schwer einzuschätzen. Konnte man seine Gefühle wirklich abstellen? Außer Wut war da nichts. Als wäre er ein toter Geist. Was hatte er nur erlebt, gesehen oder getan, was ihn so kalt werden ließ?
„Na schön!“ Er hob das Messer auf und zerschnitt meine Fesseln.
„Geh!“ Perplex und verwirrt blieb ich wo ich war. War das eine Falle? Wollte er mich verarschen? Er bemerkte mein Zögern, richtete sich auf und ging zum Fenster hinüber. „Auch ohne Fesseln wirst du deinen reichen Papi nicht um Hilfe anflehen können, Prinzessin.“ Misstrauisch erhob ich mich. Nur schwerfällig bewegten sich meine Beine, als wäre ich zuvor einen Marathon über Tausende von Kilometern gelaufen. Die Sonne blendete meine gereizten Augen noch immer und es dauerte eine Weile, bis sie sich an das grelle Licht gewöhnt hatten.
Wasser.
Überall Wasser.
Die Sonne spiegelte sich im Meer wieder, dessen Wellen an den Sandstrand brandeten. Im Grunde ein wunderschöner Anblick, wäre da nicht die Kleinigkeit, dass ich hier hin verschleppt worden war. „Wir befinden uns auf einer Insel, wie du sehen kannst. Weit weg von deinem Zuhause. Du kommst hier also nicht weg. Je schneller du das begreifst, desto eher kannst du aufhören, hier so rum zu zicken.“ Mein Blut gefror in meinen Adern, während mein Herz zu rasen begann. Heilige schieße! Ich wurde entführt. Verschleppt von einem Mann ohne Gefühle, Reue und höchstwahrscheinlich auch ohne Gnade. Es schien, als begriff ich erst jetzt, was mit mir passiert war.
Das Konzert. Die U-Bahn. Der Mann und das schwarze Nichts in das ich gesunken war. Ich atmete schwer und hielt mich am Fensterbrett fest, da meine Beine nachzugeben drohten. „Du solltest dich erst mal beruhigen und etwas essen.“ Daves Stimme hatte nichts Beruhigendes, was mich nur noch mehr der Panik verfallen ließ. Diesem Mann konnte man nicht trauen. Ich sah es in seinen dunklen Augen. Er würde mich töten. Und es würde ihm nichts ausmachen. Er würde wahrscheinlich nicht einmal mit der Wimper zucken. „Dein Essen steht dort drüben, dein Bett dort und hinter dieser Tür ist dein Bad. Ich komme später noch einmal wieder. Wenn du dich beruhigt hast.“ Ich blicke ihm nach, diesen Mann aus Eis. Er ging zur Tür aber überraschenderweise drehte er sich noch einmal zu mir herum. Er suchte meine Augen und als sie sich fanden, verschwand er hinter der Tür, die er verschloss.
Kapitel 3
Ich war aufs Bett gesunken und es dauerte Minuten, wenn nicht sogar Stunden, bis meine Hände aufhörten zu zittern. Bis mein Atem sich normalisierte und mein Herz etwas ruhiger in meiner Brust schlug. Das Blut rauschte nun nicht mehr in meinen Ohren und ich glaubte, sogar das Meer hinter den verschlossenen Fenstern hören zu können. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen aber es gelang mir nicht. Scheinbar war es verriegelt worden. Dieses Zimmer erweckt den Eindruck, als wäre es ein ganz normales Gästezimmer und kein Raum, um jemanden darin festzuhalten und zu foltern. Ein roter Teppich lag im Raum und mit dem blassen Gelbton der Wände wirkte der Raum einladend und hell. Es besaß ein großes Doppelbett mit Nachttisch und einer kleinen Lampe. Auf dem kleinen weißen Tisch lag mein Essen, vor dem der Stuhl stand, auf dem Dave mich bewacht hatte. Ich nahm eines der Brote in die Hand und während ich es verschlang, warf ich einen Blick in die Kommode, die an einer der Wände stand und über deren eine große Uhr hing, wie ich erst jetzt bemerkte. In der Kommode waren sogar Kleidungsstücke. Kleidung, die meine Größe hatten. Das war in der Tat echt krank.
Ich nahm das Zweite, mit Käse belegte Toast und öffnete die Tür zum Badezimmer. Wem auch immer dieses Anwesen hier gehörte, er hatte Geld, denn das Bad besaß dieselben