Tod unterm Leuchtturm. Martin Cordemann

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Tod unterm Leuchtturm - Martin Cordemann

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      „Haben Sie eins da?“

      „Nein.“

      Wär auch zu schön gewesen. Um. Wahr. Zu. Sein. Ich wurde immer müder.

      „Also fünf Ärzte, vier Verdächtige, das Opfer hatte sein eigenes Messer.“

      „So sieht’s wohl aus.“

      „Okay.“ Ich kratzte mich am Kopf. „Und es kann wirklich niemand anders gewesen sein?“

      „Der hätte den Kollegen auffallen müssen.“

      Prima. Jemand drückte mir einen Autopsiebericht in die Hand. Die Worte verschwammen vor meinen Augen. Vielleicht war ich gar nicht müde, vielleicht brauchte ich einfach eine Brille? Nein, mein lautstarkes Gähnen widerlegte diese Theorie.

      Wenn ich den vorläufigen Bericht richtig verstand – wovon nicht unbedingt auszugehen war –, dann war das Opfer von jemandem umgebracht worden, der mit einem Messer umzugehen verstand. Und damit war weder ein Messerwerfer gemeint noch ein Fleischer, sondern ein Arzt. Was gut ins Bild passte, da wir ja ein paar verdächtige Ärzte zur Auswahl hatten.

      „Wo sind die Verdächtigen?“ fragte ich einen vorbeikommenden Polizisten. Der sah mich nur an, hob die Schultern und erklärte, dass er zu dem Einsatzkommando gehörte, das wegen der Demo hier war. Was mich zu der Idee einer Polizeidemo brachte. Wenn die Polizei demonstrieren würde, würden zur Bewachung der Demo ja sicher auch Einheiten aus ganz Deutschland in Mannschaftswagen angekarrt werden. Und die Demonstranten würden auch aus ganz Deutschland anreisen. Ob man die dann wohl in den Einsatzwagen mitnehmen würde, da sowieso alle dasselbe Ziel hatten – sowohl geographisch als auch ideologisch? Ich wusste es nicht und ich vermied es, einen der Kollegen zu fragen. Wenig später hatte ich den Polizisten ausgemacht, mit dem ich eben die ganze Zeit gesprochen hatte. Ich ging hin und wiederholte meine Frage.

      „Wir haben sie in ein paar Verhörräumen untergebracht.“

      „Personalien, Fingerabdrücke…“

      „Alles in Arbeit.“

      „Hmmm.“ Ich dachte nach. „Wissen die, dass nur sie verdächtig sind?“

      „Sie meinen, dass es nur einer von ihnen gewesen sein kann?“

      „Ja.“

      „Nein.“

      „Gut.“ Ich lächelte. „Das heißt, in deren Augen kann es jeder gewesen sein?!“

      „Das stimmt.“

      Das konnte hilfreich sein. Oder werden. Ich wagte jedoch zu bezweifeln, dass es eine gute Idee wäre, sie jetzt zu verhören. Jedenfalls, was meinen Zustand betraf. Natürlich war es unerlässlich, sie jetzt zu verhören, weil es, was ihren Zustand betraf, zweifellos der beste Zeitpunkt war. Das war ungemein schlechtes Timing – aber ich hatte wohl keine andere Wahl.

      „Brauchen Sie noch was?“

      „Ne große Cola“, meinte ich. Vielleicht würde mich das ja wieder ein bisschen wach machen. Vielleicht würde es aber auch das Adrenalin sein. Oder ich würde einpennen, wie dem auch war, es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. „Tja, dann fangen wir mal an.“ Sprach’s, öffnete die Tür – und landete im falschen Raum! War ja klar!

      Ich klopfte.

      „Das ist ein Verhörzimmer“, sagte der Polizist.

      „Ja, und?“

      „Da klopft man nicht, da geht man einfach rein.“

      „Oh.“

      „Um einen starken Eindruck zu machen.“

      „Sie meinen, Höflichkeit…“

      „…ist nicht unbedingt das, was einen in einem Verhör weiterbringt.“

      Woher wusste er all das? Wahrscheinlich aus dem Fernsehen. Oder war es wahrscheinlich, dass er hier in Köln Ehrenfeld ständig Verhöre durchführte?

      „Gehen Sie jetzt rein?“

      „Ja, natürlich!“

      Ich nickte und öffnete die Tür. Ein Mann saß an einem Tisch, ein Polizist in Uniform saß ihm gegenüber und nahm seine Aussage auf. Einen Spiegel, hinter dem jemand anders saß, um das Verhör zu beobachten, gab es nicht. Wieder mal hatte uns das Fernsehen belogen.

      „Guten Abend“, sagte ich. „Mein Name ist Rhode und ich bin von der Mordkommission.“

      Der Uniformierte sah auf, nickte mir zu, reichte mir eine dünne Mappe und meinte: „Ich habe seine Personalien aufgenommen.“ Dann ging er hinaus und ließ mich mit dem Mann allein.

      „Sie sind…“ Ich sah auf das Formular. „Dr. Nabuse?“ Das konnte nur ein Tippfehler sein. Oder ein Schreibfehler. Oder ein Scherz.

      „Ja, das stimmt“, nickte er.

      Soviel dazu.

      „Wie Sie wissen…“ Ich unterbrach mich. Das war ein guter Zeitpunkt für eine Frage. „Was genau wissen Sie?“

      „Dass es einen Mord gegeben hat?“

      „Ja, ich denke, das triff es in etwa.“

      „Und, dass es ein Freund von mir war.“

      „Der Mörder?“

      „Das Opfer.“

      „Oh.“ Wäre wohl auch zu leicht gewesen. „Sie waren also mit ihm befreundet?“

      „Ja.“

      Ich suchte in den Unterlagen nach dem Namen des Toten, aber diese unwesentliche Information schien man mir vorzuenthalten.

      „Und sein Name ist, ich meine, damit wir auch über denselben Toten sprechen?“

      „Dr. Frank Stein.“

      Ja, da stand es doch, ganz unten. Dr. Frank N. Stein. Das konnte doch alles nur ein Scherz sein. Oder war ich so überarbeitet, dass mir meine Phantasie Streiche spielte? Oder meine Kollegen? Ja, das wäre eine Erklärung gewesen. Irgendjemand war auf die Idee gekommen, mich reinzulegen und hatte sich dieses komplizierte Szenario ausgedacht: ein Toter, ein Leuchtturm, vier Verdächtige, ein Fall, der sich nur dann als Agatha Christie würdig erwiese, wenn alle die Verdächtigen und das Opfer auf irgendeine unglaubwürdige Weise miteinander verwandt wären oder so was.

      „Sie waren mit ihm befreundet?“ sprach ich in die langsam länger werdende Stille.

      „Ja.“

      „Wie kommt es, dass Sie alle zum selben Zeitpunkt hier in der Gegend waren? Wohnen Sie hier? Arbeiten Sie hier?“

      „Wir treffen uns einmal im Monat, um hier zusammen etwas zu trinken. In einer Kneipe.“

      „Einmal im Monat?“

      „Ja.

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