Island neu. Martin DerBrecht
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Da die Blumen nun nach meinem Geschmack waren, was man vom Preis nicht sagen konnte, wuchtete ich sie auf den Tresen und fragte, ob sie mir die kürzen könnte, was sie auch sogleich vornahm. Nachdem ich bezahlt hatte, gab sie mir noch den Rat mit auf den Weg "Sie müssen die aber noch nachschneiden!", was ich sogleich verneinte, denn die Blumen wären jetzt schon kurz genug (überhaupt, woher will sie plötzlich wissen, wie groß die Friedhofsvase ist). Endlich musste sie lachen, nahm die Blumen und schnitt gekonnt jeden Halm schräg ab. "Das erklär ich Ihnen jetzt nicht, aber das ist besser so für die Blumen!". Na, so ein freches Biest!
Wieder im Auto, war mir als Techniker sofort klar, warum sie die Stengel schräg abgeschnitten hat, bin ja nicht doof! Das Wasser hat an der kürzeren Seite den kürzeren Weg und kommt frischer oben an, während auf der längeren Seite das Wasser länger braucht und sich unterwegs um die eine oder andere Zelle im Halm intensiver kümmern kann. Somit bekommt die Blüte superfrisches Wasser und der Stengel eigentlich auch. Also meine Vorurteile über den Bildungsgrad von Floristinnen muss ich revidieren: die sind ganz schön gewieft!
Ah ja, irgend so ein Spacken hat die Vase über Nacht geklaut, aber das nur am Rande. Ich hoffe, dass man Blumen auch so in die Erde stecken darf, da ist ja schließlich auch Wasser drin...
Mars-Mission
Alle sind hellauf begeistert: die ersten Farbbilder vom Mars mit hoher Auflösung und Panorama-Ansicht sind eingetroffen. Aha. Ich lade also ein Foto und panoramiere durch. Nach gefühlt 120 Grad ist aber schon Schluss mit Panorama und zu sehen gibt es anstelle der früheren Graustufen nun Braunstufen. Somit wäre bewiesen: der Mars ist nicht rot und nicht grau, sondern braun. Ein Paradies für jeden deutschen Schräbergärtner, so er denn Wasser, Samen und einen Baumarkt dabei hätte.
Außerdem sieht der Mars einer stinklangweiligen Standard-Wüste auf der Erde sehr ähnlich. Da drängt sich mir doch die Frage auf, warum bei 120 Grad Schluß mit der Vorstellung war. Konnte man dort einen Hotdog-Stand nebst Gasoline-Station in der nevadischen Wüste sehen, wachsen dort evtl. meterhohe und superbunte Marsblumen, von deren Existenz wir aus Gründen der inneren, äußeren und zwischlichen Sicherheit 'vorerst' nichts erfahren dürfen - auf jeden Fall aber stellen sie eine außerordentliche Bedrohung dar-, stehen dort Louis Armstrong und Buzz Lightyear neben ihrer Fähre, versteinert, weil sie damals falsch abgebogen und versehentlich auf dem Mars gelandet sind, wo alles sehr schnell zu Stein wird, was dann so oder so das Ende der Panoramasequenz bei 120 Grad bedeutet hätte oder greifen den kleinen Marsroboter knallrote Killertomaten von links an, weil die rote Gefahr bekanntlich immer links lauert und erklärt das Vorkommen vieler roter Killertomaten letztendlich die rote Färbung des Planeten?
Aber die größte Frage ist doch, warum es täglich maximal ein Foto gibt! Jeder weiß, wie lange ein Dateiupload dauert, aber mit deren Technik trotz der weiten Strecke, müssten täglich hunderte Fotos eintrudeln. Also was wird uns vorenthalten? Gut, klar, wir zahlen nix dafür und die Nasa ist zunächst mal für die Amis da, aber die Fragen häufen sich und möglicherweise steht ja das alles in Zusammenhang mit dem 11. September?!? Von außerirdischen Killertomaten fehlgeleitete Flugzeuge greifen die USA an. Wäre immerhin denkbar.
Aus diesen Vorkommnissen ziehe ich jedenfalls sicherheitshalber die Konsequenz und lasse beim Italiener eine Kleinigkeit vom Salat über, nicht dass die mich noch infiltrieren - 'Muss Marsroboter töten, muss Marsroboter töten...'
Neue Heimat
Vor kurzem sind wir umgezogen und einige der Neuerungen, die uns dort erwartet haben, möchte ich nun schildern.
In der neuen Heimat ist wirklich fast alles doppelt so teuer, z.B. die Grundsteuer. Doch viel Mehrwert erhält man hier nicht. Für die ganze Kohle hätte ich einen wöchentlichen Mambotanz der Ortsvorsteher auf dem Kirchenvorplatz erwartet! Oder goldene Straßenlaternen. Zumindest das Streusalz ist aber kostenlos. Rechnet sich jedoch trotzdem irgendwie nicht für uns.
Im Ort gibt es einen sehr gut bestückten Spielwarenladen. Im Obergeschoss hingen unheimlich viele Karnevalskostüme. Eine freundliche Dame, die sich irgendwo dahinter versteckt hatte, erkannte unser Erstaunen sowie unsere Ausländerigkeit und erklärte uns, dass dies ja nur ein Bruchteil der Kollektion wäre! Zum Karneval wäre das gesamte Obergeschoss voller Kostüme. Und ich dachte so bei mir 'Dumm nur, wenn dann jemand ausgerechnet die anderen Sachen kaufen will!'.
Und was für Kostüme! Also wer da keine Ansprüche stellt, sprich nur Prinzessin oder Cowboy werden möchte, der geht hier eindeutig leer aus. Da sollte man schon die Abendgarderobe von Marie Antoinette oder den Ausrittblazer von Sir Winston Churchill im Auge haben... Übrigens gibt es die Modellbahnkollektion nur in Begleitung eines Verkäufers zu besichtigen. Das erschien uns sehr merkwürdig und kauffordernd, weswegen wir undankbar auf ein Stöbern verzichteten.
Dann wären da noch die Hunde-Spazierer. Es gibt hier einen Wanderweg, direkt an unserem Haus entlang. Alle paar Minuten kommen neue Spazierer, Walker, Jogger und vornehmlich Frauen, die einen seltsamen Sport pflegen: sie gehen mit Skistöckern, jedoch ohne passende Skier... wobei MIT im Sommer noch merkwürdiger wäre...versteh' einer die Frauen! Dazwischen drängeln sich die Hundebesitzer, die offenbar ihres Besitztums überdrüssig, dieses grundsätzlich von der Leine lassen. Leider läuft es nicht weit genug davon und verwüstet lieber durch planloses Scharren und Umherwälzen die angrenzenden Felder. Ein unbestrittener Vorteil der Hundespazierer ist, dass man ihrer wahrhaftig wird, ohne sie zu sehen! "Hasso, KOMMST du wohl sofort hierher!", ist, sofern man den Hundenamen entsprechend ersetzt, der Standardruf, der durch Wald und Flur schallt. Das wird dann auch regelmäßig unseren Bussarden zu bunt und sie finden das Weite...ob jetzt die Köter die Tauben jagen? Eher nicht, dafür sind sie zu gut erzogen - "Hasso, HIERHER...". Den Anfang dieses Namens finde ich übrigens ausgesprochen passend. Unweigerlich stelle ich mir vor, wie ich nackt mit Schaum vor dem Mund, durch Weizen- und Maisfelder laufe, bis an die Kehle bewaffnet und mich auf Spazierer oder deren Hunde stürze, um sie anzufallen oder zumindest anzusabbern, während meine Frau aus dem Hintergrund ruft 'Der tut nichts, der ist nur pervers!'. Gut, über das 'nackt' müsste ich vllt. nochmal nachdenken... Oder ich treibe meinen Schabernack geheim: im Baum sitzend rufe ich 'Fass!' sobald sich zwei Spazierer begegnen und mind. ein Hund in deren Nähe weilt. Den gleichen schönen Weg gehen auch regelmäßig gegen 20 Uhr Russkis und Mädels mit allerlei Allohol. Aus dem Ort verjagt, wegen Party auf Kirchenvorplatz geht ja mal gar nicht, wanken sie nun in den Wald. Und was da dann noch alles passiert, daran wage ich sehr gerne, äh, gar nicht zu denken!
Am Sonntag morgen fielen mir dann die Glocken auf. Ein sehr schöner, melodischer Sound, nicht so wie in der alten Heimat. Da klang es nach Blech und der Glöckner klöppelte, als wär Krieg. Nein, hier ging man behutsam mit dem Geläut um. Ach ja, Kathole müsste man sein, dann könnt' man diesen Lärm am Sonntag morgen um 7 Uhr richtig geniessen!
Obwohl nur 3.500 Einwohner steht hier ein Imbiss neben dem anderen, es sei denn, eines der zahllosen Restaurants hat sich dazwischen gedrängelt. Da hat man eine Menge Arbeit vor sich! Schließlich will man wissen, was im Ort so los ist und außerdem will man sich keine Blöße geben, wenn denn mal Besuch eintrudelt und beköstigt werden will. Und so landeten wir im 'Alter Bahnhof', einem Italiener, aber das verrät ja schon der Name. Schwieriger war das damals in Kirn: am Restaurant prangte das Schild 'Hier feierte einst der Schinderhannes die Kirner Kirmes' oder so ähnlich, Inhaber war jedoch ein Chinese...erschien mir zumindest wenig plausibel. Aber zurück zum alten Bahnhof. Drinnen ging es zu wie im Taubenschlag: zwar nicht so dreckig, aber mindestens so laut und voll. Nach gefühlten 10 Minuten entdeckte uns dann auch Bedienung Nr. 1 und fragte nach den Getränken, die wir zügig und ohne nachzudenken orderten, denn es war der heisseste Tag des Jahres (woher wollten die Fernsehfritzen das eigentlich wissen,