Und nun auch ich: Brustkrebs!. Karin Bieseke-Hartmann

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gibt, - und dennoch ist keiner wirklich vergleichbar. Vor drei Jahren z.B. wurde die Form der Chemotherapie, die ich jetzt erhalten werde, noch nicht angewandt in Deutschland. Sie kommt, soviel ich weiß, aus Amerika. Damals wurde wöchentlich eine Chemotherapie verabreicht. Den Patientinnen war häufig „speiübel“. Ich kenne einen Fall, bei dem eine Freundin von Jutta die Therapie rigoros abgebrochen hat. Sie konnte einfach nicht mehr. Das war noch die „alte wöchentliche Verabreichung“. Heute geht es dieser Freundin ausgesprochen gut. Sieben Jahre dürfte das her sein. Glück gehabt? Mutig jedenfalls. Meine „preußische Erziehung“ gebietet mir: „Anreiten. Du schaffst das. Courage.“ Ich will es auch unbedingt schaffen.

      26. August - Samstag Erich und Alida kommen zu Besuch aus der Pfalz. Ich bin froh.

      29. August - Dienstag Vorgespräch zur Chemotherapie im Therapiezentrum Köln bei Dr. Sch. Erich fährt mich hin und wartet im Auto. 45 Minuten sitze ich auf der Warte-Bank, bis ich endlich hereingebeten werde. Dr. Sch. wirkt gestresst. Schlank, dunkle Hose, weißes Hemd. Er kennt meinen Fall von der Tumorkonferenz im Brustzentrum. „Ja, leider kein Insitu, sondern drei kleine Herde darin, die invasiv waren – und leider zu einer sehr aggressiven Form gehören“. „Wann kann es losgehen?“, frage ich. „Nächste Woche schon, wenn Sie wollen.“ „Erst nächste Woche? Nein, noch in dieser Woche bitte. Heute ist ja erst Dienstag.“ Dann wäre ich meiner Berechnung nach, Mitte Dezember, v o r Weihnachten, mit der Therapie durch. „Na, Sie sind ja ‘ne Marke“, meint Dr. Sch. mehrmals. „Also gut, Donnerstag, 31.08. ,Wasser marsch!‘ – nicht wahr?!“ „Ja, Wasser marsch, “ antworte ich. Er trägt mir nun natürlich alle Erscheinungsformen eventueller Nebenwirkungen vor, die nicht sein m ü s s e n, aber sein k ö n n e n, z. B. Fieber, Blasenentzündung - die aber nicht gefährlich sei, nur schmerzhaft (na, danke!) - sonstige Entzündungen an diversen Körperstellen oder Organen. Toll. Für solche eventuellen Fälle oder Schlimmeres erhalte ich seine Handy-Nummer, er sei rund um die Uhr erreichbar. Wie beruhigend! Ob es lebensbedrohlich werden kann, will ich noch wissen. In der Regel nicht, - aber Garantien gibt es natürlich auch dafür keine. „Alles Gute.“ Ich bin fertig. Erich hat geduldig gewartet. Jetzt besitze ich einen Therapiepass, - bin eine von „denen“. Morgen will ich mir eine Perücke kaufen und mir schon mal die Haare kurz schneiden lassen. Von den vielen Ratschlägen Therapie-erfahrener Patientinnen war einer, die Haare gleich kurz schneiden zu lassen und nicht erst zu warten, bis sie eines Tages auf dem Kopfkissen liegen oder im Kamm stecken. Das sei dann wirklich schrecklich. Besser gleich ab. Klingt absolut vernünftig.

      30. August - Mittwoch Fahre nach Leverkusen in ein Haarstudio, um mir eine Perücke auszusuchen. Herrjeh, was für eine Auswahl haben die! Alle Farbschattierungen, alle Längen, die „schrägsten“ und modernsten Frisuren – und langweilige, konservative, biedere. Letzteres kommt wohl eher für mich in Frage. Der Friseur ist geduldig und sehr nett. Wir probieren bestimmt zwanzig verschiedene Modelle. Keines kann mich wirklich überzeugen, oder besser mich „widerspiegeln“. Nützt nichts, eine muss es sein. Schließlich wird es eine flotte Kurzhaarfrisur, nicht zu kurz, aber auch nicht halblang. Immer noch eine Kurzhaarfrisur. Ich sehe nett aus damit, - aber fremd. Es ist natürlich Kunsthaar, - richtiges Haar ist nicht zu bezahlen, jedenfalls nicht für mich. Die Krankenkasse zahlt bis zu 600 Euro dazu. Meine Perücke kostet 612 Euro. Fühle mich wie nach einer gewonnenen Schlacht. Ich hab‘ sie! Und sie sieht gut aus. Der nette Friseur hat mir genaueste Anweisungen gegeben, wie ich sie pflegen soll, - und mir natürlich entsprechende Mittel dafür mitverkauft. Sei‘s drum. Ich bin stolze Perücken-Besitzerin. Und: Ich lasse mir gleich einen ähnlichen Kurzhaarschnitt machen.

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