Leben mit narzisstischen Eltern. Andrea Pirringer

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Leben mit narzisstischen Eltern - Andrea Pirringer

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dass Gespräche mit den Eltern in vielen Bereichen nur sehr begrenzt und über manche Themen so gut wie gar nicht möglich sind.

      Zur Unfähigkeit zu lieben zählt auch die Unfähigkeit, dem Kind etwas Gutes zu gönnen. Nicht selten empfinden NE Neid und Eifersucht gegenüber ihren Kindern. Psychisch gesunden Eltern ist es ein Bedürfnis, dass es dem Nachwuchs einmal besser gehen soll. NE hingegen empfinden Befriedigung darin, das Kind leiden zu sehen.

      Zerstörung des Urvertrauens

      Zu den schwerwiegendsten Folgen des familiären Narzissmus zählt die Zerstörung des Urvertrauens. Das Kleinkind empfindet ein natürliches Vertrauen zu den Eltern. Für die NE ist dieses Vertrauen (welches man als eine Form kindlicher Liebe betrachten kann) ein großes Problem. Die Hilflosigkeit des Säuglings spiegelt den Eltern die eigene Halt- und Hilflosigkeit wider.

      Das gesamte Verhalten des Kindes zielt darauf ab, bei den Eltern positive Emotionen auszulösen. Es fordert Zuwendung und Aufmerksamkeit. – Oft haben NE dies selbst in ihrer Kindheit nicht von ihren eigenen Eltern bekommen. NE reagieren daher entweder mit Liebesverweigerung oder mit Liebes-Unfähigkeit. Dabei sind die Grenzen fließend. Ob sie nun nicht lieben wollen oder gerne Liebe geben würden und es einfach nicht können, ist für das Kleinkind nicht erkennbar und auch nicht relevant.

      Erst später lernt das Kind nach und nach zu erkennen, ob die Eltern bewusst böswillig oder aus einem schmerzlichen Empfinden (Erinnerung an die eigene Kindheit) heraus agieren. Dahinter kann auch Überforderung oder sexuelle Lust stehen.

      Durch immer wieder bewusst distanziertes Verhalten gegenüber dem Säugling signalisieren die NE ihm: „Wir sind nicht für dich da.“ „Du kannst dich nicht auf uns verlassen.“ „Bei uns wirst du nie einen Rückhalt finden.“

      (NE haben oft selbst keinen Halt im Leben gefunden und weisen eine instabile Persönlichkeitsstruktur auf.)

      Später kommt es zu Aussagen wie:

       „Sieh zu, wie du alleine zurecht kommst!“

       „Da können wir dir auch nicht helfen!“

      Das Kind wird dadurch zutiefst verunsichert, in seinem Inneren erschüttert. Die Grundfesten seines kindlichen Glaubens geraten ins Wanken. Es begreift die bittere Kern-Aussage: „Du kannst dich auf uns nicht verlassen. Wir geben dir keinen Rückhalt.“

      Dies hat für die weitere Entwicklung katastrophale Auswirkungen und äußert sich in einem veränderten Verhalten des Kindes: Es zieht sich zurück, kapselt sich ab, spricht weniger, stellt keine Fragen, flüchtet sich in eine geistige Parallelwelt, sucht sich möglicherweise andere Bezugspersonen (was wiederum die Eifersucht der Eltern auf den Plan ruft).

      Neben der emotionalen besteht oft auch eine körperliche Distanz. Es wird eine „Berührungslosigkeit“ praktiziert, die meist auch zwischen den Eltern besteht. Zärtlichkeiten wie Streicheln, Küssen, Kuscheln oder Umarmen finden kaum statt (und sind manchmal sogar scham-behaftet, weil sie als Vorstufe zum Sex betrachtet werden).

      Das Kleinkind braucht aber den Körperkontakt. Er ist für die gesunde Entwicklung essentiell. Durch die körperliche Berührung wird das Gefühl der Geborgenheit, des Schutzes und des Halts vermittelt. Fehlt diese, ist das Baby schutzlos ausgeliefert. Es wird sich auch später ständig als Einzelkämpfer fühlen, der sämtliche Probleme immer alleine lösen muss.

      Ablehnung des „bösen“ Kindes

      Kinder von NE haben häufig das Gefühl des Unerwünscht-Seins. Sie fühlen sich ungeliebt, ungewollt, nutzlos, unfähig, dumm, wertlos und überflüssig. Sie sind ihr Leben lang mit dem Gefühl behaftet, „unaufrichtig“, „verlogen“, oder „hinterhältig“ zu sein. Ständig werden ihnen böse Absichten unterstellt.

      Erwachsene Kinder, die sich darum bemühen, endlich einen Dialog auf Augenhöhe mit ihren Eltern zu führen, das viele Ungesagte endlich auszusprechen, landen ebenfalls ganz schnell in der „Böses-Kind-Falle“. (→ siehe auch das Kapitel „Der „Brief an die Eltern“)

      Darüber hinaus landen viele Kinder in der Rolle des „Sündenbocks“. Läuft in der Familie etwas schief, ist immer das Kind schuld.

      Dies kann sich folgendermaßen äußern:

       Willkür beim Strafen (persönliche Wut wird am Kind ausgelassen)

       Offener Hass gegen das Kind (ohne erkennbaren Grund)

       Stark eingeschränkte Empathie gegenüber dem Kind (wenn es z. B. krank ist, sich verletzt hat und der Hilfe bedarf)

       Neigung zu roher Gewalt (ungebremste Affekte)

      Oft steht das Bedürfnis des „Heimzahlen-Wollens“ im Vordergrund. Hier geht es um „unbeglichene Rechnungen“ der NE mit ihren eigenen Eltern. Diese haben entweder eine „unantastbare Autorität“ oder sind schon verstorben, weshalb das Bedürfnis nach Rache und Vergeltung nicht aktiv ausgelebt werden kann. So trifft es das Kind, das schwächste Mitglied der Familie.

      Das „apersonale“ Kind

      Dem Kind wird keine eigene Persönlichkeit, kein Recht zur Entwicklung und individuellen Entfaltung zugestanden. Es wird ihm eine dienende Rolle zugewiesen.

      (→ siehe auch: „Das „asexuelle“ Kind)

      Es fühlt sich als „Anhängsel“ oder „Fünftes Rad am Wagen“: abgelehnt, überflüssig und nutzlos. Oft wird es von den NE nicht einmal mit seinem Vornamen angesprochen. Es heißt einfach nur „Kind“.

      Das „asexuelle“ Kind

      In narzisstischen Familien wird die aufkeimende Sexualität des heranwachsenden, pubertierenden Kindes weitgehend ausgeblendet und nicht beachtet. Fragen dazu entstehen so erst gar nicht. Es gibt kein offenes Gesprächsklima.

      Sex gilt generell als etwas Verbotenes, Schlechtes und „Schmutziges“. - Gleichzeitig leben die Eltern ihre Sexualität jedoch intensiv und aggressiv aus. Das Kind bemerkt diesen Widerspruch, weiß aber, dass es die Eltern darauf nicht ansprechen darf, weil diese sehr aggressiv reagieren würden.

      Die sexuelle Aufklärung erfolgt spät oder gar nicht. Die Veränderung der körperlichen Geschlechts-Merkmale wird entweder ignoriert oder ihr in ungesund übertriebener Weise Beachtung geschenkt. („Deine Brüste sind aber schon groß geworden!“) Manche NE fühlen sich dazu „berufen“, die sexuelle Reifung ihrer Kinder durch Betasten der Körperteile zu „überprüfen“. („Papa darf das!“)

      (→ Weitere Aspekte zum Thema finden Sie im Kapitel „Missbrauch und häusliche Gewalt“)

      Macht und Ohnmacht – Das Kind als Marionette

      Oft fühlen sich Kinder von NE unerwünscht

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