Der absolute Wahnsinn. Armin Pangerl
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![Der absolute Wahnsinn - Armin Pangerl Der absolute Wahnsinn - Armin Pangerl](/cover_pre1119699.jpg)
Mein Verhältnis zu Ri hält nach wie vor an. Obwohl ein bisschen abgeflaut, ist es schön. Sie hat zugenommen seit sie die Pille nimmt. Wir waren letzte Woche im Tessin. Es war toll. Sonntag war besonders schön, aber wir schliefen nicht miteinander, erst die Woche am Mittwoch.
Warum nur! Versteckst du dich so gnadenlos vor mir. Über eine Stunde habe ich nach dir gesucht. Mein Herz ist immer schwerer geworden. Ich bin in tiefer Not gewesen. Und nun kann ich aufatmen, daß du wieder da bist
Wenn ich auf eine Insel müsste und nur eine Sache mitnehmen dürfte, wärst Du es, geliebtes Tagebuch.
10. Oktober 1993
„Hab mich wieder mal an dir betrunken“ PUR
Freitag bin ich zu E. gefahren und habe dort in Konstanz einen schönen Tag mit ihr verbracht.
Ri und ich haben uns getrennt, nachdem ich das erste Mal mit E. geschlafen habe.
Mein Leben verläuft nicht mehr in den vorgegebenen geregelten Gleisen. Donnerstag soff ich mir dermaßen den Hals zu, daß ich Freitag nicht arbeitsfähig war. Wie ich dann nach Konstanz gefahren bin hatte ich einen Platten. Die Fahrt dauerte vier Stunden. Ich musste einen Umweg von 50 Kilometer in Kauf nehmen weil der Tank zuneige ging. Seit 2:00 Uhr bin ich jetzt auf den Beinen und hab noch 10 Stunden Dienst vor mir.
Olli kommt heute zurück. Ich frag‘ mich, wer mir den Christstollen in den Briefkasten gelegt hat. Der Stollen ist bestimmt vergiftet! Ri vielleicht oder Stefan der jetzt heiraten will. Seine [n.N.] Da bin ich ja mal gespannt.
Zurück zu dem Wochenende mit E. Ich spüre, da glüht ein Feuer. Und ich denke, daß ich kräftig in die Glut geblasen habe. Was soll ich nun tun? Am besten nichts und abwarten. Ich mag die Herbsttage, wenn das Laub, das Braun die Hänge hochwächst.
16. Oktober 1993
02.58Uhr
Ich werde gleich in einen tiefen Schlaf voller Entspannung fallen und mich vollkommen erholen. Alles was ich noch zu erzählen habe werde ich morgen formulieren. Und ich werde längst überflüssige Briefe schreiben, mich bei den lieben Menschen um mich herum bedanken.
24. Oktober 1993
Das Wochenende ist als immer so schnell vorbei. Die Zeit die ich mit E. verbracht habe, war sehr schön. Sie will mich immer noch. Und Sie hat sich geändert. Sie ist offener und nicht mehr so hartherzig. Liebevoll ist sie geworden.
Ich kann ihr nicht wiederstehen. Samstag war es ruhig in Madis Kneipe. Keine Mafia, keine Schlägerei, keine Molotow-Cocktails von der Straße, von oben. Aber Geld ist verschwunden ungefähr 400.- DM
01. November.1993
Zeit; Klonen von Menschen. Ich freue mich auf meine Sterblichkeit. Ich möchte auch nicht reanimiert werden oder reproduziert. Meine Seele ist einmalig und unsterblich. Meine physische Hülle soll zudem werden, was es einst war. Erde. Die Mutter von allem. Das ich Schmerzen empfinde ist ein Zeichen meiner Lebendigkeit.
Es wurde eine Mauer gefunden in Jerusalem datiert 4000 v. Chr., fast 6000 Jahre ist sie demnach alt.
So alt wie diese Mauer ist auch der Geist. Der Geist der Menschen der sich in der klassischen Musik wiederspiegelt. Die Ebene der Gefühle. Die Plattform unseres Seins. Ich möchte Cello spielen lernen.
Über Ri gibt es nichts mehr zu berichten es ist schon lange aus.
Nun sitze ich angenehm in meinem Stuhl und sehne mich nach einem einzigen neuen Gedanken. Einem der mir Mut macht und in dieser tristen Zeit. Wo es November geworden ist und der Wald voller prachtvoller Trauerfarben ist.
Wo es still ist abends und die Kälte durch die Ritzen schleicht. Der Mensch an Ableben denkt.
07. November 1993
Sie haben meine Bilder ausgestellt, ohne mich zu fragen. Sie haben ihnen einen sehr offenen Stempel aufgedrückt. Obwohl die Bilder in exponierter Lage ausgestellt wurden. Sie hingen im Spitalspeicher zur Front zur Bühne. Ich hätte gerne etwas dazu geschrieben. Ich fühlte mich übergangen. Hinweggesetzt über meine Person. Geoutet.
Es sticht einem in die Brust, direkt ins Herz, wenn sie mit den Bildern etwas tun, ohne mich zu fragen.
Mein Vater hat mit mir geredet. Er hat leise und eindringlich zu mir gesprochen. Daß die Banken mich betrügen. Es sollte jemand die Banken in die Luft jagen. Verschwinden sollten sie.
Alles gibt mir das Gefühl von Traurigkeit. Der Herbst, die Leute sie sich über meine Person hinwegsetzen, oder der tumbe Bau, die Einsamkeit im Herzen.
In meinen Bildern pflanze ich Bäume und lasse Berge entstehen, Flüsse fließen und Räume entfliehen.
12. November 1993
Meine Hände sind überall aufgerissen. Meine Nägel abgeknabbert. Die innere Spannung ist hoch. Ich gehe durch die Straßen, sehe Leute, reagiere zu spät und langsam, bin vollgepumpt mit Kaffee. Versuche es jetzt mit Tee.
Sie ärgern mich auf dem Bau. Machen mich fertig! Ich beginne fast schon am Frühstückstisch zu weinen.
“Daran musst du dich gewöhnen, wenn du weiterhin auf dem Bau bleiben willst“
“Es gibt noch mehr die Polier werden wollen!“
Scheiß Bau - macht mich kaputt und stark. E. ist da! Muffig wortkarg. Für sie gibt es gar nicht genügend Wörter, um ihre Zustände zu beschreiben. Heute Abend treffen wir uns noch.
Über mir wohnt Heike und daneben Andrea sie hört gern Lionel Ritchy.
Ich denke an B., es ist irgendwie still geworden.
Meine Pflanzen sterben – verdursten.
14. November 1993
Die Wohnung ist kalt. Es windet draußen sehr stark. Für mich bedeutet das. Ofen checken und in alten Bildern kramen und Tagebücher lesen. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen allem. Eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
Gestern waren E. und ich im Kino. Wir haben den Film: „Das Geisterhaus“ angesehen. Vortrefflich.
23. November 1993
Gestern fiel auch der erste Schnee. Wir haben trotzdem gearbeitet. Aufgrund der Kälte haben wir heute aber frei. Der Himmel ist kristallaschgrau und es ist klirrend kalt.
Vielleicht werde ich die Zeit dazu verwenden ein paar Briefe zu schreiben oder das Geschirr zu spülen. Was mir gerad einfällt. Ich höre J.S. Bach Brandenburgische Konzerte und wünsche mir fort zu sein.
Mir haben die Farben im Steinbruch so gut gefallen. Gerne würde ich es Malen wollen.
In meinem Penis ist immer weniger „Steife“.