Intelligent atheistisch oder dumm gläubig?. Anton Weiß

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Intelligent atheistisch oder dumm gläubig? - Anton Weiß

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deutlich nahegelegt. Wir sind nicht Täter unserer Gedanken und unseres Wollens, sondern Empfänger! Wir sind im Grunde Hampelmann, jeder, nur mit dem Unterschied, dass die einen, die sich für ein getrenntes, eigenständiges, rationales Ich halten, glauben, es nicht zu sein und damit in einem Irrtum befangen sind, während andere erkennen, dass es so ist und damit eine andere Sicht auf die Dinge haben.

      Man müsste dankbar sein, wenn in der Regel der Denkapparat funktioniert, weil man weiß, wie wenig selbstverständlich das ist, wie an Schizophrenie, aber auch Demenz oder Alzheimer sichtbar wird.

      Wenn ich von Dankbarkeit spreche, dann meine ich das immer dem Urheber, also Gott gegenüber. Auch Schmidt-Salomon spricht von Dankbarkeit (L 82), und da würde mich doch sehr interessieren, wem gegenüber. Wem gegenüber ist Schmidt-Salomon dankbar? Da es für ihn Gott nicht gibt, kann es eigentlich nur der Natur gegenüber sein, dann müsste er aber erklären, was er darunter versteht und warum hier Dankbarkeit angebracht ist. Was ist Natur für ein Gebilde, dass man ihr Dankbarkeit entgegenbringen könnte? Das macht nur Sinn, wenn man die Natur mit der Kreativität eines Schöpfungsprinzips in Zusammenhang bringt, was ich als Gott bezeichne. Das aber lehnt ja Schmidt-Salomon ab! Die Frage bleibt: Wem gegenüber ist Schmidt-Salomon dankbar?

      Wir müssten erkennen, dass jeder von uns in einer für ihn abgeschlossenen Welt lebt. Ein atheistischer Denker wie Schmidt-Salomon glaubt, durch logisches Argumentieren dem anderen zeigen zu können, was richtig und falsch ist und verhält sich dabei genau so missionarisch wie er es an der Religion – mit Recht – bekämpft. Atheistische Sicht und religiöse Sicht sind zwei grundsätzlich verschiedene Auffassungen von der Welt, und es gibt keine logische Begründung für das eine oder das andere. Daher ist unter den Menschen nur eine Haltung möglich, wenn Zusammenleben funktionieren soll: der gegenseitige Respekt und nicht die Diffamierung der anderen Haltung. Diesen Respekt kann man aber nur aufbringen, wenn erkannt wird, dass meine Sicht durch die mir vorgegebene Struktur bedingt ist. Anders gesagt: Jeder befindet sich in einer bedingten Struktur vor, die er sich selber nicht gewählt hat. In der Regel macht man diese eigene Sicht, in der man sich einfach vorfindet, zum Maßstab für die Beurteilung der Welt und der anderen Menschen. Diese Bedingtheit zu durchschauen steht am Beginn der Transzendierung des Ichs.

      Ich möchte gar nicht darauf hinaus, dass man Gott als Erklärung braucht; mir reicht es zu zeigen, dass es nicht dumm ist und durchaus eine vom Verstand her zu rechtfertigende Möglichkeit, Gott hinter der Schöpfung zu sehen. Nur darum geht es mir.

      Die ganze Auseinandersetzung um Religion und Wissenschaft löst sich auf, wenn man Darwins Äußerung heranzieht: „Heute über den Ursprung des Lebens nachzudenken ist schierer Unsinn; ebenso gut könnte man über den Ursprung der Materie nachdenken“ (RD 467). Das macht alles klar: Ich denke über den Ursprung des Lebens und über den Ursprung der Materie nach und halte das in keiner Weise für Unsinn! Dem ist nichts hinzuzufügen! Und weil wir „keinen Beleg für jenes folgenschwere Ereignis, das den Anfang der Evolution auf der Erde darstellt“ (RD 467) haben, deshalb erlaube ich mir an Gott zu glauben! Über die Auffassung Dawkins’, dass „die Frage nach dem Ursprung der Materie (..) heute weitgehend beantwortet“ ist (RD 467), kann ich nur lachen. All unser Wissen setzt erst nach dem Urknall ein, nie vorher!!

      Logik und Empirie

      Michael Schmidt-Salomon glaubt, mit Logik und Empirie die Wirklichkeit erfassen und das Leben bewältigen zu können. Das wird an vielen Stellen deutlich: Leibniz S. 38, 50, 117. Obwohl ihm klar ist, dass „uns der Zugang zur Welt, ‚wie sie an sich’ sein mag, prinzipiell verschlossen ist“ (L 35), glaubt er doch an die Fähigkeit von „Logik und Empirie“ als Instrumente der „Wahrheitsfindung“ (L 50). Wenn Wahrheitsfindung nicht auch das mit einschließt, was sich jenseits der Erfassbarkeit von Logik und Empirie befindet, dann brauchen wir gar nicht mehr weiter reden, denn Wahrheit heißt für mich: die ganze Wahrheit, nicht nur die auf unseren rationalen Horizont beschränkte Wahrheit.

      Dass Schmidt-Salomon glaubt, mit Logik und Empirie den Lebensproblemen beizukommen – also auch der Frage nach Gott -, kann ich gar nicht verstehen. Denn es ist doch offensichtlich, dass mit Logik wichtige Fragen des Lebens nicht geklärt werden können. Ich denke nur an die friedliche Nutzung der Kernenergie: Sowohl Befürworter als auch Gegner können für ihre Haltung vernünftige, logisch einsichtige Argumente vorbringen. Das gleiche gilt in der Frage nach dem Einsatz von Gen-Technik, den Bau von Stuttgart 21 oder der außerordentlich kontrovers diskutierten PID, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Beide Seiten argumentieren immer logisch nachvollziehbar. Das zeigt doch ganz klar, dass die Entscheidung für oder gegen etwas nicht durch die Logik der Argumente bewirkt wird, sondern der Argumentation voraus liegt. Zuerst steht die Entscheidung, die Grundhaltung, erst dann werden Argumente gesucht und auch gefunden, die diese Haltung rechtfertigen. Nur äußerst selten wird durch ein Argument eine Grundhaltung gekippt. In der Regel sind beide Seiten für die Argumentation der anderen Seite gar nicht zugänglich.

      Versuchen Sie einmal, einen Rechtsradikalen durch Argumente zur Abkehr von seiner Haltung zu bewegen!

      Logik ist nicht - oder nur bedingt - auf die Wirklichkeit anzuwenden. Die Vielfalt der Erscheinungen und Lebensformen ist die Wirklichkeit, die Realität, und der Verstand versucht die Wirklichkeit zu verstehen und darin Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Aber der Versuch erfolgt immer innerhalb seines Horizontes. Er gelangt nie darüber hinaus. Der Verstand zwingt sozusagen der Wirklichkeit seine Gesetzmäßigkeit auf. Ob dies der Wirklichkeit gerecht wird, ist völlig offen. Das ist ja das Beispiel vom Fischernetz. Ob der Verstand die Wirklichkeit tatsächlich angemessen erfasst, können wir nie wissen. Genau das eröffnet dem Glauben seine Dimension der Sicht der Welt. Und das hat nichts mit Gott als Lückenbüßer-Argument zu tun, sondern es ergibt sich aus der Einsicht in die Beschränktheit unseres Erkenntnisvermögens. Im Glauben kommt das berechtigte Misstrauen gegenüber unserer Erkenntnisfähigkeit zum Ausdruck, deren Bedingtheit durch I. Kant und K. Popper überzeugend aufgewiesen wurde. Das macht Glaube möglich und legitim.

      Wir finden immer eine Begründung, ob etwas so oder das Gegenteil davon ist. Das sollte uns misstrauisch machen. Am Blutzuckerspiegel der Blumenfledermaus kann man das gut zeigen: Bei allen Säugetieren bewegt sich der Blutzuckerspiegel in niedrigen engen Grenzen. Man kann gut – logisch - begründen und nachweisen, dass sich ein hoher Blutzuckerspiegel lebensbedrohlich auswirkt.

      Nun hat man entdeckt, dass die Blumenfledermaus einen unglaublich hohen Blutzuckerspiegel hat wie kein anderes Säugetier und dabei ein sehr hohes Alter erreicht (Süddeutsche Zeitung 20.4.11). Anstatt dass man jetzt vor einem Rätsel steht, findet man sofort eine Erklärung: durch hohe körperliche Aktivität wird der Zucker schnell wieder abgebaut. Das scheint einleuchtend – wiederum logisch -, und deshalb ist man geneigt, das sofort zu glauben. Aber es ist überhaupt nicht erwiesen, es ist nur eine Meinung. Man müsste erst nachweisen, dass kein anderes Säugetier eine vergleichbare körperliche Aktivität aufweist, erst dann könnte man es als berechtigte Annahme ansehen. Findet man nur ein einziges Säugetier, das gleiche körperliche Aktivität aufweist, aber einen niederen Blutzuckerspiegel benötigt, wäre diese Erklärung hinfällig. Ich bin aber sicher, dass man sofort eine Ersatzerklärung anbieten wird.

      Logik versucht, vom Denken auf die Wirklichkeit zu schließen bzw. die Wirklichkeit in ihre logische Sichtweise einzuschnüren. Daran ist schon der Gottesbeweis von Anselm von Canterbury gescheitert, der glaubte, Gott dadurch beweisen zu können, indem er ihn als das verstehen wollte, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann. Etwas, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, müsste Gott sein. Und weil Anselm offensichtlich selbst klar war, dass man vom Denken nicht auf die Wirklichkeit schließen kann, fügte er hinzu, dass das, über das hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, eben auch existieren muss, denn sonst wäre die Existenz ja noch etwas Größeres. Aber auch so bewegt man sich immer noch innerhalb des Denkens, es wird auch die Existenz gedacht. Es gibt eben

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