El Sendador I. Lopez Jordan. Karl May
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Читать онлайн книгу El Sendador I. Lopez Jordan - Karl May страница 15
»Ja.«
»Jedenfalls haben Sie das auch getan. Aber, wissen Sie denn, was geschehen sollte, wenn Sie diesen Sennor nach der Hütte gebracht hatten?«
»Man wollte ein Spielchen machen.«
»So sagte man Ihnen; aber man hatte etwas ganz anderes vor. Man wollte ihn ermorden.«
»Santa madonna de la cruz! Das ist nicht wahr!«
Die Entrüstung, mit welcher sie dies sagte, war eine ungeheuchelte; das hörte ich ihrem Tone an.
»Es ist sehr wahr. Man hätte Sie und die Großmutter schlafen geschickt und den Sennor getötet.«
»Mein Vater spielt gern, wie jedermann hier; aber ein Mörder ist er nicht!«
»Armes Mädchen! Das ist eine Täuschung. Ihr Vater verkehrt mit den berüchtigsten Bravos. Doch will ich gegen Sie lieber davon schweigen. Sie, Sennor, werden neugierig sein, zu erfahren, wie ich hierher und hinter diese Geheimnisse gekommen bin. Ich werde es Ihnen nachher erzählen. Jetzt aber können Sie sich Ihre Mörder einmal ansehen, ohne daß es für Sie eine Gefahr dabei gibt. Warten Sie, nachdem ich mich jetzt entfernt habe, noch ungefähr fünf Minuten. Dann gehen Sie langsam mit der Sennorita auf die Hütte zu. Das übrige werde ich besorgen.«
»Warum gehen Sie nicht mit uns?«
»Weil der Mond so hell scheint, und weil man Sie mit der Sennorita erwartet. Man blickt Ihnen ganz gewiß aus dem Fenster entgegen. Darum müssen Sie beide allein kommen, damit kein Verdacht erregt werde. Ich hingegen folge meinen Kameraden, welche auf einem Umwege voran sind, um von hinten an das Häuschen zu kommen.«
»Was sind diese deine Kameraden!«
»Brave Yerbateros, wie ich, die sich selbst vor dem Teufel nicht fürchten. Sie werden sie wohl noch kennen lernen. Also ich gehe, und nach fünf Minuten gehen dann Sie!«
Er wandte sich nach der Straße, in deren Seitenschatten er verschwand. Das Mädchen war von mir zurückgetreten, aber ich hielt sie noch immer am Handgelenk fest.
Fast konnte ich es nicht glauben, daß dieses Kind mit den unschuldsvollen Gesichtszügen die Zubringerin einer Spielerbande sei. Das Mädchen hatte wohl gar keine Ahnung von der Verwerflichkeit dessen, was sie getan und bis heute abend getrieben hatte. Daß man mir nach dem Leben trachtete, wußte sie nicht. Davon war ich überzeugt. Ich war überhaupt geneigt, sie von jeder Schuld frei zu sprechen. Das Mädchen wartete, bis von dem Yerbatero nichts mehr zu sehen und zu hören war; dann fragte sie mich:
»Sennor, glauben auch Sie es, daß mein Vater Ihnen nach dem Leben trachte?«
»Auf diese Frage kann ich keine bestimmte Antwort geben, mein Kind. Ihren Vater kenne ich nicht; von dem Mann aber, welcher mir diese Mitteilung machte, glaube ich annehmen zu dürfen, daß er mir keine Unwahrheit sagt. Ich denke, daß er seine guten Gründe haben werde, einen solchen Verdacht auszusprechen. Wie dem aber auch sei, so bin ich vollständig überzeugt, daß Sie mit diesem ruchlosen Plan nichts zu tun haben.«
»Nein, gewiß nicht, ich nicht und auch die Großmutter nicht.«
»Sie lieben wohl Ihre Großmutter sehr?«
»Sehr, Sennor, viel mehr als den Vater.«
»Und doch gebrauchten Sie dieselbe als Lockung, mich nach der Hütte zu bringen!«
»Das war mir so gesagt worden, und ich mußte gehorchen, sonst wäre es mir nicht gut ergangen.«
»Aber Sie haben Ihren Auftrag in so ausgezeichneter Weise ausgeführt, daß ich annehmen muß, Sie seien in solchen Sachen außerordentlich erfahren. Sie besitzen ein bedeutsames Verstellungsvermögen.«
»Das lernt man ja, wenn man es oft machen muß.«
Fast hätte ich über diese Worte lachen müssen und über den Ton, in welchem sie dieselben vorbrachte. Sie war eine heißblütige, leichtlebige Südländerin und nicht gewöhnt, über das, was sie tat, viel nachzudenken. Es war vorauszusehen, daß sie zu Grunde gehen werde; aber ich konnte ihr nicht helfen. Darum schwieg ich und trat nach den abgelaufenen fünf Minuten den Weg mit ihr an.
Der Mond beschien sehr hell die ganze Fläche, welche zwischen uns und der Hütte lag. Man mußte uns von dem Fenster derselben aus kommen sehen. Als wir noch nicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, fragte mich das Mädchen:
»Was meinen Sie, Sennor, werden die Männer, welche uns anhielten, mit meinem Vater schlimm verfahren?«
»Sie haben wohl keine Veranlassung, ihm viel Gutes zu erweisen.«
»So muß ich die Leute in der Hütte warnen!«
Ich war auf einen Fluchtversuch nicht gefaßt und hielt in Folge dessen ihre Hand nicht mehr so fest wie vorher. Sie riß sich los und eilte davon. Aber mit einigen Sprüngen hatte ich sie wieder erreicht und ergriff sie beim Arme.
»Halt, Sennorita; so schnell und ohne allen Abschied wollen wir uns doch nicht trennen. Es würde unhöflich sein, den Schutz ohne Dank zu verlassen, in den Sie sich begeben haben.«
Sie stieß einen tiefen, ärgerlichen Seufzer aus, sagte aber von jetzt an kein Wort mehr und folgte mir willig weiter. So kamen wir an die Hütte. Noch ehe wir die Türe öffnen konnten, wurde dieselbe von innen aufgestoßen, und beim Schein der drin brennenden Lampe sah ich einen Mann, welcher ein buntes Tuch um den Kopf trug, ungefähr wie die Gauchos sich ähnliche Tücher über den Hut weg um das Kinn binden. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, da er das Licht im Rücken hatte.
»Endlich, endlich!« sagte er. »Deine Großmutter hat mit Schmerzen auf die Medizin gewartet.«
»Du, Vetter, bist da?« fragte sie erstaunt. »Dich konnte man heute und so spät nicht erwarten.«
»Die Sorge um die Kranke trieb mich her. Aber, du bist nicht allein. Seit wann läßt sich mein Mühmchen in so später Stunde in Herrenbegleitung sehen?«
»Seit heute, wo ich von einem wüsten Menschen angefallen wurde. Dieser Sennor befand sich glücklicher Weise in der Nähe und hat mich von dem Zudringlichen befreit. Wollen wir ihn bitten, hereinzukommen, um dem Großmütterchen Gelegenheit zu geben, ihm zu danken?«
Das gewandte Mühmchen spielte ihre Rolle ganz so, wie sie ihr aufgetragen worden war, obgleich sie wußte, daß nun der Erfolg ausbleiben werde. Sie wußte wohl nicht, welches andere Benehmen in ihrer Lage besser einzuschlagen sei.
»Ganz natürlich!« antwortete der Vetter. »Bitte, Sennor, treten Sie herein! Sie sind uns auf das herzlichste willkommen.«
Er trat zur Seite, um die Türöffnung freizugeben; das Licht fiel auf sein Gesicht, und ich erkannte – – den Bravo. Der Kerl verstand es sehr gut, seine Stimme zu verstellen. Daß er anstatt des Hutes ein Tuch um den Kopf trug, gab ihm ein verändertes Aussehen. Hätte ich sein Gesicht nicht am Nachmittage genau betrachten können, so wäre ich jetzt getäuscht worden.
»Danke, Sennor!« antwortete ich zurückhaltend. »Ich will nicht stören. Ich habe die Sennorita bis an ihre Wohnung gebracht,