Magisches Kompendium - Engel und Erzengel - Praktische Magie der Angelistik. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Engel und Erzengel - Praktische Magie der Angelistik - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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die angerufene Energie erheben, also über die Energie, welche den Willen des Engels symbolisiert. Nun, wenn man sich schon mal mit einem Engel energetisch eingelassen hat, wird man sicherlich wissen bzw. man wird es sehr schnell feststellen, dass ein Zwang nicht wirklich funktioniert. „Jemanden seinen Willen aufzwingen“ funktioniert schon unter den Menschen nicht wirklich. Zwar findet man immer wieder die Steuerung über Angst (wenn du nicht … dann mach ich …), doch ist dies nicht dem Willen des Ausübenden geschuldet. Im Endeffekt ist das Aufzwingen des Willens mit einer telepathischen Machtübernahme zu vergleichen, was die wenigsten Menschen können. Doch die magische Literatur geht weitgehend mit der Überzeugung Hand in Hand, dass Engel, genauso wie Dämonen, materielle Wesen sind und materielle Wesen kann man schließlich zu irgendwelchen Diensten zwingen. Dass diese Grundidee aus dem Mittelalter stammt, ist u. a. daran zu sehen, dass in dieser Zeit es vollkommen normal wahr, dass man Menschen als Besitz verstanden hat, mit denen man machen konnte, was man wollte. Natürlich konnte man auch diese Menschen bzw. diese Besitztümer mit anderen Besitztümern locken, manipulieren und letztlich auch befehligen. Welchen Grund sonst könnte es geben, dass einige Engel auf Edelsteine, Räucherungen, Klänge, Lieblingsspeisen und Signaturen reagieren.

      Dass das nicht wirklich stimmig ist, muss jedem klar sein, der sich mit dem Gedanken anfreunden kann, dass Engel Energien sind. Alle anderen, die die mittelalterliche Magie ausprobieren wollen, wünsche ich viel Glück und dass die „Evolutionsohrfeige“, die man bei einem Zwang ernten kann, nicht zu schmerzhaft werden wird.

      Doch auch wenn sich die moderne Magie bzw. die aktuelle Spiritualität damit anfreunden kann, dass Engel Energien sind, werden immer noch sehr spezifische Aufgaben diesen Energien zugeordnet. Nun, das ist im Grunde auch kein Problem und vor allem menschlich. Man kann so seinen Intellekt gezielter verwenden und es stellt auch in der Praxis kein Problem dar, wenn man Erzengel Michael eher mit Feuer, Erzengel Gabriel mit Wasser, Erzengel Raphael mit Luft und Erzengel Uriel mit Erde assoziiert. Solange man in seinem Inneren verstanden hat, dass Engel im Grunde immer alles können und alles sind, kann mit diesen Einteilungsschablonen ohne Weiteres gearbeitet werden. Auch dies wird leider sehr gern übersehen, und so werden den Engel doch viele sehr spezielle Aufgaben zugeordnet. Da gibt es z. B. Engel, die heilen können, andere können hilfreich in der Schlacht sein, wieder andere können Berge versetzen und die nächsten Engel können gut kochen, putzen, aufräumen und Gedichte schreiben. Irgendwie sind diese Putz- und Aufräumengel aber immer beschäftigt und reagieren auf keine Evokationen. Schlimm!

      Nun ja, auch hier sieht man wieder sehr deutlich, dass die Magie in diesem Fall absolut vermenschlicht ist. Engel können alles! Es ist so ähnlich, als ob man einem erwachsenen Menschen die Aufgabe gibt, ein paar Linien zu ziehen, und man der Meinung wäre, dass der eine Mensch es nur mit einem roten Stift schafft, während der andere nur mit einem grünen Stift einen Strich hinbekommen würde. So ist es vollkommen unlogisch (bzw. menschlich), dass der eine Engel guten heilen kann und der andere nicht! Engel können alles! Schwieriger wird es, wenn es um die Einteilung „GUT“ und „BÖSE“ geht, denn natürlich hält die Literatur auch böse Engel bereit. Diese bösen Engel sind jedoch keine Dämonen, auch keine Malachim, nein, es sind einfach böse, fiese, gemeine Engel. Menschen neigen dazu, alle möglichen Dinge zu kategorisieren, obwohl es im Grunde keine Kategorie gibt. Man kann hier unzählige Analogien aufführen. Nehmen wir ein beliebiges Insektenvolk, das sich in irgendeinen Schrebergarten ein Reich eingerichtet hat. Dieses Volk würde nun die Menschen beobachten, die in diesem Garten sind und natürlich würden sie sich ihre Meinung bilden. Der eine Mensch kümmert sich offensichtlich darum, dass neue Pflanzen in den Garten Einzug halten.

      Wie aus dem Nichts kommen immer neue Blumen hervor und werden – sogar nach Farben und Arten sortiert – eingepflanzt. Diesen Menschen würden dann die Insekten aus der Beobachtung heraus als omnipotenten Schöpfergott sehen, den immerhin wird hier ja neues Leben in den Garten gebracht. Der andere Mensch ist eher ein Zerstörer oder ein Kriegsgott. Mit einem gigantischen „Ding“ wird das Gras zerstückelt und auf eine einheitliche Länge geschnitten. Wieder und wieder fährt dieser „böse Mensch“ mit seiner Maschine über die Wiese und schneidet alle Grashalme ab! Aus einer Kategorisierung heraus, muss dieser Mensch ein Kriegs- oder Zerstörungsgott sein, denn immerhin vernichtet er die Grashalme – manchmal zerstückelt er sogar Bäume und Sträucher! Nun, beide Menschen sind einfach nur Menschen, wovon einer einfach neue Blumen einpflanzt, die irgendwo gekauft wurden und der andere pflegt (in seiner Vorstellung) den Garten, indem er die Wiese mäht und die Bäume und Büsche schneitet! Aus dieser Analogie heraus kann man sehen, dass jeder Mensch aus der Sicht des Insektenvolkes ein schöpferisches oder ein zerstörerisches Prinzip sein kann, denn jeder kann Blumen pflanzen und jeder kann auch die Wiese mähen bzw. Bäume und Büsche schneiden. Engel können das auch! Erzengel Raphael gilt BEI DEN MENSCHEN als Heiler, weil sein Name „Heiler Gottes“ (hebräisch/deutsch) bedeutet. Doch er kann auch alles andere. Man wird doch nicht ernsthaft glauben, dass eine omnipotente Energie, die einen menschlichen Namen mit einer menschlichen Bezeichnung / Erklärung trägt, wirklich nur im Rahmen dieses Namens agieren kann. Wie Menschen, können auch Engel alles! Es kommt auf den Blickwinkel und den Erkenntnisstand des Beobachters an!

      Doch auch wenn Engel alles können, bekommen sie dennoch immer wieder Titel verliehen, die eine besondere Aufgabe implizieren. Ein solcher Titel – und auch wichtiger Begriff – ist die Vokabel „Schutzengel. In der Magie und auch in der Lichtarbeiterliteratur kommt dieser Begriff immer wieder vor. Aus der Logik heraus, können Erzengel Michael und Erzengel Raphael auch diese Aufgabe übernehmen, gleichzeitig können sie aber immer noch als „Heilerpaar“ arbeiten, ohne dass sie ihren Dienst im Großen Werk vernachlässigen. Auch ein Mensch kann in gewissen Rahmenbedingungen als „Schutzengel“ fungieren! Dies wird sicherlich jeder kennen bzw. auch schon mal erlebt haben, auch wenn man den „himmlischen Schutzengeln“ natürlich viel mehr zutraut, als den Menschen. Was wäre aber, wenn die Engel mit dem materiellen Leben letztlich nichts anfangen können, bzw. keine „Vorstellung“ haben, was für ein materielles Leben gefährlich ist und was der Mensch selbst abwehren kann.

      Wenn man mit den Engeln sehr eng und geschwisterlich zusammenarbeitet, hat man des Öfteren das Gefühl, als ob die himmlischen Heerscharen manchmal überrascht sind, dass ein Mensch schlaf braucht und dass auch die profane Arbeit nicht immer hinten angestellt werden kann, wenn es um wilde kosmische Arbeiten geht. Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass die Idee des Schutzengels eine sehr gute und positiv beeinflussende Idee für den Menschen ist. Es ist ein psychologischer Kniff, der einem eine gewisse Sicherheit verspricht. Letztlich muss man aber akzeptieren, dass der Schutzengel eine „Erfindung“ des frühen Mittelalters ist, eine Erfindung, die jedoch in der Zeit der Pest sehr kritisch gesehen wurde. Die Menschen glaubten daran, dass alle bzw. alles ihren / seinen Schutzengel hatten, denn immerhin konnte man in alten religiösen Texten lesen, dass „… jeder Grashalm über 1000 Schutzengel verfügt.“ Nun, als dann die Pest einen Menschen nach dem anderen dahinraffte, litt der Schutzengelglaube sehr, denn natürlich konnten die Menschen nicht verstehen, wie es sein kann, dass alle starben und die Engel nicht eingriffen.

      Doch wenn man sich den Begriff „Schutzengel“ einmal aus thelemitischer Sichtweise anschaut, kann man eher sagen, dass diese Vokabel treffend ist. Natürlich gehen die meisten Begriffe und Definitionen auseinander, dennoch kann man lapidar sagen, dass es eine Energie gibt, die darauf achtet, dass man nicht vollkommen „falsch“ läuft. Doch man muss auch berücksichtigten, dass man sich hier in einem Themenkomplex bewegt, in dem jeder Recht und gleichzeitig auch Unrecht hat, da es hier wieder um individuelle Erfahrungen geht. Die Energie eines „Schutzengels“ ist etwas, was in verschiedenen Systemen diskutiert und manchmal auch propagiert wird. In thelemitischen Systemen ist der Schutzengel das „höhere Selbst“, der „wahre Wille“, der Atmankörper. Wenn man also seinen wahren Willen lebt, seinem wahren Weg folgt, wird man – in gewissen Bahnen – behütet sein bzw. man wird eine sehr deutliche energetische Unterstützung erfahren, eine Unterstützung, die man mit der Idee eines Schutzengels sehr gut verbinden kann. Andere Systeme gehen davon aus, dass der Schutzengel als eine Art Wächter fungiert und einen durch das Leben leitet. Hier wird sich sehr stark auf das Wort „Schutzengel“ bezogen, denn immerhin

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