Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 1. Ludwig Thoma

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Lausbubengeschichten & Tante Frieda - Teil 1 - Ludwig Thoma Lausbubengeschichten & Tante Frieda

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Ich dachte, wie dumm es ist, daß sich einer so plagen mag wegen dem dicken Mädchen, und ich

       möchte sie gewiß nicht anschauen und froh sein, wenn sie nicht dabei ist.

       Dann sind wir an den Weiher beim Rafenauer gekommen, und wir haben das Dampfschiff

       hineingetan. Die Räder sind gut gegangen, und es ist ein Stück weit geschwommen.

       Wir sind auch hineingewatet, und der Arthur hat immer geschrien: »Hurra! Gebt's ihnen,

       Jungens! Klar zum Gefecht! Drauf und dran, Jungens, gebt ihnen noch eine Breitseite! Brav,

       Kinder!« Er hat furchtbar geschrien, daß er ganz rot geworden ist, und ich habe ihn gefragt, was

       das ist.

       Er sagte, es ist eine Seeschlacht, und er ist ein preußischer Admiral. Sie spielen es immer in

       Köln; zuerst ist er bloß Kapitän gewesen, aber jetzt ist er Admiral, weil er viele Schlachten

       gewonnen hat.

       Dann hat er wieder geschrien: »Beidrehen! Beidrehen! Hart an Backbord halten! Feuer! Sieg!

       Sieg!«

       Ich sagte: »Das gefällt mir gar nicht; es ist eine Dummheit, weil sich nichts rührt. Wenn es eine

       Schlacht ist, muß es krachen. Wir sollen Pulver hineintun, dann ist es lustig.« Er sagte, daß er

       nicht mit Pulver spielen darf, weil es gefährlich ist. Alle Jungen in Köln machen es ohne Pulver.

       Ich habe ihn aber ausgelacht, weil er doch kein Admiral ist, wenn er nicht schießt.

       Und ich habe gesagt, ich tue es, wenn er sich nicht traut; ich mache den Kapitän, und er muß bloß

       kommandieren.

       Da ist er ganz lustig gewesen und hat gesagt, das möchte er. Ich muß aber streng folgen, weil er

       mein Vorgesetzter ist, und Feuer geben, wenn er schreit.

       Ich habe ein Paket Pulver bei mir gehabt. Das habe ich immer, weil ich so oft Speiteufel mache.

       Und ein Stück Zündschnur habe ich auch dabeigehabt.

       Wir haben das Dampfschiff hergezogen. Es waren Kanonen darauf, aber sie haben kein Loch

       gehabt. Da habe ich probiert, ob man vielleicht anders schießen kann. Ich meinte, man soll das

       Verdeck aufheben und drunter das Pulver tun. Dann geht der Rauch bei den Luken heraus, und

       man glaubt auch, es sind Kanonen darin.

       Das habe ich getan. Ich habe aber das ganze Paket Pulver hineingeschüttet, damit es stärker

       raucht.

       Dann habe ich das Verdeck wieder darauf getan und die Zündschnur durch ein Loch gesteckt.

       Arthur fragte, ob es recht knallen wird, und ich sagte, ich glaube schon, daß es einen guten Schuß

       tut. Da ist er geschwind hinter einen Baum und hat gesagt, jetzt geht die Schlacht an.

       Und er hat wieder geschrien: »Hurra! Gebt's ihnen, tapferer Kapitän!«

       Ich habe das Dampfschiff aufgedreht und gehalten, bis die Zündschnur gebrannt hat.

       Dann habe ich ihm einen Stoß gegeben, und die Räder sind gegangen, und die Zündschnur hat

       geraucht.

       Es war lustig, und der Arthur hat sich auch furchtbar gefreut und hinter dem Baum immer

       kommandiert.

       Er fragte, warum es nicht knallt. Ich sagte, es knallt schon, wenn die Zündschnur einmal bis zum

       Pulver hinbrennt.

       Da hat er seinen Kopf vorgestreckt und hat geschrien:

       »Gebt Feuer auf dem Achterdeck!«

       Auf einmal hat es einen furchtbaren Krach getan und hat gezischt, und ein dicker Rauch ist auf

       dem Wasser gewesen. Ich habe gemeint, es ist etwas bei mir vorbeigeflogen, aber Arthur hat

       schon gräßlich geheult, und er hat seinen Kopf gehalten. Es war aber nicht arg. Er hat bloß ein

       bißchen geblutet an der Stirne, weil ihn etwas getroffen hat. Ich glaube, es war ein Bleisoldat.

       Ich habe ihn abgewischt, und er hat gefragt, wo sein Dampfschiff ist. Es war aber nichts mehr da;

       bloß der vordere Teil war noch da und ist auf dem Wasser geschwommen. Das andere ist alles in

       die Luft geflogen. Er hat geweint, weil er geglaubt hat, daß sein Vater schimpft, wenn sein Schiff

       nicht mehr da ist. Aber ich habe gesagt, wir sagen, daß die Räder so gelaufen sind, und es ist

       fortgeschwommen, oder er sagt gar nichts und geht erst heim, wenn es dunkel ist. Dann weiß es

       niemand, und wenn ihn wer fragt, wo das Schiff ist, sagt er, es ist droben, aber er mag nicht damit

       spielen. Und wenn eine Woche vorbei ist, sagt er, es ist auf einmal nicht mehr da. Vielleicht ist es

       gestohlen worden.

       Der Arthur sagte, er will es so machen und warten, bis es dunkel wird.

       Wie wir das geredet haben, da hat es hinter uns Spektakel gemacht.

       Ich habe geschwind umgeschaut, und da habe ich auf einmal gesehen, wie der Rafenauer

       hergelaufen ist.

       Er hat geschrien: »Hab ich enk, ihr Saububen, ihr miserabligen!«

       Ich bin gleich davon, bis ich zum Heustadel gekommen bin. Da habe ich mich geschwind

       versteckt und hingeschaut. Der Arthur ist stehengeblieben, und der Rafenauer hat ihm die

       Ohrfeigen gegeben. Er ist furchtbar grob.

       Und er hat immer geschrien: »De Saububen zünden noch mei Haus o. Und meine Äpfel stehlen

       s', und meine Zwetschgen stehlen s', und mei Haus sprengen s' in d' Luft!«

       Er hat ihm jedesmal eine Watschen gegeben, daß es geknallt hat.

       Ich habe schon gewußt, daß er einen Zorn auf uns hat, weil ich und der Lenz ihm so oft seine

       Äpfel stehlen, und er kann uns nicht erwischen.

       Aber den Arthur hat er jetzt erwischt, und er hat alle Prügel gekriegt. Wie der Rafenauer fertig

       war, ist er fortgegangen. Aber dann ist er stehengeblieben und hat gesagt: »Du

       Herrgottsakerament!« und ist wieder umgekehrt und hat ihm noch mal eine hineingehauen. Der

      

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