Am anderen Ende der Sehnsucht. Stefan G Rohr
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Stefan G Rohr
Am anderen Ende der Sehnsucht
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Inhaltsverzeichnis
Am anderen Ende der Sehnsucht
Julietta
Prolog
Wie herrlich sie doch sind, die unzähligen Geschichten über die Liebe. Und so viele Gesichter sind ihnen zu Eigen. Unerfüllbarkeit, Eifersucht, Herzschmerz, Enttäuschung, Treuebruch, oder Intrige verleihen derlei Erzählungen ein gemeines, vielleicht sogar hässliches Antlitz, bevor die Schönheit erkennbar wird. Die Geschichten erzählen uns sodann von Einsicht, Reue, Bekenntnissen, Hingabe oder Edelmut in vielen Facetten, oder zeigen einfach nur das pure, schier unendliche Glück, gemalt in den schillerndsten Farben, wie in schönste Poesie gehüllt.
Gemein ist aber eben fast allen diesen Geschichten auch, dass es die Liebe selbst ist, ohne die wir nicht leben zu können glauben, sie dann doch aber das Gut ist, ganz paradox, mit welchem wir so häufig am achtlosesten und unehrlichsten umgehen, sie so manches Mal als lästig, hemmend und einschränkend verstehen, sie mit dummen und oberflächlichen Regungen riskieren, sie sogar nicht selten für Nichtigkeiten zu opfern bereit sind, gar mit Füßen treten.
Aber es gibt auch Liebesgeschichten, die anders sind, und nicht auf Dummheit, Leichtfertigkeit und Ignoranz beruhen, mitunter, zu allem Unglück, dennoch zur Tragödie werden können. Diese Geschichten sind dann mit Recht ganz tief im Herzen berührend, erlösend für den Fall, dass sich diese vielleicht sogar noch zu einem guten Ende wenden. Derlei Geschichten verdienen sodann ein Gütesiegel, denn nur sie berichten uns über die wahre Liebe zwischen zwei Menschen, nicht einseitig, nicht von Äußerlichkeiten getrieben oder verführt, nicht in Kitsch gekleidet.
Auch deshalb, weil sie vielleicht tatsächlich vom Leben selbst geschrieben wurden?
Das Siegel verdienen sie aber nicht allein deswegen. So denn auch, weil sie die Wahrhaftigkeit der Liebe erfassen, und nur diese verdient es dann diesen so großen Namen auch mit Recht zu tragen.
Weil sie unendlich ist. Über alle Grenzen hinweg.
Kapitel 1
Er merkte, dass er allmählich erwachen würde. Neugierig spürte er in sich hinein um, wie er es seit längerer Zeit stets beim Aufwachen tat, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Ruhe, der Schlaf, ihm Erholung gebracht hatte. Diesmal mischte sich noch etwas anderes unter seine Selbstbeobachtung. Ganz deutlich vernahm er lautes Zwitschern von Vögeln und er begriff, dass es der Gesang von Amseln, Spatzen und vielen anderen war, der ihn heute erwachen ließ. Sanfter als sonst, viel, viel sanfter. Fast erfüllte das Gezwitscher den ganzen Raum, kroch durch seine Ohren tief in sein Innerstes ein und erfüllte ihn ganz überraschend mit einer schon lange nicht mehr verspürten Freude. Für einen kurzen Moment. Dann war dieses wohlige Behagen auch schon wieder verflogen.
In seinem Schlafzimmer war es bereits recht hell. Die dünnen Vorhänge vermochten es nicht, das Sonnenlicht des Morgens so abzuhalten, dass er noch eine halbe Stunde, vielleicht sogar eine ganze, hätte länger schlafen können. Der Raum war einfach schon zu hell und so öffnete er seine Augen, war nun wach. Es war Anfang Mai und ein lieblicher Duft von blühenden Blumen, Büschen und Bäumen zog durch das gekippt offenstehende Fenster bis an sein Bett. So roch der Frühling, das wusste er, auch wenn es ihm gerade wie eine Ewigkeit her vorkam, dass er es das letzte Mal so vernommen hatte.
Wie doch alles anders war. Seine Blicke wanderten in dem kleinen, aber gemütlich eingerichteten Zimmer herum. Adrett war es eingerichtet, ordentlich und mit dem typischen Geschmack aus einer Zeit, die schon einige Jahrzehnte zurücklag. Und ein Lächeln kam ihm ganz kurz über sein Gesicht. Ja, er würde sich hier sicher wohl fühlen können. Und die zurückliegende Nacht war zwar traumlos und sicher den Anstrengungen der jüngsten Vergangenheit geschuldet, denn wie es sich für ihn gerade anfühlte, war er in einem tiefen, schweren Dunklen gewesen, diesmal aber eben anders als er es sonst kannte. Er schien wirklich besonders guter Laune zu sein.
Er stand auf, reckte sich kurz, zog die Vorhänge auf uns sein Blick fiel über einen blühenden Vorgarten hinaus in die Umgebung. So weit sein Auge reichte, sah er das satte junge Grün der Rebstöcke unzähliger Weinberge. Sie besetzten die Hügel und die steilen Hänge zum breiten Fluss im angrenzenden Tal, als hätte sie ein Riese mit großer Sorgfalt aneinander gereiht, akkurat, in wunderbaren Linien, mit einer ganz eigenen Symmetrie, die wohl nur ein Winzer kennen würde. Der ruhige Fluss lag wie eine grünliche Ader zwischen den Weinhängen und teils schroffen Felsen, die sich mit fast fürsorglicher Macht in das Bild streuten. Sie waren grau, aus Schiefer, verwittert und häufig schon spitz verwittert in ihrer Figur. Den Fluss aber schien das nicht zu berühren. Er floss in fast mystischer Stille langsam und beschaulich vor sich hin, zog einen langen Bogen, um sich dann in einer engen Schleife hinter steilen Hängen dem Auge des Betrachters zu entziehen. Die Sonne war noch nicht allzu hoch gestiegen, doch sie wärmte bereits mit erster Kraft des jungen Tages. Mit jedem neuen wird sie die hier wachsenden Trauben reifen lassen, und so die köstlichsten Weine ermöglichen, für