Old Surehand I. Karl May

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Old Surehand I - Karl May

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      »So wollt Ihr wohl in der Dunkelheit hin?«

      »Ja.«

      »Warum nicht am Tage, wo wir etwaige Spuren sehen können, Mr. Shatterhand?«

      »Weil wir da allerdings solche Spuren sehen, aber auch selbst gesehen würden.«

      »Ich denke, wenn wir vorsichtig – – –«

      Er wurde von Old Wabble unterbrochen, welcher ihm in strengem Tone in das Wort fiel:

      »Seid still, und schreit nicht hier drein wie ein Kamel, das fünfzehn Höcker hat. Habe denn etwa ich ein Wort gesagt? Mr. Shatterhand wird wohl wissen, was er thut. Wenn ihr euern Skalp zu Markte tragen wollt, so reitet weiter; ich aber bleibe hier.«

      Da stiegen sie auch von ihren Pferden. Parker brummte dabei:

      »Oho, oho, nur nicht so grob, Old Wabble! Ein Gentleman wie ich, ist nicht gewöhnt, sich dergleichen Kamele an den Kopf werfen zu lassen.«

      »Ein veritabler Gentleman hält vor allen Dingen das Maul, verstanden! Ihr habt zwar damals Euern ersten Elk sehr gut getroffen, inzwischen aber jedenfalls so viele Pudel geschossen, daß es Euch gar nicht zukommt, gegen Mr. Shatterhand zu sprechen, wenn etwas, was er thun will, Euch nicht paßt. Seid also still, sonst gehen wir fort und lassen Euch sitzen.«

      Ah, also darauf lief es hinaus! Sitzen lassen; das hatte er sich gemerkt. Er wollte durch seine Strenge gegen den braven Parker zeigen, daß er sich mit mir eins fühle. Dabei war ich überzeugt, daß seine Schweigsamkeit keine lang anhaltende sein und er mich bei nächster Gelegenheit grad ebenso interviewen werde, wie es jetzt Parker gethan hatte.

      Als es zu dunkeln begann und die Zeit für mich gekommen war, stand ich auf und sagte:

      »Ich gehe jetzt fort, um nach den Comantschen zu suchen. Ich lasse euch meine Gewehre hier und bitte, daß sich keiner von euch entfernt; es könnten Rote in der Nähe sein und ihn bemerken.«

      »Ganz richtig!« stimmte mir Old Wabble bei. »Ich nehme an, daß nun bald die beiden Comantschen kommen, die wir freigelassen haben. Die kommen wahrscheinlich hier nahe vorüber.«

      »Hier nicht, Mr. Cutter,« widersprach ich ihm. »Die benutzen jedenfalls die da unten liegende Furt und kommen also da drüben am jenseitigen Ufer dieses Wassers herauf.«

      »Meint Ihr?«

      »Ja. Darum habe ich vorhin das diesseitige Ufer zum Ausruhen gewählt; da können sie uns nicht bemerken.«

      »Well. Also, Ihr wollt gehen. Darf ich mit?« –

      »Ich will Euch aufrichtig sagen, daß ich lieber allein bin.«

      »Haltet Ihr mich für so unerfahren oder für so ungeschickt, daß ich Euch den Handel verderben kann?«

      »Nein, wenigstens nicht so wörtlich, wie Ihr es ausgesprochen habt.«

      »Also einigermaßen aber doch. Ich sage Euch, Sir, daß ich das Anschleichen ebenso wie jeder andre gelernt habe; das habe ich gestern abend bewiesen.«

      »Hm! Ich habe Euch doch gesehen.«

      »Mich nicht, sondern nur den Zweig, weil er sich bewegte.«

      »Pshaw! Schon lange, ehe Ihr diesen Zweig abschnittet, habe ich Eure Augen gesehen.«

      »Meine Augen? Good lack! Ist das möglich?«

      »Nicht nur möglich, sondern wirklich.«

      »Aber ich steckte doch ganz im Dunkeln! Kann man da Augen sehen, Mr. Shatterhand?«

      »Es ist das allerdings nur einem sehr scharfen und geübten Blicke möglich. Ihr werdet wohl zugeben, daß Augen glänzen. Und Ihr hattet die Eurigen noch dazu ganz offen.«

      »Das mußte ich doch! Wer etwas sehen will, der muß die Augen offen haben.«

      »Meint Ihr? Ein vorsichtiger Späher macht sie so weit wie möglich zu, damit sie nicht gesehen werden; ja, ich zum Beispiele mache sie, wenn ich genug gesehen habe und nun nur noch hören will, ganz zu, denn erstens sind sie dann ganz unsichtbar, und zweitens hört man bei geschlossenen Augen besser als bei offenen, wie Ihr wohl wissen werdet.«

      »Sir, es ist wahr; man kann von Euch noch viel lernen!«

      »Wenn Ihr das einseht, so will ich Euch auf noch etwas andres aufmerksam machen. Ich habe nämlich nicht nur Eure Augen, sondern auch Euer Haar gesehen.«

      »Auch dieses?«

      »Wundert Ihr Euch etwa darüber? Euer Haar ist schneeweiß, es fällt also noch weit eher auf als die dunkeln Augen.«

      »Alle Wetter, bei Euch hat man sich in acht zu nehmen.«

      »Nicht bloß bei mir, Mr. Cutter. Ich rate Euch, das Haar zu verhüllen, wenn Ihr wieder einmal in die Lage kommt, Euch anzuschleichen; Ihr könntet sonst leicht dieses schöne Haar mitsamt dem Kopfe verlieren.«

      »Werde es thun, werde es thun! Ich hoffe, daß ich gleich jetzt in diese Lage komme. Nicht?«

      »Weil ich Euch mitnehmen soll?«

      »Yes

      »Ich wiederhole, daß ich lieber allein gehe.«

      »Mag sein; aber Ihr seid doch auch nur ein Mensch, und es kann Euch ein Unfall erreichen. Dann sitzen wir hier und wissen nicht, wo Ihr steckt und wie Euch zu helfen ist.«

      »Das ist nicht unrichtig, und ich würde Euch wohl mitnehmen, wenn die Sache nicht so wichtig und dabei so gefährlich wäre. Der geringste Fehler kann uns verraten und das Leben kosten.«

      »Ich gebe Euch mein Wort, daß ich keinen Fehler mache!«

      »Euer Wort? Hm! Na, ich will es einmal gelten lassen und hoffen, daß Ihr es halten werdet.«

      »Danke Euch! Will nur erst Euern Wink befolgen; dann können wir gehen.«

      Er rollte sein Haar zusammen, um es auf den Kopf zu legen und das Tuch darüber zu binden. Während er dies that, fuhr er fort:

      »Kennt Ihr das ›blaue Wasser‹ und seine Umgebung so genau, daß Ihr Euch getraut, die Roten dort trotz der Dunkelheit der Nacht zu finden?«

      »Ja. Ihr könnt Euch dies doch denken, denn wenn es nicht der Fall wäre, hätte ich die letzte Tagesstunde zum Anschleichen benutzt und mich nicht müßig hierher gelegt.«

      »Bravo, bravo!« rief da Parker aus.

      Da drehte sich Old Wabble nach ihm um und fragte zornig:

      »Was habt Ihr denn da zu schreien, he?«

      »Bravo habe ich geschrieen,« antwortete der Gefragte.

      »Das habe ich wohl gehört; oder haltet Ihr mich für taub? Aber warum Ihr es gerufen habt, das will ich wissen.«

      »Aus

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