Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller. Alfred Bekker

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Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller - Alfred Bekker Extra Spannung

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Kaufhaus gehe oder eine Zeitung hole?»

      »Nicht gerade, wenn Sie aufs Klo gehen. Aber wenn Sie die Wohnung verlassen, hinterlassen Sie, wo Sie den Abend zu verbringen gedenken, und wenn Sie Ihre Pläne ändern, rufen Sie uns an. Wenn Ihnen das nicht passt, bekommt Ihr Wagen einen Peilsender, und ich lasse drei Teams aus Köln kommen, die Sie überwachen. Die Männer sind wie Schatten, denen entkommen Sie nicht.«

      Die Kälte und die Autorität in Mehrländers Stimmer ließen Schaake frösteln. Mehrländers Augen waren fade Flecken hinter der Brille, die schweren Lider hatten sich halb gesenkt.

      Als er weitersprach, klang sein Tonfall etwas verbindlicher. Aber nur etwas. »Wir müssen wissen, wo Sie sich aufhalten.«

      »Wo Sie mich suchen können? Oder Heller?«

      »Wir wissen eben gern, wo Sie sind«, sagte Mehrländer ausweichend. »Haben Sie schon mal daran gedacht, was passiert, wenn Heller Sie zuerst erkennt, aber Sie ihn nicht? Er ist ein Profi, vergessen Sie das lieber nicht.«

      »Was wird er tun?«

      »Schwer zu sagen. Wenn er kann, wird er Ihnen ausweichen, aber er wird gewarnt sein und wahrscheinlich in der Versenkung verschwinden.«

      »Warum?«

      »Er wird nicht an einen Zufall glauben. In unserer Branche gibt es keine Zufälle, Herr Schaake.«

      »Was wird er tun? Oder was würde geschehen?«

      »Wir wissen es nicht«, antwortete Mehrländer nach einiger Zeit.

      Schaake beugte sich vor. »Sie haben mir gestern erzählt, dass für Heller keine physische Gefahr bestünde...«

      »Richtig. Nicht von unserer Seite.«

      »Aber was ist mit mir? Besteht für mich eine physische Gefahr?«

      »Nach menschlichem Ermessen – nein. Aber wir wissen auch, dass die Gegenseite gelegentlich nicht vor drastischen Maßnahmen zurückschreckt.«

      »Warum haben Sie mir das nicht vorgestern gesagt?«

      »Hätten Sie dann gepasst, Herr Schaake?«

      Schaake lehnte sich zurück. Er wusste es nicht, jetzt nicht mehr.

      Georg hatte den Projektor und die Leinwand schon vorbereitet, und nachdem Mehrländer gegangen war, verdunkelte er das Zimmer. Neben Urbachs Platz brannte eine Stehlampe, die er mit einem Fußschalter bedienen konnte. In ihrem Schein öffnete er einen der Kunststoffkästen. Er enthielt Dias in vorführbereiten Rundmagazinen. Sie waren nach Nummern geordnet. Urbach verglich die Zahlen mit den Angaben auf einem Verzeichnis, das vor ihm lag, dann nahm er das erste Magazin aus dem Kasten und setzte es in den Projektor ein. Das Licht erlosch. Das Gebläse des Vorführgerätes summte leise, und Streulicht fiel über Urbachs Gesicht. Schaake hatte registriert, dass Urbach das Tonbandgerät wieder angeschaltet hatte.

      »Versuchen Sie, sich zu entspannen, Herr Schaake. Wir können alle Bilder mehrmals durchlaufen lassen, oder bestimmte Dias noch einmal zeigen. Sie brauchen es nur zu sagen. Rechnen Sie nicht damit, Ihren Freund gleich auf den ersten Bildern zu erkennen. Achten Sie besonders auf Personen in der Umgebung der Zentralfigur.«

      Das erste Bild leuchtete auf. Eine Straßenszene, irgendwo, ohne etwas Typisches. Ein Mann in einem Regenmantel verließ ein Geschäft. Am Straßenrand stand ein alter Kadett, der jedoch sehr neu aussah. Schaake ging auf, dass dieses Foto vor sechs oder sieben Jahren entstanden sein musste. Drei oder vier Passanten waren deutlicher zu erkennen. Schaake tastete ihre Gesichter ab, bis das Bild wechselte.

      Schaake sah, wie ein Feuerzeug aufflammte, dann wehte Zigarettenrauch durch den Projektionsstrahl. Er sah sich um. Urbach erwiderte seinen Blick. Das Weiße in den hellen Augen leuchtete. Der Projektor war auf Automatik geschaltet.

      Schaake konzentrierte sich auf die endlose Reihe der vorbeiklickenden Szenen. Mehrländer hatte nicht zu viel gesagt, als er behauptete, die Technik sei gut.

      »Sind das alles Spione?«, fragte Schaake.

      »Nicht alle, natürlich nicht. Die meisten Aufnahmen sind bei routinemäßigen Überwachungsaktionen entstanden. Es sind Botschaftsangehörige dabei, Mitglieder osteuropäischer Handelsmissionen, Mitarbeiter von Pressebüros. Die meisten von denen haben auch nachrichtendienstliche Funktionen.«

      »Warum fotografieren Sie die denn, wenn Sie es ohnehin wissen?«

      »Für unser Familienalbum, Herr Schaake. Für Gelegenheiten wie diese, zum Beispiel, oder um Beweismaterial zu haben, wenn es gebraucht wird. Manchmal müssen wir unseren Freunden auch einen Gefallen tun. – Aber um Ihr Gewissen zu beruhigen. Herr Schaake – sofern auf den Bildern Landsleute von uns festgehalten sind, sind sie zumindest verdächtig, für eine fremde Macht zu spionieren, um es einmal volkstümlich auszudrücken. Es sind Angestellte in Ministerien und Parteien, Mitglieder von Verbänden, die der Industrie oder Parteien nahe stehen, Sekretärinnen oder deren Liebhaber.«

      Urbach setzte ein neues Magazin ein, ohne das Licht anzuschalten. Georg verließ lautlos den Raum, um Kaffee zu kochen. Die Vorführung ging weiter.

      »Hat er Ihnen nie geschrieben?«, fragte Urbach.

      Geschrieben? Schaake erinnerte sich an zwei Briefe. »Ja«, antwortete er. »Zwei Briefe. Aber ich weiß nicht mehr, was drin stand.«

      Belangloses Zeug. Nichts, was jetzt, nach 23 Jahren Aufschluss über Jochens Motive oder seinen Werdegang gegeben hätte Jochen hatte zuerst geschrieben, wo er wohnte und wie er untergekommen war. Und dass er beabsichtigte, theoretische Physik zu studieren. Und dass er die Filme vermisste, besonders die Western. Jochens zweiter Brief hatte noch nichtssagender geklungen. Er werde sein Studium aufnehmen, er habe ein Stipendium bekommen. Danach kam nichts mehr. Volker Schaakes letzter Brief blieb unbeantwortet. Und weil er, Volker Schaake, seinerseits sein Studium in Aachen aufnahm, und weil er neue Eindrücke empfing, neue Menschen kennenlernte, hatte er sich keine sonderliche Mühe mehr gegeben, die Verbindung zu halten, wiederherzustellen oder was auch immer. Jochen Heller war eins geworden mit der Erinnerung an eine schöne unbeschwerte Jugendzeit, war Bestandteil von ihr, wie der Anblick der Porta Westfalica oder ein Streifzug durch die Weserwiesen.

      »Wie gesagt, wir dürfen nicht zu viel erwarten«, erklärte Urbach leichthin. Das Tonbandgerät lief ununterbrochen. »Sprechen wir von Ihrem Freund und Ihrer Zeit in Minden. Erzählen Sie einfach, woran Sie sich erinnern.«

      Schaake sah auf die vorüberhuschenden Fotos, trank von dem Kaffee, den Georg wie ein aufmerksamer Gastgeber laufend nachschenkte, und er versuchte, Urbach entgegen zu kommen. Aber was er sagte, war unwichtig, belanglos. Er redete mehr von Stimmungen als von tatsächlichen Erlebnissen. Wenn Urbach enttäuscht war, zeigte er es nicht, jedenfalls nicht so schnell. Irgendwann schnippte er mit den Fingern, und Georg zog die Vorhänge zurück.

      Schaake rieb seine Augen. Die Luft war schwer und blau vom Zigarettenrauch. Georg öffnete ein Fenster.

      »Wird es Ihnen zu viel?«, erkundigte sich Urbach.

      Schaake schüttelte den Kopf. »Es geht schon. Wir können weitermachen.«

      Schaake konzentrierte sich und zeigte die Disziplin, die er bei seiner Arbeit gewöhnt war. Am Abend war er mehr als ausgelaugt. Die Gesichter auf den Dias verschwammen vor seinen Augen. Natürlich hatten sie immer wieder Pausen eingelegt, in denen sie Kaffee getrunken oder

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